Für Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sind die beiden Stipendiaten „Botschafter der Integration“. „Sie haben durch intensive Studien eine gute Leistung erbracht und sind damit ein positives Beispiel für andere Migranten“, lobte der Landrat die beiden Abiturienten. Die im sibirischen Kolpaschewo in Russland geborene Maria Pluschnikov kam vor acht Jahren nach Deutschland — ebenso wie Tingjun Wu aus Najing in der Volksrepublik China konnte sie damals kein Deutsch. „Die erste Phase, das Erlernen der Sprache, war unheimlich schwer“, sagt Maria Pluschnikov rückblickend.

Unterstützung erhielt die Schülerin damals in einem Deutsch-Intensivkurs im Neusser Quirinus-Gymnasium. Begabte Schüler ausländischer Herkunft aus dem Rhein-Kreis Neuss, die kein oder wenig Deutsch können, fördert der Lehrer Torsten Götte mit seinem Team im Fach Deutsch.

Auch Tingjun Wu aus Nanjing wurde hier fit gemacht für den Unterricht im Bettina-von-Arnim-Gymnasium. „Ich fand es schwer, Deutsch, Englisch und Latein gleichzeitig zu lernen“, sagt der heute 21-Jährige, der in Aachen Maschinenbau studieren will. Mathe und Physik sind seine Lieblingsfächer, in denen er auch schon Nachhilfe erteilte.

Soziales Engagement zeigt Maria Pluschnikov, indem sie Schüler im Deutsch-Intensivkurs am Quirinus-Gymnasium unterstützt. Sie wählte Deutsch und Mathe als Leistungsfächer, erreichte einen Abiturdurchschnitt von 1,4 und würde gern Betriebswirtschaft studieren, voraussichtlich in Köln. Beim Migranten-Stipendium des Rhein-Kreises Neuss, das seit 2010 in das NRW-Stipendien-Programm eingebunden ist, sind die Kölner Universität und die RWTH Aachen Kooperationspartner.

Seit 2009 vergibt der Kreis ein Migranten-Stipendium an erfolgreiche Abiturienten, die im Rhein-Kreis Neuss leben, ursprünglich keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten und mindestens die vergangenen drei Jahre im Rhein-Kreis Neuss zur Schule gegangen sind. Zudem müssen sie sich sozial engagieren. Finanziell gefördert werden die Stipendiaten maximal zehn Semester lang.