Bestattungswald nimmt die nächste Hürde
Der Bau- und Umweltausschuss stimmte für das Vorhaben. Jetzt entscheidet der Rat. SPD, FDP und UWG haben Bedenken.
Meerbusch bekommt aller Voraussicht nach einen neuen Friedhof — in Form eines Bestattungswaldes. Zwar steht die entscheidende Ratssitzung noch aus, der Bau- und Umweltausschuss hat aber bereits grünes Licht gegeben. Mit zehn Ja- zu sechs Nein-Stimmen (bei einer Enthaltung) votierte das Gremium für die letzte Ruhestätte zwischen Spaziergängern und Joggern — mitten im Meererbusch.
Forsteigentümer Freiherr Friedrich von der Leyen wird die Nachricht freuen. Seit etwa acht Jahren arbeitet der Unternehmer an der Umsetzung dieser Idee. Der Bestattungswald ist eine moderne Alternative zum klassischen Friedhof. Mitten im Wald ruht die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln von Bäumen. Eine kleine Namenstafel macht auf die Grabstätte aufmerksam. Die Pflege übernimmt die Natur.
Heidemarie Niegeloh, SPD
Um genau diese sorgt sich allerdings die SPD. Man sei skeptisch, vor allem, was die Frage möglicher negativer Auswirkungen auf das Grundwasser und den Schwermetallgehalt im Waldboden betrifft, sagt Heidemarie Niegeloh: „Unseres Wissens nach gibt es eine Untersuchung des Umweltbundesamtes zur Schadstoffaussetzung aus Urnen in Bestattungswäldern. Für den Stadtrat haben wir die Abstimmung innerhalb unserer Fraktion deshalb freigegeben.“ Im Ausschuss stimmten die Sozialdemokraten mit Nein.
„Von einer Studie des Umweltbundesamtes ist der Stadt nichts bekannt“, sagt der Technische Beigeordnete Michael Assenmacher. Abgesehen davon gebe es auf Meerbuscher Stadtgebiet bereits andere Urnen. „Urnenbestattungen sind allgemein im Vormarsch“, so Assenmacher.
Auch die FDP befürchtet, dass mit einem Bestattungswald Probleme auf die Stadt zukommen könnten, zum Beispiel in Bezug auf die Zufahrt und die Parkplätze. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Idee, aber der Standort ist einfach ungünstig“, sagt Thomas Gabernig: „Abgesehen davon müssen wir erst einmal die Probleme auf den städtischen Friedhöfen lösen, bevor wir eine neue Bestattungsform zulassen.“
Die Grünen sehen das anders. „Wenn die Leute unser Angebot auf den städtischen Friedhöfen nicht annehmen, müssen wir uns darüber Gedanken machen, wie wir es attraktiver machen können“, sagt Barbara Neukirchen. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) ist der Meinung, allein die Vertragsgestaltung berge erhebliche finanzielle Risiken für die Stadt, was in Zukunft zu höheren Bestattungsgebühren für alle Meerbuscher Bürger führen könnte.
Um mit der Stadt Meerbusch entsprechende Vertragsverhandlungen führen zu können, hat Friedrich von der Leyen im November vergangenen Jahres eine Gesellschaft gegründet. Die Waldbetriebe Haus Meer GmbH soll als Betreiberin des Bestattungswaldes fungieren. Das notwendige Stück Wald pachtet die GmbH von Friedrich von der Leyen als Eigentümer. Die Stadt muss eine öffentlich-rechtliche Trägerschaft nach dem Bestattungsgesetz NRW für einen Zeitraum von mindestens 99 Jahren übernehmen, der Bestattungswald als solcher wird dann als Friedhof gewidmet und die Friedhofsfläche durch eine eingetragene Grunddienstbarkeit gesichert.
„Damit ist und bleibt der Friedwald Bestattungsort gemäß den gesetzlichen Bestimmungen — und zwar unabhängig vom Bestehen der Betreibergesellschaft“, sagt Assenmacher. Das heißt aber auch: Im Fall einer Insolvenz der Betreibergesellschaft steht die Stadt in der Verantwortung. Denjenigen, die bereits zu Lebzeiten das Nutzungsrecht an einer Baumgrabstätte erworben haben, muss sie dort die Beisetzungen ermöglichen und bis zum Ende der 99 Jahre seit Eröffnung des Friedwaldes alle Verwaltungsaufgaben übernehmen.
Für Ärger, glaubt Lothar Keiser von der UWG, könnte am Ende aber auch das Aufeinandertreffen von Trauergästen und Waldbesuchern sorgen. „Da sind Konflikte einfach programmiert“, sagt er. Gabi Pricken kann das nicht nachvollziehen. „Wir können das Leben doch nicht vom Tod ausschließen“, betont die CDU-Ratsfrau. Ihr Parteikollege Daniel Meffert erkennt im Projekt sogar mehr Chancen als Risiken. „Die Menschen wünschen sich eine Bestattungsform außerhalb eines Friedhofsgeländes“, sagt er. Der Bestattungswald im Meererbusch wäre der erste seiner Art in der Region.