(barni) Die Kaarster Kleinkunst-Freunde kennen Robert Griess. Er ist einer der Akteure beim traditionellen Jahresrückblick „Schlachtplatte“, am Freitag überraschte er im Albert-Einstein-Forum mit politischem Kabarett.
Schon der Auftakt gelang spektakulär. Robert Griess kommt mit einer Kettensäge und einer Maske des US-Präsidenten Donald Trump auf die Bühne: „Die Kettensäge ist das Symbol der Zeit“, sagt der Kleinkünstler. Sein Programm hat er auf den allerneuesten Stand gebracht. Das ist alles andere als einfach in Zeiten, in denen sich die schlechten Nachrichten überschlagen. Viele davon hat der amtierende amerikanische Präsident zu verantworten. Dass er scharf auf die Insel Sylt ist, würde zwar zu ihm passen, ist allerdings ein Fake.
Robert Griess macht einen Schlenker von den USA zur Domstadt – naheliegend für jemanden, der in Köln lebt und arbeitet. Er hat einen hohen Titel zu vergeben: „Welthauptstadt der Misswirtschaft.“ Und er legt nach: „In Köln herrscht italienische Sorglosigkeit gepaart mit rheinischer Inkompetenz.“ Das macht er unter anderem an den maroden Brücken fest. Sein Tipp: „Ein Ruderboot kaufen.“ Zugleich sei die Leverkusener Brücke „die letzte Hoffnung für den Weltfrieden“: An ihr würden die Russen bei einem Einmarsch ausgebremst werden.
In einem anderen Kapitel widmet er sich der „fehlgeleiteten Intelligenz“. Die Superreichen im Orbit – er denkt da offenbar an den Milliardär und Trump-Berater Elon Musk – nennt er „Schweine im Weltall“.
Ein wenig peinlich wird es, als Robert Griess der SPD von einst mehr als eine Träne nachweint. Zur Trauerbewältigung gehört ein nostalgisches „Glück auf“. „Wir hatten eine lange Geschichte, doch jetzt ist sie vorbei“, lautete die traurige Bilanz. Als „strammer Parteisoldat“ verharrt er in der Vergangenheit – aber die Zeiten haben sich geändert.
Bei Griess gibt es auch noch das Schichtendenken. Dass die Mittelschicht sich im Trash-TV an der Unterschicht abarbeite, sei ein Ablenkungsmanöver mit dem Ziel, „nicht der Oberschicht auf die Finger zu kloppen“.
Griess kritisierte die Flut von Talkshows, an denen offensichtlich immer dieselben Personen teilnehmen. Es muss aber nicht immer nur politisch sein. Was ihm gar nicht gefällt, sind die vielen Kochshows im Fernsehen. Er befürchtet, dass im TV bald vegan gekocht wird und kann sich vorstellen, wie diese Sendungen dann heißen werden: „Kill Dill“, „Krieg der Kerne“ oder „Alle gegen die Paprika“.
Eine Art Pilotenjacke reicht ihm schließlich, um in die Rolle „vom Fahrer des Griess“ zu schlüpfen. Der ist der Prototyp eines Kleinbürgers, macht seinem Ärger Luft, kann die Welt erklären – oder versucht es zumindest. Das ist sehr erfrischend und hat mit dazu beigetragen, dass das Publikum unter‘m Strich zufrieden gewesen sein dürfte.