Corona-Krise in Meerbusch Sorge um den Güterbahnhof

Meerbusch. · Durch die Corona-Krise sind immer noch große Teile des kulturellen Lebens lahmgelegt. Die Einnahmen fehlen, die Kosten laufen weiter. Der Meerbuscher Kulturkreis prüft deshalb, ob der Alte Güterbahnhof aufgegeben werden muss.

Heribert Schween vom Meerbuscher Kulturkreis überlegt, wie es am alten Güterbahnhof weitergehen kann.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Veranstaltungsräume sind in Meerbusch seit jeher knapp. Häufig wird bemängelt, dass für das Vereinsleben und für Veranstaltungen aller Art entsprechende Flächen fehlen. In Covid-19-Zeiten dagegen fällt das nicht auf – schließlich ist selbst in den vorhandenen und für bis zu knapp 300 Personen nutzbaren Räumlichkeiten nichts los. „Tote Hose“ umschreibt Heribert Schween augenzwinkernd den Zustand, in dem sich der 2008 nach Umbaumaßnahmen eröffnete Alte Güterbahnhof in Osterath befindet. Damit fasst der Vize-Vorsitzende des Meerbuscher Kulturkreises (MKK) den augenblicklichen Leerstand zusammen: „In den Ausbau dieser 200 Quadratmeter in der alten Lagerhalle wurde viel investiert, um Ausstellungen und andere Veranstaltungen durchzuführen.“

Der Nutzungsvertrag zwischen dem MKK und der Stadt Meerbusch ermöglicht es dem Kulturkreis, dort kulturelles Leben stattfinden zu lassen. „Obwohl jetzt hier gar nichts mehr läuft, fallen die monatlichen Kosten von gut 1000 Euro an“, bedauert Heribert Schween. Für 2021 sei bisher lediglich ein Ausstellungstermin belegt: „Wir müssen den Verlauf beobachten und den Alten Güterbahnhof notfalls aufgeben.“ Das Thema wird auf der MKK-Mitgliederversammlung am 16. August in der Aula der Realschule Osterath zur Sprache kommen.

Im Forum Wasserturm soll es im September mit dem Kabarett-Programm einen Neustart geben.

Foto: Tanja Karrasch

Nichts los ist auch im Forum Wasserturm. Oft als „Aushängeschild über Meerbuschs Grenzen hinaus“ gepriesen, tut sich seit März dort nichts. „Für September planen wir mit dem Kabarett-Programm einen Neustart“, verspricht Ute Piegeler, Fachbereichsleiterin für Schule, Sport und Kultur. Zeitnah wird es eine Begehung mit dem Ordnungsamt und Bühnenmeister geben sowie unter Einbezug der ab Mitte August geltenden neuen Schutzverordnung entschieden, was wann und in welchem Umfang ablaufen kann: „Die Abstandsregeln beachtend können wir für rund 100 Personen Plätze reservieren. Aber damit ist die besondere ‚Werkstatt‘-Atmosphäre des Forums dahin.“

In der Teloy Mühle soll im September eine verschobene Ausstellung nachgeholt werden.

Foto: Heimatkreis Lank

Schwierig wird es auch in dem ohnehin engen und im Umbau befindlichen Eingangsbereich sowie in der Pause. „Vielleicht stellen wir auf jeden Sitzplatz eine Wasserflasche“, überlegt Ute Piegeler. Die ausgefallenen Vorstellungen der Meerbuscher Kleinkunst- und Kabarett-Tage wurden in den Herbst verschoben. Bereits erworbene Karten fürs Frühjahrsprogramm werden auf die Ersatzvorstellungen angerechnet. Einzelne, der Corona-Risikogruppe angehörende Besucher haben die Karten zurückgegeben. „Einige haben den Eintrittspreis für die Künstler gespendet“, sagt die Kulturbeauftragte Miriam Erkens. Und Ute Piegeler ergänzt: „Wir hatten für jede Veranstaltung 250 Karten verkauft. Das jetzt zu ändern und nur noch 100 pro Vorstellung einzuplanen, ist eine große logistische Herausforderung.“

Alternative Räumlichkeiten
sind im Gespräch

Um einem größeren Publikum den Genuss von Kultur bieten zu können, wird seitens der Fachbereichsleiterin überlegt, andere Räumlichkeiten – beispielsweise Kirchenräume – bespielen zu lassen. Da der Wasserturm immer nur für „kleines Geld“ zur Deckung der Gagen für die Künstler vermietet wurde und der Zuschuss für die Betriebs- und Personalkosten weiterläuft, sei der Pandemie bedingte finanzielle Einbruch „nicht so dramatisch“.

Das sieht in der Teloy-Mühle, immerhin Meerbuschs „Gute Stube“ genannt, ähnlich aus. Hier muss in der Regel nur ein „Anstands-Obulus“ gezahlt werden. Wenn alles gut läuft, wird am 20. September die Eröffnung der ursprünglich für das vergangene Frühjahr geplanten Ausstellung der Künstlergruppe „Radiergemeinschaft Osterath“ umgesetzt werden. Die veränderten Bedingungen sehen eine Anmeldung für die Vernissage in verschiedenen Zeitfenstern vor. „Der Mühlen-Rundgang wird zur Einbahnstraße: Statt 50 werden sich höchstens 20 Personen dort aufhalten“, so Ute Piegeler. Im Dezember soll dann die von Erika Danes initiierte und jetzt auf der MKK-Homepage gezeigte Ausstellung „50 Jahre Meerbusch im Spiegel der Kunst“ nachgeholt werden: „Wir hoffen, dass das Infektionsgeschehen positiv verläuft. Grundsätzlich sehen wir vor allem 2021 optimistisch.“

Messen und Veranstaltungen auch von Seiten der Stadt gab es in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Räumen des Gartenbau Selders. Dazu erklärt Geschäftsführer Robert Selders: „Geselligkeit fällt komplett weg. Aber wir haben Anfragen von Firmen, die Räume suchen, um Versammlungen oder ähnliches auf Abstand und mit den vorgegebenen Hygiene-Maßnahmen abzuhalten. Das können wir bieten und setzen damit auf Tages-Veranstaltungen.“

Es gibt auch weitere positive Nachrichten, denn im Alten Güterbahnhof tut sich trotz der Einschränkungen etwas. Der MKK hat dem Meerbuscher fotografierenden und design-begeisterten Musiker Raughi Ebert die Fläche kostenfrei zur Verfügung gestellt, um dort ein Projekt vorzubereiten. „Schließlich hat sich der MKK unter anderem die Förderung von Künstlern auf die Fahne geschrieben“, sagt Schween.