Eislaufen und Glühwein trinken Super Start für die Winterwelt

Sonnenschein, aber trotzdem kalt genug für Glühwein: Optimales Wetter erfreute die Winterwelt-Besucher.

Freia Kämpfert dreht mit ihrer Tochter die ersten Runden auf der Eislauffläche.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die meisten bestellen sie mit Apfelmus. Manche auch mit Lachs und Sahnemeerrettich, mit Rübenkraut oder Preiselbeeren. Und dann kommt eine Kundin, die will nur Zucker drüber streuen. Das passiert öfter und hat Hilde König anfangs befremdet: „Zucker auf Reibekuchen? Wer mag denn so was?“ Sie selber hat einen anderen Geschmack. „Ich esse jeden Tag einen. Immer nur mit Salz.“

Mit ihren knusprigen Reibekuchen ist Hilde König in der Büdericher Winterwelt eine Institution. „Ich dachte oft ans Aufhören“, sagt sie. „Was will ich machen, die Leute verlangen nach mir! Seit 44 Jahren backe ich Reibekuchen, seit 14 Jahren auf diesem Markt. Da kann ich nicht einfach abschalten.“ Sie werde sich langsam raus schleichen, kündigt sie an, verspricht aber: „Alles geht weiter wie bisher.“

Die Eisfläche ist
der zentrale Treffpunkt

Bei strahlendem Wetter erlebte die Winterwelt einen super Start. Für Glühwein war es kalt genug, und auf der Eisfläche ging es sofort rund. „Am meisten freue ich mich aufs Schlittschuhlaufen“, sagt Liv (9). „Aber an Waffeln oder Crepes kommt man auch nicht vorbei“, fügt ihre Mutter hinzu. Sie bleibt an der Eisbahn stehen: „Der absolute Treffpunkt. Wenn man jemanden sucht, findet man ihn hier.“ Neben ihr schaut eine vierköpfige Familie dem flotten Treiben zu. „Wie gut selbst kleine Kinder schon laufen“, staunt die junge Frau. Sie kamen zufällig mit dem Auto vorbei, hielten spontan an und futterten zuerst einen Baumstriezel: „Mächtig, aber lecker.“ Die Atmosphäre gefällt ihnen: „Nicht so voll wie in Düsseldorf und viel gemütlicher.“

Das findet auch Helga Deden, die alle Jahre wieder das Kinderkarussell betreibt und dabei von einer Freundin unterstützt wird. „Ich komme gern, die Leute sind sehr nett.“ In ihrem hölzernen Büdchen ist es muckelig warm. Die ganze Zeit dudeln Kinderlieder. Nervt sie das nicht? „Ach wo, das höre ich gar nicht mehr.“

Aki Charbeni aus dem Café „Süße Erinnerung“ in Bilk feiert mit seinem chromblitzenden Wägelchen „petit frère“ Premiere in der Winterwelt. Einst wurde darin Lavendel durch die Provence kutschiert, jetzt dient es als Ausschank für frisch gerösteten Kaffee und Tee. Ab Mittwoch bietet er hübsche Geschenkboxen mit „flamingo espresso“ und zwei Gläschen an. Warum reizte ihn der Büdericher Markt? „Ich wollte zwischen Traditionen wie Glühwein und Reibekuchen ein wenig Lifestyle reinbringen“, antwortet Aki Charbeni. „Stimmt, das passt“, bestätigt ein Paar mit Kleinkind, nachdem es alle Buden in Augenschein genommen hat. „Die Eisfläche ist wieder die Attraktion“, sagt der junge Vater. „Schade nur, dass keine Flammkuchen mehr da sind, das offene Feuer und der Duft waren stimmungsvoll. Mir fehlt auch der zünftige Flammlachs vom Holzbrett. Aber toll, dass es diesen Markt überhaupt gibt. Wir werden uns oft mit Freunden verabreden.“

Für einige Händler ist es
eine Winterwelt-Premiere

Nicht zum ersten Mal hat Qunhua Zhu mit selbst gemachtem Schmuck, darunter Stücke aus Süßwasserperlen und Halbedelsteinen, ihren Stand in Büderich aufgeschlagen. „Auf meine Stammkunden ist Verlass“, sagt sie und lächelt. Außerdem kann man bei ihr fellgefütterte Socken kaufen, Mützen, Schals und mollige Handschuhe, „damit die Kinder beim Schlittschuhlaufen nicht frieren.“ Neben der Eisfläche hat ein weiterer Neuzugang Quartier bezogen. Der Düsseldorfer Künstler Frank Lötfering aus dem Atelier Artreyu fertigt Objekte und Bilder aus Treibholz. „Alles im Fluss“ steht auf einem Brett über seiner Ausstellung, und das ist wörtlich zu nehmen. „Ich sammle an beiden Ufern des Rheins Treibholz“, erzählt er. „Es wird gereinigt, gebürstet, langsam getrocknet, mehrfach grundiert und bemalt.“ Warum zog er vom Weihnachtsmarkt in Oberkassel nach Büderich um? „Luftveränderung“, erwidert er. „Mir gefällt dieses abgeschlossene Karree.“ Voriges Jahr schaute er sich um und nahm – so schließt sich der Kreis – einen Reibekuchen von Hilde König mit. „Zu meiner Verwunderung ist er weder verschimmelt noch verfault“, sagt er. „Jetzt hängt er in einem Treibholzrahmen in meinem Atelier, als Hommage an Beuys und Anatol.“