Handball/DHC: Das Ende einer Ära
Mit der Partie am Samstag gegen die SG Bietigheim endet nach drei Jahrzehnten der Profi-Handball in Dormagen.
Dormagen. Samstagabend haben die Dormagener ein letztes Mal die Möglichkeit, professionellen Handballsport in der Chemiestadt zu erleben. Wenn der DHC Rheinland ab 19.30 Uhr im Sport Center gegen die SG Bietigheim antritt, endet eine Ära, die vor gut 30 Jahren begann.
Nach der Partie geht es für die Dormagener in der 3. Liga weiter — dann wieder als TSV Bayer Dormagen, dem Ursprungsklub, der einst den Weg ins Handball-Oberhaus angetreten war. Doch nach der Insolvenz des DHC Rheinland gibt es ab der kommenden Saison nur noch Amateursport in Dormagen zu sehen, eine Rückkehr in den bezahlten Handballsport erscheint vorerst unrealistisch.
Es geht in Zukunft darum, mit bescheidenen Mitteln bestmöglichen Handball zu spielen, um dem eigenen, herausragenden Nachwuchs — die B-Jugend des Vereins greift am Wochenende nach der Deutschen Meisterschaft — eine Zukunft bieten zu können.
So heißt es für die eingefleischten Fans Abschied nehmen — von der aktuellen Mannschaft, von der nur einige wenige Akteure bleiben werden, von Trainer Richard Ratka und von dem stimmungsvollen Ambiente im Sport Center, das nicht zu Unrecht häufig als Hexenkessel beschrieben wurde.
Seit der Saison 1995/96 spielten die Dormagener unter wechselnden Namen (TSV Bayer, TSV und DHC Rheinland) kontinuierlich gegen den Abstieg aus der oder um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. 2001 zog der Verein wegen finanzieller Probleme seine Mannschaft schon einmal bis in die Regionalliga zurück, um mit einer perfekten Saison ohne Punktverlust sofort wieder in die 2. Liga zurückzukehren.
Doch damals gab es ein klares Bekenntnis zum professionellen Handballsport. Dieses kann es heute nicht mehr geben. So bleibt den Fans lediglich die Erinnerung an bessere Zeiten, die zuletzt mit dem Namen Kai Wandschneider verknüpft waren. Wandschneider trainierte die Bundesliga-Truppe von 2001 bis 2011, erlebte zwei Zwangsabstiege mit, führte die Dormagener aber auch immer wieder zurück ins Oberhaus.
„Das war beständig ein Tanz auf der finanziellen Rasierklinge“, erinnert sich der Ex-Coach, der jetzt bei der HSG Wetzlar unter Vertrag steht. Dennoch hat er tolle Erinnerungen an seine Zeit in Dormagen, wo er immer wieder Mannschaften aus Talenten aufgebaut hatte, die heute teilweise zu den Besten in der Handball-Bundesliga gehören. RaW