125 Jahre: Sack & Kiesselbach stellte schon Münzen für die Queen her
Der japanisch anmutende Garten hinter dem Firmengebäude an der Langster Straße ist der ganze Stolz von Claus-Günther Knorr. Der Senior der Firma Sack und Kiesselbach hat ihn fast zwei Jahre lang mit viel Liebe zum Detail geplant.
Zuvor war auf dem Grundstück ein Hof, Knorr kaufte das Gelände vor zwei Jahren — und kümmerte sich als erstes um den Garten, bevor die Bürogebäude geplant wurden. „Und dahinten“, zeigt er auf das Ende des Gartens, „da fließt der Kiesselbach.“ Ist natürlich nur ein Scherz, denn einen Bach mit diesen Namen gibt es natürlich nicht.
Die Geschichte des Unternehmens reicht weit zurück: Es wurde im April 1891 von Hugo Sack und Clemens Kiesselbach als eine Fabrik zur Herstellung von Dampfmaschinen gegründet. Vor dem Ersten Weltkrieg entstand dabei die stärkste Dampfmaschine Europas mit 15 000 PS für die Walzstraße eines Stahlwerkes. 1927 stellte das Unternehmen die erste hydraulische Einsenkpresse her und hat sich in der Zwischenzeit mit mehr als 1500 Pressen weltweit einen Namen gemacht. Heute entwickelt die Firma maßgeschneiderte und schlüsselfertige Pressensysteme für Münzen und Medaillen.
Dabei ist nur das Büro mit Vertrieb und Verkauf seit März dieses Jahres in Langst-Kierst angesiedelt, produziert wird hauptsächlich in der Nähe von Hannover. Bis zum Umzug nach Meerbusch war die Westfalenstraße in Düsseldorf-Rath Heimatadresse für Knorr und seine Mitarbeiter.
Claus-Günther Knorr stammt aus Heilbronn. Er ist der letzte Träger des Familiennamens Knorr — der Firma, die vor allem durch Tütensuppen bekannt wurde. Er ist auch der Urenkel des Firmengründers Kiesselbach. Seit 1963 gehört Wolfgang Schmitz zur Firma. Der Maschinenbautechniker ist auch jenseits des Rentenalters dem Unternehmen treu geblieben und arbeitet im Alter von 76 Jahren immer noch gern im Unternehmen.
Der Bau einer Presse dauert sechs bis neun Monate. Spezialität und Eigenentwicklung von Sack und Kiesselbach ist die Einsenkpresse. Es sind aber nicht nur Münzen, die auf den Maschinen geprägt werden: So trägt Wolfgang Schmitz eine auffallende Gürtelschnalle — eben auch auf einer Sack-und-Kiesselbach-Maschine geprägt. Daneben kommen die Pressen auch bei den Zulieferern der Autobauer und in der Medizintechnik und der Pharmaindustrie zur Herstellung von Tablettenstempeln zum Einsatz.
Eine Anekdote aus der reichhaltigen Firmengeschichte hat Knorr parat: Die staatliche Münzanstalt England brauchte eine Presse, um eine spezielle Münze zu prägen und hatte schon viele ausprobiert — ohne Erfolg, ohne Geschäftsabschluss. Bis sie auf die Maschine aus dem Hause Sack und Kiesselbach stieß. Und genau die war es: Weil die Haare der Queen auf der Münze aus dieser Maschine eben nicht Silber, sondern wie gewünscht grau schimmerten. „Die haben gleich zehn Maschinen gekauft“, erinnert sich Knorr. Er freut sich nun auf das Jubiläumsfest: Am Samstag, 17. September, findet ab 15 Uhr ein großer Event im Garten mit anschließender Schiffstour ab Kölner Altstadt statt.