Ältere Meerbuscher erhalten einen besonderen Service
Einzelhandel und Kirchen richten sich immer stärker auf Senioren aus. In Meerbusch sind mehr als 16 000 Menschen älter als 60 Jahre.
Lupen am Einkaufswagen, vergrößerte Preisschilder, breite Gänge für Rollatoren — der Einzelhandel hat zunehmend die so genannten „Best Ager“ und damit die ältere Generation im Blick. Das Service-Angebot aber, das Friseur Jürgen Strerath in seinem Büdericher Salon anbietet, ist nur selten zu finden. Mit einem Pkw, in dem ein Rollator Platz hat, lässt er seine Kunden aus Meerbusch oder den linksrheinischen Düsseldorfer Stadtgebieten zum Frisieren abholen und wieder zurückbringen — unentgeltlich. „Das wird gern in Anspruch genommen“, sagt Strerath zufrieden. Die Nutzer dieses Services zeigen sich begeistert. „Wir begrüßen diese Idee sehr. Das ist eine tolle Sache und klappt problemlos. Ein Taxi wäre uns einfach zu teuer“, erzählt ein Ehepaar, das im Haus Lörick lebt und nicht genannt werden möchte.
Ähnlich ist der Service strukturiert, den die Büdericher Katholische Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist anbietet. Senioren, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, an den Gottesdiensten oder den Seniorenkaffee-Terminen teilzunehmen, dürfen über das Pfarrbüro das Kirchentaxi rufen. Auch das ist für die Nutzer kostenlos. „Es wird von der Stiftung Büderich finanziert und gut angenommen. Wenn wir diesen Dienst nicht anbieten könnten, würden einige Gemeindemitglieder zuhause bleiben müssen“, sagt Pfarrer Michael Berning.
Obwohl der Anteil der Senioren in Meerbusch beträchtlich ist — von 55 847 Einwohnern sind 16 427 über 60 Jahre (Stand 2014) — haben die Supermarktfilialen Kaiser‘s den Bringservice eingestellt. Edeka Nettersheim in Büderich zeigt sich servicefreundlich. „Gegen eine Gebühr von 3,50 Euro bringen wir den Einkauf im nahen Umkreis vorbei“, erklärt Uwe Nettersheim. Dieser Service sei zeit- und kostenaufwendig. Trotzdem wird er auch über die neue Osterather Filiale anbieten.
Ein Ehepaar über den Abholdienst von Friseur Strerath
Das tut Peter Kotlarski, Rewe-Markt Osterath, ebenfalls. Allerdings macht auch er sich Gedanken über die Kosten: „Das ist höchstens für den unmittelbaren Umkreis zu finanzieren.“
In der Wäscherei Nelissen aber ist ein Hol- und Bringservice selbstverständlich. „Wir sind seit mehr als 90 Jahren am Standort Büderich, und ältere Kunden können sich daran erinnern, dass schon meine Eltern einen derartigen Service angeboten haben“, berichtet Thomas Nelissen.
Vor gut einem Jahr hat auch die Mauritius-Apotheke in Büderich ihren Service verbessert. Ein Pillentaxi bringt die Medikamente ins Haus. „Davon machen viele Senioren Gebrauch“, weiß Almuth Berghs. In der Hubertus- und Teloy-Apotheke in Lank-Latum sieht das Servicepaket anders aus. Für „seniorengerechten“ Zugang und Einrichtung erhielt die Hubertus-Apotheke im Jahr 2008 eine Auszeichnung. Jetzt bieten Kathrin und Ulrich Stamm vorrangig für Senioren- und Pflegeeinrichtungen zur Proportionierung von Arzneimitteln einen Blisterschlauch an. Nach Auftrag geben die Apotheken die ärztliche Verordnung an das Blister-Zentrum in Dormagen, wo die entblisterten Tabletten proportioniert und von einer Maschine verpackt werden. Laut Stamm „die hygienischste und sicherste Methode zur Arzneimitteleinnahme“.
Mit einer Senioreneinrichtung arbeitet auch Peters Bürotechnik in Lank-Latum zusammen. Seit 15 Jahren berät das Team um Maria Peters auch ältere Menschen im Umgang mit Computer und Drucker: „Auf Wunsch kommen wir in der Stadt auch in Privathaushalte.“