90-Jährige zeigt Querschnitt aus ihrem Künstlerleben
Editha Hackspiel malt und zeichnet seit 70 Jahren — vor allem Landschaften und Alltagsszenen.
Den Plan, wo welches Bild hängen soll, hat Editha Hackspiel akkurat auf Millimeter-Papier aufgezeichnet. Jetzt ist sie mit der nach ihren Vorstellungen thematisch angeordneten Hängung ihrer Arbeiten in der Teloy-Mühle zufrieden: „Es ist ein Querschnitt aus 70 Jahren Künstlerleben.“
Wer aber die Lebensjahre zählt, muss 20 weitere dazu rechnen: Editha Hackspiel feiert heute ihren 90. Geburtstag. Ungebremst dynamisch und bestens gelaunt stellt sie fest: „Ich führe ein erfülltes Leben.“ Als Beweis dafür, dass dieses Gefühl für viele Lebensjahrzehnte zutrifft, erzählt sie Geschichten, die zu ihren Bildern gehören.
Die Ausstellung mit den Werken Hackspiels wurde gestern in der Teloy-Mühle eröffnet. Viele Besucher kamen. „Die lebensbejahende Grundeinstellung dieser Künstlerin ist bewundernswert“, findet Beate Fröhlich, Vorsitzende des Veranstalters, dem Verein Meerbuscher Künstler.
Hackspiel erinnert sich an die Studienzeit (1944-1950) an der Kunstakademie und an ihre Geburtsstadt Düsseldorf nach Kriegsende: „Da waren viele Gebäude zerstört.“ Wie es damals aussah und sich im Laufe der Zeit verändert hat, ist in der Retrospektive in der Teloy-Mühle zu sehen. Es gibt frühe (1948) und aktuelle Ansichten, wahrgenommen aus der 17. Etage des Victoria-Towers, von der Kunstakademie, vom Kaufhof an der Kö oder vom Schlossturm.
Dass das Zeichnen für schaffende Künstler ein Grundgerüst ist, hat sie als Studentin gelernt. Auf dieser Basis sind ihre Werke aufgebaut. „Wie viele es insgesamt sind, kann ich nicht zählen“, sagt Hackspiel. Aber sie gibt zu: „Ich verwachse mit jedem Bild. Es fällt mir schwer, mich davon zu trennen.“
Editha Hackspiel beherrscht mehrere Techniken, verewigt ausgewählte Motive per Aquarell oder Öl, Radierung, Kreide- oder Bleistiftzeichnung. Ihre Vorliebe für Landschaften und Alltagsszenen spiegelt sich auch in den Arbeiten wieder, die nach dem Umzug nach Meerbusch 1960 entstanden sind.
Ob Dyckhof, Schloss Pesch, Mataré-Gymnasium, Niederdonker Kapelle oder der St. Martins-Zug durch Lank-Latum — alles ist dokumentiert, auch ein Schützenumzug: „Die Schützen haben sich über meine Darstellung beschwert — Matrosen laufen nie vor den Sappeuren.“ Die Reihenfolge mag nicht stimmen, aber die winzigen Menschen und alle anderen Details sind akkurat gezeichnet.
Die erste Radierung ist Anfang der 1970er Jahre entstanden. Ausschlaggebend war ein Wettbewerb. Hackspiel bewarb sich mit drei Bildern: „Alle wurden genommen.“ Anschießend hatte sie Mühe, die Auftragswünsche zu erfüllen. Mit großer Sorgfalt sind auch Kinder- oder Puppenbilder entstanden.
Die Ausstellung in der Teloy-Mühle ist noch von morgen bis Samstag täglich von 15 bis 18 Uhr sowie am kommenden Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu sehen.