Betriebe in die Schule holen
Handwerker präsentieren sich in der Raphaelschule. Der ist der Kontakt zu Unternehmen wichtig.
Strümp. Hänger und Pferd stehen auf dem Schulhof, zahlreiche Mädchen gespannt um das Tier herum: eine hält einen Futtereimer, andere striegeln und streicheln. Der Stundenplan für rund 37 Schüler der Klassen acht bis zehn der Städtischen Raphaelschule ist am Dienstag außergewöhnlich.
Statt der Lehrer stehen am Kaustinenweg in Strümp Koch Siemes, Anlagenmechaniker Jung, Landwirt Hoppe oder auch Pferdewirtin Stocks vor den Schülern. Praktika sind in der Raphael-Förderschule in den Klassen acht bis zehn üblich, doch diese Berufsinformationsbörse ist eine Premiere. „Die Handwerker sollen den Schülern einen Eindruck von ihrem Berufsfeld vermitteln“, erläutert Schulleiter Armin Hellmich.
Die Idee hatte er, für die Umsetzung sorgten die Soroptimisten in Meerbusch in Person ihres Mitglieds Ulla Bundrock-Muhs. Die Boverterin knüpfte die Kontakte zu den Handwerkern, „fast alle entweder Schützen oder Feuerwehrleute aus Bovert und Osterath“, erzählt sie lächelnd.
Nicht nur die Schüler sollen von dem Austausch profitieren: „Auch die Handwerker können feststellen, welch tollen Leute hier herumlaufen“, sagt Bundrock-Muhs. Vielleicht ergibt sich aus der Begegnung ein Praktikum oder gar eine Lehrstelle.
Jungen und Mädchen interessierten sich für den Bereich Sanitär, den Thomas Jung vorstellte. „Eine der ersten Fragen war die nach dem Verdienst und dem Urlaub“, erzählt der Unternehmer, der sich auch als stellvertretender Fördervereinsvorsitzender für die Schule engagiert.
„Viele Jugendliche wissen gar nicht mehr, was Arbeit ist“, sagt Jung. So erzählt er in Strümp nicht nur von Arbeitsanforderungen und Verdienst, sondern wirbt auch um Respekt für das immer anspruchsvoller werdende Handwerk. „Viele Schüler sind verdutzt, wie wichtig ein Installateur ist, weil der schließlich mit dem Lebensmittel Trinkwasser umgeht.“
Armin Hellmich und Bundrock-Muhs können sich gut vorstellen, das Instrument der Berufsinformation fest im Schulprogramm zu verankern. Es passt auch zum Bus, dem Landesprojekt Beruf und Schule, an dem sich die Förderschule ab Sommer ganz offiziell beteiligt.
Es bietet fünf bis sechs Schülern im vorletzten Schuljahr die Chance, zwei Tage in einem Betrieb zu arbeiten und an den anderen drei Wochentagen den Unterricht zu besuchen, der auf das Berufspraktikum zugeschnitten wird. Nach dem Auszug der Musikschul-Verwaltung wird die Bus-Klasse die zwei zusätzlichen Räume am Kaustinenweg nutzen können.