Ausstellung in der Rathaus-Galerie Design-Aktion wirbt für Grundgesetz
Kaarst. · Für ein Projekt der Sparkassenstiftung haben Düsseldorfer Design-Studenten Plakate entworfen.
Der Hörsaal präsentiert sich als Fanmeile mit Fähnchen in Schwarz, Rot, Gold, Knabberimbiss vom Bäcker Hinkel und Mineralwasser. An der Tafel steht ein Satz von Joseph Beuys: „Demokratie ist lustig!“ Keiner mochte dem verstorbenen Künstler widersprechen, der vehement für kreatives Mitgestalten in der Gesellschaft warb. Um kreatives Mitgestalten geht es auch Wilfried Korfmacher (61). Der Design-Professor aus Meerbusch hat mit seinen Studierenden aus dem Social-Design-Seminar der Hochschule Düsseldorf über neue Ansätze nachgedacht, wie „Plakative Motive für menschliche Rechte“ aussehen sollten.
Herausgekommen sind spannende Kampagnen, die in dem Jahr, in dem das Grundgesetz 70 Jahre alt wird, für die verbrieften 19 Grundrechte der Bundesbürger werben. Ziel ist demokratische Aufklärung und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Die Arbeiten wurden jetzt erstmals einem kleinen Fachpublikum bei einer Vorlesung präsentiert. Premiere hat die Werkschau aber erst am 2. Oktober, am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit. Dann werden sie exklusiv in der Kaarster Rathaus-Galerie zu sehen sein. Ein gesellschaftliches Ereignis für Kaarst und Kaarster, das Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus als Vorsitzende mit der Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen auf den Weg gebracht hat: Die Stiftung fördert das unkonventionelle Demokratieprojekt der Korfmacher-Studenten mit 15 000 Euro.
Das Projekt löst den seit 20 Jahren produzierten Kunst-Kalender ab
Volker Gärtner von der Sparkasse Neuss zeigte sich wie sein Vorstandskollege Carsten Proebster von den Plakatmotiven und Wortgebungen „beeindruckt“. Er hatte gemeinsam mit Korfmacher das Projekt erdacht, das bei der Stiftung den über 20 Jahre hinweg produzierten Kalender mit Arbeiten Kaarster Künstler ablöst: „Es war Zeit für Neues“, sagt Gärtner. So denkt wohl eine Sparkassenführung, deren Banker keine Krawatten mehr tragen.
In seinem Grußwort zeigte sich Gärtner neugierig auf „andere Umgebung, andere Leute und anderes Denken“. Er wurde nicht enttäuscht. Der bekannte Vergleich von Äpfeln und Birnen kam zwar auch in den Kampagnen-Plakaten vor, war aber nur eine von vielen pfiffgen, überraschenden, packenden Ideen. Ein Herren-Trio legte ein Panini-Heft vor; doch statt Bildchen der Fußballstars werden nun die „Helden der Nation“ gesammelt, die Frauen und Männer, die 1948/49 im Parlamentarischen Rat das Grundgesetz verfassten. Gesellschaftslehre so unterhaltsam wie eine Fußball-WM: Demokratie ist eben (auch) lustig.
Noch sind die Arbeiten unter Verschluss. „Das Aha-Priveleg gebührt dem Kaarster Publikum am Eröffnungstag der Ausstellung“, sagt Korfmacher. In Kaarst werden auch die drei Preisträger geehrt, die von einer Jury gekürt wurden.
Eine Wanderausstellung
mit den Arbeiten ist möglich
Was nach der Kaarster Schau kommt, muss sich noch zeigen. Eine Wanderausstellung gehört ebenso zur Ideensammlung wie ein Katalog, der alle Arbeiten beinhaltet. Korfmacher ist von dem Ergebnis, das seine Studierenden vorgelegt haben, überzeugt: „Das ist gut. Da lohnt der Aufwand.“ Das fanden auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Michael Szentei-Heise, Verwaltungsvorstand der Jüdischen Gemeinde, die beide zur Jury gehörten.
Bis sich Korfmacher für den Gedanken begeisterte, mit Plakaten für ein eher trockenes Thema wie das Grundgesetz zu werben, brauchte es Zeit. Aber aus dem Impuls, den Volker Gärtner setzte, wurde eine Initiative. „Wir forschen hier, und wir machen Kunst“, sagt Korfmacher, „da weiß keiner, was am Ende dabei herauskommt.“ Er wagte. Das Thema ist wichtig. Die Kampagnen sind überzeugend, die Partner begeistert. Ende gut, alles gut.