Pandemie in Meerbusch Gastronomie reagiert auf 2G-Regelung
Meerbusch · Viele Restaurantbetreiber sehen sich gut auf schärfere Vorgaben vorbereitet. Aber auch die Furcht, dass Gäste fernbleiben, geht um.
In dieser Woche soll in Nordrhein-Wesfalen im Freizeitbereich, dazu gehören auch Gaststätten und Restaurants, die 2G-Regel eingeführt werden. Das heißt, dass nur geimpfte und genesene Gäste die Lokalität betreten dürfen. Auch sollen die Bußgelder bei Nichteinhaltung drastisch erhöht werden: Künftig müssen Menschen, die sich weigern, eine Maske in der Öffentlichkeit zu tragen, 150 statt bisher 50 Euro zahlen. Gastronomen oder Veranstalter, die die Impf- oder Genesenenzertifikate nicht ordentlich kontrollieren und dabei ertappt werden, müssen demnach 2000 statt 500 Euro zahlen. Für Testfälschungen werden 5000 Euro fällig. „Es muss jedem klar sein: Das ist kein Spaß“, so der neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
Als Spaß sehen die Meerbuscher Gastronomen die Kontrollen schon lange nicht mehr an. „Bei mir kommt keiner rein, der nicht die kompletten Papiere dabei hat“, sagt Nina Dondras vom Gasthaus Krone an der Moerser Straße in Büderich. Mit der alleinigen Sichtkontrolle von Impfausweis und Personalausweis gibt sich die Gastronomin aber nicht zufrieden: „Klar, wird der Code gescannt!“ Auch wenn einige Gäste böse das Lokal verließen: „Ich zahle doch nicht tausende Euro Strafe. Von dem Geld fahre ich lieber in den Urlaub“, sagt Dondras. So wird sich in der Krone an den Einlasskontrollen nicht viel ändern. „Wir werden noch strenger sein und natürlich keine Tests mehr akzeptieren“, sagt die Wirtin.
„Unsere Gäste sind zu 95 Prozent geimpft. Es wird sich bei der 2G-Regel nicht viel ändern“, sagt Alex Georgiadis von der Gaststätte Gulasch am Alten Kirchweg in Büderich. Seine Gäste kämen schon mit dem Handy in der Hand herein und seien bei den Kontrollen sehr kooperativ. Einige nutzten noch die Terrasse mit Heizstrahlern, da sie nicht geimpft seien. „Sicher ist uns am Anfang mal ein Gast durchgerutscht. Aber das Ordnungsamt hat uns darauf hingewiesen und jetzt passen wir noch mehr auf“, erinnert sich Georgiadis. Er habe aus Fehlern gelernt und wolle, dass sich die Gäste bei ihm sicher fühlten. Deshalb wird er auch streng die neue 2G-Regel überprüfen. „So ist den Besuchern und mir geholfen“, sagt er zuversichtlich.
Gar nicht so zuversichtlich ist Christian Blum vom Kanapee an der Hauptstraße in Osterath. „Es tut fürchterlich weh“, resümiert der Wirt des Traditionsgasthauses. Er habe diese 2G-Kontrollen schon in Hamburg gesehen. Da hätten extra Schleusen eingerichtet werden müssen, um korrekt zu überprüfen. „Das steht uns jetzt auch alles bevor. Er habe schon heute ein Drittel weniger Kunden durch die 3G-Regelung. „Und wenn die Besucher dann noch mehr malträtiert werden, bleiben sie ganz aus“, befürchtet er. Er empfindet diese Verschärfung wie einen neuen Lockdown und weiß, dass er die Scheinheilige Nacht, eine Riesen-Party mit über 30-jähriger Tradition, nicht veranstalten kann.
Ab jetzt werde das
Überleben noch schwieriger
Auch die Silvesterparty können wir uns abschminken“, sagt er resigniert. Die fest angestellten Mitarbeiter in der Küche müssten bestimmt wieder in die Kurzarbeit geschickt werden, wenn die Gäste weg blieben. Diese 2G-Regelung sei die schlimmste Variante, die ihm hätte passieren können, ist sich Blum sicher. Im Moment weisen Hinweisschilder auf die Hygieneregeln hin und das Personal empfange die Gäste persönlich am Eingang und führe die Kontrollen durch. Ab jetzt werde das Überleben noch schwieriger und das ohne jegliche staatliche Unterstützung
Für Frank Winzen vom Fronhof in Lank ist die Neuerung nichts Neues: „Wir sind seit Oktober 2G und machen so weiter“, sagt der Gastronom. Er habe mit dem Zelt draußen, der Einlasskontrolle und dem Scannen des Impf-QR-Codes seine Gäste vorbereiten wollen. „Ich war mir als Unternehmer sicher, dass das kommt. Jetzt denke ich intensiv über 2G Plus als Empfehlung für die Gäste nach.“ Die Gäste „liebten“ die Kontrollen, sie fühlten sich durch Masken, Trennwände und Luftfilter sicher und kämen gerne. Einmal habe er einen Gast nach Krefeld zurückschicken müssen. Er habe nicht die nötigen Papiere dabei gehabt. „Das geht nicht. Ich will mit der höchst möglichen Sicherheitsstufe meine Mitarbeiter, Familie und meine Gäste schützen.“
Beim Griechen in Meerbusch, im Haus Bovert, wird jeder Gast kontrolliert. „Und zwar mit Impf- und Personalausweis“, sagt Gastronom Dimitrios Delidimitris. Wenn einmal einer „durchflutschen“ sollte, „holen wir ihn am Tisch wieder ein, und dann wird er kontrolliert“. Gäste ohne, bislang noch 3G-Nachweis, schicke er rigoros nach Hause. Das beliebte Restaurant an der Meerbuscher Straße will auch die 2G-Regel gemeinsam mit den Gästen meistern. Eine Aushilfe wird dann zu Stoßzeiten am Eingang sehr gründlich die Dokumente überprüfen. Viel größere Sorgen bereiten dem Wirt die Absagen, die er in dieser Woche schon erhalten hat. Weihnachtsfeiern von 80 Besuchern wurden storniert. Das tue weh. Delidimitris glaubt nicht an einen erneuten Lockdown. „Aber ich befürchte einen Lockdown durch die Restaurantbesucher selber, die haben Angst, sagen ab und kommen nicht mehr wegen der hohen Inzidenzzahlen“, sagt der Chef im Haus Bovert.
Im Haus Baumeister bei Conny Reiners sieht man schon die 3G-Kontrollen als „große Belastung“ an und das werde sich natürlich bei 2G noch verstärken. Aber die Sicherheit der Gäste gehe vor und man müsse auch auf die Angst der Gäste Rücksicht nehmen. Allein bei einem bestellten Beerdigungskaffee seien zuletzt 30 Prozent weniger Gäste gekommen.