Angst vor dem Konverter-Ungetüm steigt
Das neue Amprion-Gutachten hat nicht nur die Verantwortlichen im Rathaus geschockt. Viele Anwohner sind besorgt, dass der ungeliebte Konverter nun doch nach Osterath kommt. Heute tagt der Regionalrat.
Die Osterather sind besorgt über eine Entdeckung auf der Dreiecksfläche in Kaarst. Dort hat ein Landwirt große Mengen Erde aufgeschüttet. Wolfgang Miller befürchtet, das könne bedeuten, dass die Entscheidung für den Konverterstandort bereits gefallen sei. „Da sind ja erhebliche Mengen abgekippt worden, und ich habe den Eindruck, dass das getan wurde, weil die Fläche weiter landwirtschaftlich genutzt werden soll“, vermutet Miller. „Das würde nicht gemacht, wenn es da nicht einen Hintergrund gäbe. Wahrscheinlich hat der Landwirt da schon Signale aus der Politik bekommen, dass der Konverter dort nicht gebaut wird.“
Das wäre schlecht für Osterath, denn seit der Vorstellung eines neuen Gutachtens am vergangenen Freitag für den Konverter-Standort ist klar: Gleich zwei Osterather Standorte gelten als Alternative für die Kaarster Fläche: Die an der Umspannanlage und ein weiterer südlich davon in einem Grünzug. Man wisse nicht, was es mit den Aufschüttungen auf sich hat, hieß es vom Netzbetreiber Amprion. „Die Fläche gehört uns, wird aber weiterhin landwirtschaftlich genutzt“, sagte ein Sprecher. „Entschieden ist noch nichts, wir sind weiterhin überzeugt, dass Kaarst der beste Standort ist.“ Man hoffe nun auf ein politisches Signal des Regionalrats für die Umwidmung der Fläche, damit diese für den Konverter genutzt werden könne. „Wir können mit dem Projekt nicht länger warten.“ Wenn es in Kaarst nicht möglich sei, müsse ein anderer Standort her. „Und das ist dann eben Osterath.“
Wolfgang Miller ist entsetzt über die neuen Entwicklungen: „Wir können das alles nicht mehr glauben, was hier passiert. Wir sind im Laufe der letzten vier bis fünf Jahre hin- und hergerissen worden. Und die Entwicklung ging eindeutig zu anderen Standorten.“ Auf einmal werde Osterath über die Hintertür wieder reingeschoben. Um die Sorgen der Bürger kümmere sich niemand.
Der Osterather Peter Ascher, der bei der Deutschen Herzstiftung aktiv ist, sorgt sich um die gesundheitlichen Beeinträchtigungen. „Ich finde es komisch, dass diese Entfernung zu Anwohnern plötzlich keine Rolle mehr spielt“, sagt Ascher. „Damals hieß es auch, dass die Bürger teilhaben können an diesem Vorhaben. Aber jetzt hat die Bürger keiner informiert.“ Das sei eine Ignoranz sondersgleichen, typsich für Amprion, findet Wulff Bickenbach.
Der Regionalrat soll sich heute mit der Änderung des Regionalplans beschäftigen, an der die Frage hängt, ob die von Amprion als Standort favorisierten Dreiecksfläche weiterhin für den Kiesabbau vorgesehen bleibt. Doch die Tagesordnung wird erst zu Beginn der Sitzung um zehn Uhr beschlossen. Die Stadt Kaarst hatte einen Brief an die Bezirksregierung geschrieben und beantragt, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen und zu vertagen. Sie begründete den Wunsch mit der kurzen Zeitspanne zwischen der Vorstellung des Amprion-Gutachtens und der Sitzung des Regionalrates. Es sei den Mitgliedern nicht möglich, sich in wenigen Tagen intensiv mit dem rund 300 Seiten langen Gutachten intensiv auseinanderzusetzen.
Auch die Fläche an der Umspannanlage — in Osterath bekannt als Weihnachtsbaumfeld — hat Amprion gekauft. Oliver Derks wohnt direkt daneben, ihm graut es vor der Entscheidung. „Wir hatten gehofft, das Thema wäre vom Tisch“, sagt er über die überraschende Platzierung Osteraths auf dem zweiten Platz. Er wohnt in einem Haus am Ingerweg. Nur wenige Meter trennen es von der Fläche, die nun wieder im Gespräch ist. „Wir machen uns Sorgen, was hier passiert. Wir wollen natürlich nicht so ein Ding direkt vor der Haustür haben“, sagt Derks. Er wisse nicht, ob er in seinem Haus wohnen bleiben könnte oder wollte, sollte der Konverter tatsächlich in Osterath gebaut werden. Dabei war er mit seiner Partnerin und Haustieren vor eineinhalb Jahren extra auf das Feld gezogen, um in der Natur zu wohnen.
Die Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage hatte sich in einem Brief an die Mitglieder des Regionalrates gegen die neuen Pläne gewehrt. Über dieses Schreiben freute sich auch die Bürgerinitiative aus Osterath, die sich seit Jahren gegen Osterath als Standort stark macht. „Wir können das nur unterstützen“, sagte Norma Köser-Voitz. In dieser Woche habe es viele Telefonate mit dem Regionalrat und auf Landesebene gegeben. Zudem stehe man auch mit der Stadtverwaltung im regen Austausch, sagt Köser-Voitz. „Wir treffen uns morgen Abend und dann werden wir einen Schlachtplan machen, wie wir weiter vorgehen und welche Aktionen wir auf den Weg bringen.“ Die Regionalratsitzung wird Norma Köser-Voitz heute vor Ort verfolgen.