Kultur in Meerbusch Turbulente Komödie dreht sich um rassistische Vorurteile
Meerbusch · Mit „Wie lange Du schon Deutschland?“ will das CAG-Theater im Dezember eine Komödie auf die Bühne des Forum Wasserturm bringen. Die Proben laufen, allerdings behält das Team das Infektionsgeschehen im Blick.
Es ertönt die beschwingte Erkennungsmelodie der „Lindenstraße“, die Szenerie ist eine bescheidene Wohnküche, wo Anton Fischer im Ballonseiden-Jogginganzug in der Original-1980er-Jahre Farbkombination Magenta-Pink-Türkis und seine Frau Helga in Kittelschürze und mit Lockenwicklern im Haar frühstücken. Der wenig respektvolle Umgang miteinander erinnert allerdings eher an Alfred und Else aus Wolfgang Menges Erfolgs-Sitcom „Ein Herz und eine Seele“. Auf der Probebühne des CAG Theaters in einem Osterather Gewerbegebiet wird hoch konzentriert gearbeitet, denn am 11. Dezember soll die Komödie „Wie lange Du Deutschland?“ im Lanker Forum Wasserturm Premiere feiern.
Das CAG Theater, junger Spross der CAG (Creative Arts Group), wurde seit der Gründung 2020 sogleich von Corona massiv ausgebremst. „Wie allen Kulturanbietern haben uns die Beschränkungen der Pandemie sehr zu schaffen gemacht, wir haben ordentlich bluten müssen“, sagt Timo White, Vorsitzender des Kulturvereins, der seit seiner Gründung 2007 bereits elf Musicalproduktionen auf unterschiedliche Bühnen gebracht hat, mittlerweile aber auch weitere musikalische Angebote wie CAG Unplugged oder CAG Cantata am Start hat.
Die Verwechslungskomödie mit dem Originaltitel „Das Mädchen aus Syrien“ wurde 2019 von Dominik Biedermann geschrieben und hatte in der Fassung von „De Hoigeblaggde un sei Wasserköpp“ als Mundart-Theater im unterfränkischen Sailauf Premiere.
Aus der Mundart zurück ins Hochdeutsche übersetzt
„Wir haben es dann wieder ins Hochdeutsche zurückübersetzt und auch sonst ein paar Feinheiten hinzugefügt“, sagt Dunja Benson, die das Ensemble leitet und auch Regie führt. Ihr Mann Rami hat nicht nur das Sounddesign, sondern auch die Dramaturgie übernommen. „Er hat es selbst erlebt, mit welcher Ignoranz Deutsche ihm bisweilen begegnet sind, glaubten er könne nicht mal eine Küchenschublade öffnen, dabei hatte er in seiner alten Heimat Syrien eine Küche, in der sich Schubladen mit modernster Touch-Technik öffneten und schlossen“, so Benson, die sich sehr wohl bewusst ist, wie schwierig es sein kann, rassistische Vorurteile mittels einer Komödie darzustellen. Die teils burleske Geschichte beginnt, als Helga plötzlich wahrnimmt, wie sich ein Mädchen, das offenbar bei ihrem Sohn Sebastian übernachtet hat, heimlich hinaus stiehlt. Misstrauen, genährt aus Geschichten Bunter Blätter, verstärkt durch abenteuerliche Unterstellungen einer frommen Tante, einer besorgten Bürgermeisterin sowie eines bigotten Pfarrers, machen aus dem Mädchen eine syrische Heiratsschwindlerin, alles in allem eine treffende Karikatur deutscher Spießigkeit.
Die Rolle des Mädchens hat Miriam Engelmann übernommen. „Für mich war es schon eine Herausforderung als Schauspielerin auf der Bühne zu stehen“, sagt die Theaterpädagogin, die ansonsten Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen realisiert, „aber letztlich stellte sich das als Luxusproblem dar, denn ich konnte in die Rolle sehr viel von mir selbst einbringen.“