Der Konflikt wird förmlich
Brief und Frist: Kritikerin Janssen nimmt öffentlich Stellung.
Meerbusch. Die Auseinandersetzung in der Pfarrei Hildegundis von Meer geht weiter. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Thomas Stelzer-Rothe fordert Angela Janssen, eine Mitunterzeichnerin der Pressemitteilung, die sich unter anderem kritisch mit dem Pfarrgemeinderat (PGR) auseinandersetzt, in einem Einschreiben zu einer Klarstellung auf. „Da mir der Friede in der Pfarrei am Herzen liegt, möchte ich Ihnen Gelegenheit geben, zunächst diese auf mich bezogene Behauptung des offenen Briefes öffentlich zurückzunehmen oder zu substanziieren. Ihre Antwort erwarte ich bis 18.07.2012“, schreibt er mit Datum vom 9. Juli in eigener Sache.
Angela Janssen reagierte darauf am Dienstag: Entsprechend der Aufforderung werde sie die Äußerung, dass es wiederholt vorgekommen sei, „dass der Vorsitzende des PGR Anträge nicht zur Diskussion stellte, nicht darüber abstimmen ließ oder sie eigenständig änderte“, belegen.
An vier Beispielen macht Janssen den Vorwurf fest. So sei ein offizieller, schriftlich eingereichter Antrag eines aktiven Osterather Gemeindemitglieds (ohne Datum) am 5. Juli 2012 an die Mitglieder des Sachausschusses Liturgie und an Stelzer-Rothe gesendet worden. Der Antrag („in Zukunft zwei Eucharistiefeiern am Wochenende in St. Nikolaus“) sei dem PGR nicht vorgelegt worden. In der PGR-Sitzung am 19. Juni sei darüber „nicht diskutiert und schon gar nicht darüber abgestimmt“ worden.
Der schriftlich eingereichte Antrag des PGR-Mitglieds Hubert Kräling vom 6. September 2011, „vor dem nichtöffentlichen Sitzungsteil den Besuchern eine angemessene Zeit für ihre Fragen und Anliegen einzuräumen und diese, soweit es möglich ist, zu beantworten“, der am 29. November behandelt und über den abgestimmt wurde, habe der PGR-Vorsitzende eigenmächtig dahingehend geändert, dass Zuschauern lediglich Fragen eingeräumt werden, sie aber keine Anliegen äußern dürfen.
Drittes Beispiel laut Janssen: Der Antrag von Felicitas Klein in der Sitzung am 17. April dieses Jahres, „doch noch einmal über zwei parallele Fronleichnamsprozessionen zu sprechen“, sei völlig ignoriert worden. Ebenso sei mit dem Antrag von Hubert Kräling verfahren worden, „den offiziellen Teil der PGR-Sitzung am 15. Mai um 21 Uhr zu beenden, (...) um den Zuschauern Gelegenheit zu geben, den vorliegenden umfangreichen Fragenkatalog zu bearbeiten“.
Wie zuvor der Pfarrgemeinderatsvorsitzende wählt auch Janssen für ihre Antwort den Weg des Einschreibens. Was sie sich am Ende erhoffe? „Dass in der Pfarrei Hildegundis von Meer die verschiedenen Gruppen an einen Tisch geholt werden und man ernsthaft nach einer Lösung sucht.“ Dass Kirche eine hierarchische Struktur sei, wie die Pfarrleitung betone, wüssten alle. „Aber deshalb ist das doch nicht in Ordnung!“
Thomas Stelzer-Rothe wiederum wollte mit seiner Aufforderung zur Stellungnahme Janssen eine „faire Chance geben, in den Dialog zu treten“ und von Tatsachenbehauptungen, die an üble Nachrede grenzten, Abstand zu nehmen, sagt er. Vielleicht habe Janssen die Brisanz ihres Vorgehens nicht erkannt. Stelzer-Rothe: „Ich lasse mich nicht öffentlich vorführen und ich will Grenzen setzen.“
Wie er auf den Brief reagieren werde, überlege er noch. Sicher sei, dass er „den Frieden in der Pfarrei wahren“ wolle.