Stabhochspringen: Dilla hört Lockruf aus London
Der 19-jährige Dormagener hat sich in dieser Saison weiter gesteigert und träumt von Olympia 2012.
Dormagen. Den Namen des 19-jährigen Dormagener Stabhochspringers Karsten Dilla haben sich inzwischen viele Sportbegeisterte gemerkt. Und der Höhenflug soll noch lange nicht vorbei sein. Der Traum von Dilla, der sich in dieser Saison mit Bronze bei der U20-WM weiter steigern konnte, ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London in vier Jahren.
"Da möchte ich mit Raffael Holzdeppe am liebsten zusammen auf dem Treppchen stehen", steckt der 1,88 Meter große Stabartist seine ehrgeizigen Ziele ab.
In diesem Jahr stand er mit Holzdeppe bereits auf dem Podest in Bydgoszcz bei der Junioren-WM. Dort gewann der Zweibrücker Gold mit 5,60 Meter, während es für Dilla für seinen besten Sprung von 5,30 Meter eben jene Bronzemedaille gab, die bisher seinen größten internationaler Erfolg darstellt. Holzdeppe schaffte es sogar nach Peking, wo er am vergangenen Freitag als 19-Jähriger bereits Rang acht belegte - mehr als ein Achtungserfolg.
Die Wettkämpfe "Dilla gegen Holzdeppe" haben es schon seit einigen Jahren in sich. Und wer gewann zumeist? Karsten Dilla! Im Vorjahr scheiterte Holzdeppe bei der Junioren-EM in Hengelo schon in der Qualifikation, während es Dilla mit der Höhe von 5,35 Meter im Finale auf Rang vier schaffte.
Und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm im Vorjahr wurde Dilla hinter dem Berliner Dieckmann Vizemeister, während Holzdeppe als Vierter bei der Medaillenvergabe zuschauen musste - er hatte sich erneut verpokert.
2005 in Wattenscheid hatte Holzdeppe auf die Teilnahme bei der B-Jugend verzichtet und war Vizemeister bei der A-Jugend geworden. Karsten Dilla lieferte sich ein packendes Duell mit dem Württemberger Nico Weiler und sicherte sich Gold. Holzdeppes Traum, wenigstens einmal im Freien Deutscher Jugendmeister zu werden, erfüllte sich nicht.
Nur in der Halle schaffte er es im vergangenen Februar - und vielleicht auch nur deshalb, weil Karsten Dilla in der Wintersaison ausfiel. Dilla musste ausgerechnet Anfang Januar auf den Operationstisch und sich an der Patellasehne des Knies überflüssigen Knorpel entfernen lassen, der ihm selbst beim Sitzen in der Schule zu schaffen machte.
Um so überraschender war sein Wiedereinstieg Anfang Mai, als er in Leverkusen auf Anhieb mit 5,40 Meter eine neue Bestleistung erreichte und damit den ersten Pflock einschlug, um sich im Fernduell mit Nico Weiler (er geht in Kalifornien zur Schule) den zweiten Platz hinter Holzdeppe im deutschen WM-Team zu sichern. Weiler packte die 5,40 Meter in vielen Wettkämpfen nicht, so dass Dilla und Holzdeppe die beiden Tickets nach Bydoszcz erhielten.
Revanche war für Nico Weiler bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Berliner Olympiastadion angesagt - doch es wurde nichts daraus, denn er scheiterte übermotiviert gleich dreimal an seiner Anfangshöhe von fünf Metern. Karsten Dilla hatte anschließend das Stadion für sich und zog fast 6000 Besucher in seinen Bann, als er sich auch noch über 5,40 Meter schwang und nur knapp an 5,50 Meter scheiterte.
Diese Höhe holte er beim Bayer-Meeting in Leverkusen nach. "Und das soll für dieses Jahr reichen", meinte Dilla am Sonntag beim Meeting in Düsseldorf, als ihm selbst 5,32 Meter nicht mehr gelingen wollten. "Man merkt doch, dass alles sehr anstrengend war", erklärt der 19-Jährige.
Dilla hat zudem noch ganz andere Sorgen. "Ich bin leider kein so guter Schüler. Jetzt will ich mich auf mein Abitur vorbereiten." Was er danach machen will, ist ihm noch ein Rätsel. Er hatte ursprünglich gehofft, in der Sportkompanie bei der Bundeswehr unterschlüpfen zu können, wurde aber als "untauglich" ausgemustert.
"Wahrscheinlich werde ich Sport studieren, wenn ich denn einen Studienplatz bekomme", hofft Dilla, dessen Durchschnittsnote zuletzt bei 2,9 lag - womit er sich die Studienplätze nicht gerade aussuchen kann.
"Ich will mich in jedem Fall auch in der Schule noch verbessern", hat er sich fest vorgenommen, wohlwissend, dass eines Tages auch die Karriere als Stabhochspringer vorbei sein wird und er dann einen "soliden Beruf" benötigt.