Handball/TSV Dormagen: Einmal in der Saison als Favorit in eine Partie

Bundesligist TSV Dormagen empfängt am Samstagabend Schlusslicht Stralsunder HV im Sport Center mit der Bürde des Favoriten.

Dormagen. Als Aufsteiger und "Armenhaus" der 1. Handball-Bundesliga tritt der TSV Dormagen zu beinahe jedem Spiel der Saison als Außenseiter an. Holt die Mannschaft aus der Chemiestadt dann Punkte, muss das gegen gut 80 Prozent der Gegner als Überraschung oder gar Sensation gewertet werden.

So ist es umso verwunderlicher, wenn der TSV einmal als Favorit in eine Partie geht. Das geht denn auch nur, wenn der Gegner Stralsunder HV heißt, seines Zeichens Tabellenletzter ist und dazu noch in argen Finanznöten steckt.

Und so macht TSV-Trainer Kai Wandschneider denn auch kein Hehl aus der Favoritenrolle, die der TSV im Heimspiel gegen den SHV inne hat: "Das ist aber in dieser Meisterschaftsrunde eine ziemlich einmalige Ausgangsposition. Sonst sind wir ja auch in den Heimspielen eher die Außenseiter."

Die Partie, die am Samstagabend um 19 Uhr im Dormagener Sportcenter angepfiffen wird, ist für ihn denn auch ein "Big-Point-Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollen. Denn mit einem Sieg behalten wir Anschluss zu Mannschaften wie Balingen, Minden oder Wetzlar."

Die Favoritenrolle kann freilich auch eine Belastung sein und "macht die Aufgabe keineswegs leichter", sagt Wandschneider und warnt davor, die Gäste aus dem Norden mit namhaften Spielern wie Samaras, Nincevic, Bruna, Berka, Libergs oder Hruby zu unterschätzen.

Die Grippewelle, die über Dormagen gefegt war, hatte zwischendurch nahezu die halbe Mannschaft erreicht. Der Coach geht aber davon aus, dass bis auf die verletzten Peter Sieberger und Szabolcs Laurencz alle Akteure morgen an Bord sind.

Heil kamen auch drei Spieler von den EM-Qualifikationsspielen zurück: Torwart Vitali Feshchanka war ein Garant für die weißrussischen Heim- und Auswärtssiege gegen Israel (38:31/31:28), Linksaußen Michiel Lochtenbergh spielte mit den Niederlanden am letzten Sonntag 25:25 gegen Litauen. Und der griechische Neuzugang Konstantinos Chantziaras erlebte Sieg (27:24) und Niederlage (27:28) gegen die Slowakei mit.

Nach der Premiere in Melsungen bestreitet "Dinos" Chantziaras morgen sein erstes Heimspiel für den TSV. Und das ausgerechnet gegen seinen alten Klub, der den griechischen Internationalen aufgrund seiner finanziellen Schwierigkeiten abgeben musste. Für den 26-jährigen Linkshänder ist die Situation kein Problem: "Ich bin glücklich und froh, jetzt hier in Dormagen zu sein. Ich werde mein Bestes für die Mannschaft geben, damit wir in der 1. Bundesliga bleiben."

Viel Zeit zum Einspielen hatte Chantziaras freilich immer noch nicht: Nur sechs Trainingseinheiten hat er mit seinen neuen Kollegen bislang absolviert, bei denen aufgrund der Krankheitswelle nie alle Akteure anwesen waren. "Doch auf dem Feld werden wir eine eingeschworene Truppe sein, denn es geht für uns um sehr viel", setzt Coach Wandschneider auf die Heimstärke seiner Mannschaft und auf den Effekt "Zuschauer."