Anrufer sabotiert Strümper Frauengruppe

Ein Unbekannter wollte wohl verhindern, dass die „Marketenderinnen“ beim Schützenfest dabei sind. Die Person bestellte die Pferde der Gruppe ab. Und das gleich mehrfach.

Foto: Ricarda Roßbruch

Es war alles vorbereitet für eine besondere Premiere beim Schützenfest in Strümp: Erstmals sollte in diesem Jahr zur Parade auch ein Teil der 15-köpfigen Frauengruppe der Marketenderinnen hoch zu Pferde mitreiten. Ein anonymer Anruf am Schützenfestsonntag hätte dies allerdings fast verhindert. Wenige Stunden vor Beginn der Parade meldete sich eine unbekannte Person telefonisch beim Reitstall Schmitz in Krefeld-Oppum, der die Pferde für den Strümper Zug stellt. „Diese Person hat die vier Pferde, auf denen unsere Frauen reiten wollten, einfach wieder abbestellt. Für uns ist das ein absolutes Rätsel“, sagt Ricarda Roßbruch (50), Mitglied der Marketenderinnen. Drei Pferde seien am Sonntag vor der Parade noch kurzfristig organisiert worden, eine Marketenderin habe allerdings nicht mitreiten können. Wegen des kuriosen Falles hat Roßbruch jetzt sogar die Polizei eingeschaltet.

Die 15 Frauen des Marketenderinnen-Zuges, der seit 1956 in Strümp mitläuft, vermuten, dass jemand sie bewusst sabotiert: „Offenbar hat jemand Angst, dass wir uns als Frauen im Schützenwesen mehr einbringen“, sagt Ricarda Roßbruch. Die Marketenderinnen seien bisher noch keine offiziellen Mitglieder im Heimat- und Schützenverein Strümp. In den vergangenen Jahren bringe sich die traditionsreiche Gruppe aber immer mehr beim Fest ein. „Einige Männer sehen das nicht gerne. Es gibt auch da Sturköpfe. Einige haben auch mit Austritt gedroht, falls wir in den Schützenverein eintreten“, sagt Roßbruch. Generell würden die Marketenderinnen zwar gerne Mitglied im Schützenverein werden. „Wir wollen aber nicht mit aller Macht rein. Wir wollen keine Zwietracht in den Verein tragen, kommen mit weiten Teilen der Männer gut aus. Am Ende ist es eine Entscheidung des Vorstandes. “ Ricarda Roßbruch kann sich vorstellen, dass die jüngsten Sabotageakte eine direkte Reaktion auf die wachsende Eigenständigkeit der Marketenderinnen sind.

Gestern endete das Fest in Strümp, auch Schützenpräsident Karl-Heinz Rütten zeigte sich am letzten Tag verärgert. „Ich habe keine Ahnung, wer das gemacht haben kann. Das ist eine ganz große Schweinerei. Ich hoffe, das klärt sich.“ Der Schützenchef kann es sich nur so erklären, dass jemand das Mitwirken der Marketenderinnen verhindern wollte. „Ob es allerdings ein Mann oder eine neidische Frau war, wissen wir nicht.“ Die Stimme am Telefon habe weiblich geklungen, sagt Ricarda Roßbruch. „Aber das heißt ja noch nichts. Es muss jemand gewesen sein, der unsere Terminplanung und alle Gespräche genau kannte.“

Die Sabotage vom Schützenfestsonntag zur Parade hat eine Vorgeschichte. In diesem Jahr haben die Marketenderinnen erstmals eine Königin unter sich per Wettkampf ermittelt, die beim Schützenfest mitlaufen durfte. Die Königin wurde nicht allein auf klassische Schützenart per Vogelschuss, sondern mit Scherzdisziplinen bei einem Treffen im niederrheinischen Xanten gefunden. Unter anderem spielten die Damen Minigolf und mussten Scherzfragen beantworten. Als Gewinnerin setzte sich Daniela Thönissen durch. Ihr zu Ehren wollten die Marketenderinnen erstmals mit vier Reiterinnen an der Parade teilnehmen: Sabrina Planker, Katharina Trautmann, Olivia Malik und Ulrike Fischer.

Traditionell üben viele Reiter des Strümper Regiments auf dem Reiterhof Schmitz in Oppum. Bei einer der ersten Übungsstunden waren jedoch ausgerechnet die Pferde für die Marketenderinnen im Vorfeld abbestellt worden. Ein zweiter Vorfall ereignete sich am Montag vor dem Fest. Da meldete sich eine Person im Namen von Ricarda Roßbruch beim Reitstall Schmitz und teilte mit, dass man die Pferde zum Fest doch nicht brauche. Roßbruch selbst erhielt ebenfalls einen Anruf: Bei ihr meldete sich eine Stimme, die sich als Mitarbeiter des Reitstalls Schmitz ausgab und mitteilte, dass es für die Parade am Sonntag nicht genug Pferde gebe und deshalb die Marketenderinnen keine Pferde erhalten könnten. Ricarda Roßbruch ging persönlich zum Reitstall nach Oppum, um den Fall zu klären. „Ich habe dort versichert, dass wir auf jeden Fall ziehen.“

So waren die Strümperinnen eigentlich sicher, dass zum Fest am Sonntag alles laufen würde. Doch kurz vor dem Start der Parade rief dann eine Person doch noch einmal beim Reitstall Schmitz an und bestellte die Pferde ab. Die Parade begann um 15 Uhr. „Seltsam ist, dass unser Schützenvorstand noch um 13.30 Uhr mit dem Reitstall telefoniert hat. Da war laut Vorstand noch alles in Ordnung und es gab keinen Hinweis darauf, dass unsere Pferde abbestellt waren“, sagt Roßbruch. Am Ende hätten sie fast ohne Pferde dagestanden. Drei Pferde konnten spontan organisiert werden.

Die Polizei ist über den Vorfall informiert. „Wir haben die Polizei kontaktiert und wollten fragen, ob über die Herausgabe der Telefonnummer der Anrufer zu identifizieren ist“, sagt Roßbruch. Dafür benötigt die Polizei die Angaben des Oppumer Reiterhofes Schmitz. Den wollen die Marketenderinnen jetzt kontaktieren.