Aus Polizist Wolters wird Prinz Bernd I.
Bernd Wolters ist zum zweiten Mal Prinz des Karnevalsvereins Kött on Kleen in Nierst. Im Gespräch spricht er über seine beiden „Jobs“.
Seit wann sind Sie im Karneval unterwegs?
Bernd Wolters: Seit 30 Jahren. Wenn ich das eine Mal als Kinderprinz dazurechne, seit 1978.
Einmal Prinz sein, war das ein Kindheitstraum?
Wolters: Ja. Nachdem ich Kinderprinz war, stand für mich schon am nächsten Tag fest, dass ich es auch mal als Erwachser machen möchte.
Vor 25 Jahren war es so schön, dass Sie es jetzt noch einmal machen wollten?
Wolters: Ich habe aus Spaß gesagt, dass es nach 25 Jahren mal wieder an der Zeit wäre. Und da der Karnevalsverein keinen Kandidaten für diese Session hatte, dachte ich mir, dann ziehe ich es jetzt durch.
In 25 Jahren wieder?
Wolters: Nein. Mit 75 muss man nicht mehr Prinz sein. Da müssen wir uns dann vielleicht in 25 Jahren noch einmal unterhalten.
Was ist morgens mehr Arbeit? Die Polizeiuniform oder das Ornat?
Wolters: Die Polizeiuniform schaffe ich alleine, das Prinzenkostüm nicht. Das scheitert an den Knöpfen und Reißverschlüssen auf dem Rücken. Dafür habe ich einen Organisationsminister, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass ich immer vernünftig aussehe.
Als Prinz braucht man Humor, als Polizeibeamter auch?
Wolters: Ja, man muss sowohl im Karneval als auch als Polizist nicht immer alles so verbissen sehen. In beiden „Jobs“ darf man sich selbst nicht so ernst nehmen.
Wie bekommen Sie Arbeit und Karneval unter einen Hut?
Wolters: Vier Wochen Urlaub gehen schon drauf. Dafür war ich letztes Jahr nicht im Urlaub. Das geht natürlich nur, weil mein Chef und meine Kollegen vom Bezirksdienst mich unterstützen und sich um Wichtiges in der Wache kümmern.
Prinz sein ist also nicht nur eine Ausrede, nicht den Zug sichern zu müssen wie vergangenes Jahr?
Wolters: Das übernehmen meine Kollegen aus Büderich und Osterath. Dieses Jahr habe ich Besseres zu tun, als mit dem Streifenwagen vorneweg zu fahren. Außerdem sind das alles Schützen. An Pfingsten bin ich dann im Dienst, damit die auch mal mitfeiern können.
Jetzt heißt es, jeden Tag eine andere Bühne?
Wolters: Der Terminkalender ist voll, bis Veilchendienstag sind es etwa 34 Veranstaltungen. In Nierst, aber auch in der näheren Umgebung bei Prinzentreffen in Krefeld und Neuss. Der Empfang der Neusser Polizei ist ein Heimspiel für mich. Der Schlaf kommt da natürlich schon mal zu kurz. Ich werde mir danach erstmal eine Auszeit von Partys und Veranstaltungen gönnen.
Der Rathaussturm an Altweiber wird bestimmt ein Höhepunkt werden.
Wolters: Wir haben da schon einen Plan, die Bürgermeisterin wird staunen. Es hat auch ein bisschen was mit meinem Beruf zu tun, aber mehr möchte ich da nicht verraten.
Dorfkarneval in Nierst oder jeck feiern in der Großstadt, wo wird mehr geschunkelt?
Wolters: Hier in Nierst ist es deutlich weniger kommerziell. Der Spaß am Karneval und der Spaß an der Freude stehen im Vordergrund. Ganz Nierst ist über Karneval eine große Familie, das ganze Dorf hält zusammen. Vor allem beim Einsammeln der Bratwürste am Rosenmontag und abends dann beim gemeinsamen Bratwurstessen im Zelt.
„Kött on Kleen“ — Hinter dem Vereinsnamen steckt bestimmt eine Geschichte?
Wolters: Übersetzt heißt es „kurz und klein“, das stammt noch aus den Gründungsjahren. Das lag, glaube ich, an der unterschiedlichen Körpergröße der Gründungsmitglieder.
„Leinen los zur großen Fahrt, zum Karneval nach Seemannsart!“ — Warum hat das Motto der Session nichts mit der Polizei zu tun?
Wolters: Das Motto wird immer schon vor der Prinzenwahl festgelegt. Mein Prinzenorden hat dann aber doch wieder einen Bezug zu meinem Beruf. Der Polizeistern wurde zweckentfremdet, und in der Mitte sind das Logo vom Verein und kleine Handschellen zu sehen.
Und wo ist Ihre Venetia?
Wolters: Nierster Prinzen haben keine. Ich muss mit meinen Ministern alles alleine stemmen.