200 Menschen demonstrierenfriedlich gegen die NPD
Pfarrer Michael Berning ließ als Unterstützung die Glocken der Mauritius-Kirche läuten.
Bei vielen Büderichern herrschte am Donnerstagabend Verwunderung: Um kurz nach 18 Uhr erklangen die Glocken im Turm der St.-Mauritius-Kirche — und hörten gar nicht mehr auf zu läuten. Pfarrer Michael Berning unterstützte mit dem Glockengeläut die Gegenveranstaltung zu einer NPD-Kundgebung auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz. „Gott sei Dank“, sagte einer der Teilnehmer.
Als die zwölf Mitglieder der rechtsextremen Partei um 18.06 Uhr mit ihrem 7,5-Tonner auf Meerbuschs größten Parkplatz einbogen, sahen sie sich einer deutlichen Übermacht von Gegendemonstranten gegenüber. Nach Polizeiangaben waren rund 200 Meerbuscher dem Aufruf des Bündnisses „Meerbusch gegen Rechts“ gefolgt, um für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren.
Die Polizei hatte mehrere Polizeibusse zwischen beiden Kundgebungen platziert, so dass die NPD-Mitglieder nicht zu sehen waren. Dafür, dass sie kaum zu hören waren, sorgten die Mitglieder der Gegenveranstaltung mit Trillerpfeifen und „Nazis rauf“-Rufen.
„Sie zeigen mit ihrer Präsenz: In Meerbusch ist kein Platz für Menschen mit einer braunen Gesinnung, die Ressentiments gegen Ausländer schüren“, sagte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) in einer kurzen Ansprache. Während NPD-Vertreter vor einer „Überfremdung“ warnten, betonte die Bürgermeisterin: „Meerbusch ist eine internationale Stadt. Hier leben Menschen aus mehr als 100 Nationen friedlich miteinander.
Unter den Gegendemonstranten waren auch zahlreiche Schüler der Europa-Schule Mataré-Gymnasium. Schulleiter Christian Gutjahr-Dölls hatte sie eingeladen, für Toleranz und Weltoffenheit zu demonstrieren. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind“, sagte er.
Neben Vertretern aller Fraktionen des Stadtrats war auch Wölli Rohde da. Der ehemalige Schlagzeuger der Punkband „Die Toten Hosen“, Komponist der Meerbuscher Stadthymne, wollte in den Bereich der NPD-Kundgebung stürmen, wurde von Polizisten daran gehindert. Ihn erwartet nun eine Anzeige wegen Beleidigung. „Er hat eine Polizistin ,dumme Kuh’ genannt“, sagte ein Polizist. Einem anderen Mann, der ein Feuerzeug auf die NPDler warf, sprach die Polizei ein Platzverbot aus.
Angelika Mielke-Westerlage, Bürgermeisterin
Tief erschüttert näherte sich die 85-jährige Rosemarie Vogelsang den NPD-Vertretern. Erst am Vortag hatte die ehrenamtliche Denkmalpflegerin der Stadt im Denkmalausschuss über die NS-Zeit in Büderich gesprochen — und darüber, wie viele Mitglieder der Hitlerjugend im Krieg ums Leben kamen. Dass gleich neben dem ehemaligen HJ-Heim ein augenscheinlich minderjähriges Mädchen eine NPD-Fahne schwenkte, berührte viele Gegendemonstranten tief.
Sorgen hatte sich vor Beginn der Kundgebungen Jochen Schmitz-Linkweiler gemacht, der nach dem Tod seines Bruders Winfried die Plakatwand „Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit“ betreut. Ausgerechnet den Platz davor hatte die NPD als Platz für ihre Kundgebung angemeldet. Dort befindet sich im Boden eingelassen das Kunstwerk „Engel der Kulturen“. Um Wand und Kunstwerk vor Beschädigungen zu beschützen, stellte die Polizei einen Bus über das Kunstwerk und vor die Wand. Gegen 20 Uhr verließ die NPD den Dr.-Franz-Schütz-Platz.