Fußball: VfR steht wieder vor dem Aus
Der Verein muss 5.000 Euro bis Ende des Monats aufbringen, um die Insolvenz einleiten zu können.
Neuss. Dem VfR Neuss steht das Wasser mal wieder bis zum Hals. Damit das Insolvenzverfahren Anfang Februar ordnungsgemäß eingeleitet werden kann, benötigt der Traditionsklub 5.000 Euro, um Gerichtskosten und Insolvenzverwalter zu bezahlen. Nur dann kann der VfR in der Bezirksliga in der kommenden Saison einen Neuanfang in Angriff nehmen. Andernfalls müsste das Insolvenzverfahren mangels Masse abgewiesen werden, die Kicker des VfR würden sportlich von der Landkarte gestrichen.
Der im Vorjahr neu gewählte Präsident Reinhardt Josef Wendt lud am Dienstagabend die 250 verbliebenen Mitglieder in das Vereinsheim Alte Liebe ein und bat händeringend um finanzielle Unterstützung. Es kamen 25, und spontan sein Portemonnaie zückte keiner von ihnen. Am Rande: Laut Schatzmeister Dieter Schmitz betragen allein die Rückstände an Mitgliedsbeiträgen 4.500 Euro.
Dass es überhaupt so weit kommen musste, war auch für Wendt eine unschöne Überraschung. Er hatte in Abstimmung mit dem neuen Vorstand versucht, den nach Prozesskosten und anfallenden Zinsen wieder auf rund 133.000 Euro angewachsenen Schuldenberg in Raten abzutragen. Das schien in den ersten Monaten auch zu funktionieren, doch ein Gläubiger stellte sich quer.
Der Gerichtsvollzieher stand beim VfR auf der Matte, die Forderung wurde im Wege der Zwangsvollstreckung geltend gemacht. Damit blieb nur die Insolvenz als Ausweg. Sollte die Einleitung des Insolvenzverfahrens gelingen, müsste der VfR innerhalb einer „gewissen Zeit“, so Wendt, zehn Prozent der Gesamtschulden aufbringen — sonst wäre alles umsonst gewesen.
Sportlich wäre der Abstieg aus der Landesliga nach dem Abgang der wichtigsten Spieler sowie zuletzt auch von Trainer Jörg Ferber ohnehin nicht zu vermeiden gewesen. Den Spielbetrieb bis zum Ende der aktuellen Saison aufrechtzuerhalten, kam für Wendt angesichts der eklatanten Finanznot ebenfalls nicht infrage. „Wir müssen für jede Begegnung allein 150 Euro für das Schiedsrichtergespann bezahlen.“
Ein Neustart in der Bezirksliga wäre aber möglich, glaubt der Präsident. „Zehn Spieler der alten Mannschaft, die nur jeweils zwischen 150 und 200 Euro im Monat bekommen haben, wären zurückgekommen. Auch viele kleinere Firmen haben signalisiert, dass sie helfen wollen, so lange sie nicht für die Altschulden aufkommen müssten“, sagt Wendt. Zudem hätten in der akuten Notlage Ex-Neusser wie der jetzige Fortuna-Spieler Andreas Lambertz oder Bochums Coach Friedhelm Funkel und auch der ehemalige Landrat Dieter Patt ihre Hilfe angeboten.
„Notfalls fange ich mit dem VfR aber auch wieder von ganz unten an. Ich ziehe das hier durch, bis gar nichts mehr geht“, erklärt Wendt. Michael Klinkicht, seit dem Vorjahr im neu gegründeten Aufsichtsrat, meinte am Dienstag: „Ich habe, seit ich diesen Posten übernommen habe, nie einen Finanz- geschweige denn einen Tilgungsplan gesehen. Unter diesen Umständen kann ich diese Aufgabe nicht länger wahrnehmen.“