Radsport: Tour de Neuss trotzt allen Widrigkeiten
André Greipel ist der Star der zwölften Auflage des Neusser Radrennens.
Neuss. Jan Tschernoster fuhr die Konkurrenz gestern in Grund und Boden. Es war zwar nur das U19-Rennen bei der zwölften Auflage der Tour de Neuss, der junge Sieger aus Herne zählt aber zweifelsohne zu den hoffnungsvollen Talenten, die der deutsche Radsport aktuell reihenweise hervorbringt. Sechs Etappensiege bei der Tour de France und die Forderung der jungen Generation nach harten Strafen für Dopingsünder sollten eigentlich einen Imagegewinn der gebeutelten Sportart zur Folge haben. Doch der Weg ist scheinbar lang und steinig.
Bei der diesjährigen Tour de Neuss war einiges anders als in den Vorjahren. Das Fahrerfeld war kleiner, es fehlten ein paar Bierbuden und den Doppeldecker-Bus als Aussichtstribüne im VIP-Bereich suchte man ebenfalls vergebens. Drei Sponsoren waren dem Neusser Radfahrerverein kurzfristig abgesprungen, Zeugnis davon waren verklebte Firmenlogos an der Sponsorenwand hinter dem Siegertreppchen.
Der Etat musste um ein Drittel gekürzt, der Gürtel enger geschnallt werden. „Doch es gibt das Rennen noch, andere Kriterien nach der Tour de France sind längst gestorben“, sagt Moderator Christian Stoll. „Rhede, Mönchengladbach, Hannover oder Radevormwald, alles tot“, so der Radsportexperte und Stadionsprecher von Werder Bremen.
Herbert Knott kommt seit Jahren aus Düsseldorf zur Tour de Neuss: „Ich finde die jungen Fahrer glaubhaft, sie haben eine Chance verdient. Und so ein tolles Rennen wie hier in Neuss muss es weiterhin geben“, erklärt der Hobbyfahrer.
Einen echten Star gab es dann gestern trotz der finanziellen Probleme dennoch. Und zwar einen zum Anfassen: André Greipel, Etappensieger bei der Frankreich-Rundfahrt, nahm sich reichlich Zeit für Autogramm- und Fotowünsche und absolvierte mit den radsportbegeisterten Kindern des Neusser RV zwei Runden. Und auch Stefan Hilgers, in den letzten Wochen ein leidgeprüfter Vorsitzender des Vereins, fand sein Lachen zurück. Im Rahmen der Aktion Tandem, bei der sich Behinderte und Nichtbehinderte ein Dreirad teilen, trat er mächtig in die Pedale.