„Die estnische Musik ist angenehm zu hören und weckt uns auf“

Kantorin Ekaterina Porizko hat mit zwei Meerbuscher Chören eine estnische Messe einstudiert. Am Sonntag wird sie aufgeführt.

Foto: Gemeinde

Zwei Meerbuscher und ein Stuttgarter Chor singen am Samstag, 28. April, eine Messe in der Christuskirche in Büderich — und zwar auf Estnisch. Kantorin Ekaterina Porizko erklärt, wie es dazu kam und was die Besucher erwartet.

Eine Messe auf Estnisch in Büderich — das klingt nach einem besonderen Projekt. Wie kam die Idee zustande?

Ekaterina Porizko: Ich habe in Tartu in Estland studiert und habe in dieser Zeit die estnische Musik sehr gut kennengelernt. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich versucht, Menschen einen Zugang zu Musik zu vermitteln, die sie nicht so gut kennen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sie dieses Werk als musikalische Leiterin aufführen.

Porizko: Genau. Die estnische Messe habe ich vor zwei Jahren mit meinem damaligen Chor in Stuttgart aufgeführt. Es gab drei Konzerte mit einer enormen Resonanz. Deswegen habe ich mir vorgenommen, als ich in Meerbusch angefangen habe, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das ungewöhnlich und neu ist, aber auch auf einem hohen musikalischen Niveau. Mit der Kantorei und Choropax aus Büderich haben die Proben viel Freude bereitet. Zum Konzert habe ich jetzt auch den Stuttgarter Chor Tonart eingeladen, damit sich der alte und der neue Chor endlich mal kennenlernen.

Wie klingt denn die estnische Musik in deutschen Ohren?

Porizko: In Estland gibt es eine sehr starke Singkultur. Alle fünf Jahre gibt es beispielsweise in Tallinn ein riesiges Chorfestival. Estland hat nur eine Million Einwohner, aber dort kommen 10 000 Chorsänger und noch mal 100 000 Zuhörer zusammen. Das ist enorm für so ein kleines Land. Die estnische Musik ist sehr angenehm zu singen, aber auch zu hören. Es ist zeitgenössische Musik mit interessanten, frischen Harmonien, die uns aufweckt, aber trotzdem für unser Ohr verständlich ist.

Was ist das Besondere an dieser Messe von Urmas Sisask?

Porizko: Es gibt einen Teil, der hat die Chöre aufgrund der Konflikte in Syrien ganz besonders bewegt. Im letzten Teil singen wir „Gib uns deinen Frieden“, dann klingt die Messe mit einem leisen Gebet aus. Das Stück wurde in den 90er-Jahren geschrieben. Auch damals war es eine Zeit des Umbruchs und jetzt haben wir eine ähnliche Situation. Der Frieden wird immer wieder verletzt und es ist unsere christliche Aufgabe, mit Geduld für den Frieden zu beten. Die Musik ist getragen von traditionellen christlichen Werten und als Aufruf zum Frieden in der Welt zu sehen. Urmas Sisask ist ein besonderer Komponist, weil er sich viel mit Astrologie beschäftigt. Er hat ein Konzept entwickelt, mit dem er nach Sternzeichen komponiert.

Wie kamen denn die Meerbuscher mit der estnischen Sprache zurecht?

Porizko: Sie haben ihr Bestes gegeben und ich habe ihnen so gut es ging geholfen. Die Stuttgarter sind etwas geübter, weil sie die Messe schon mal gesungen haben. Aber die Meerbuscher machen das wirklich toll. Manchmal kann ich kaum noch unterscheiden, ob da Deutsche singen oder Esten (lacht).

Die Chöre sind sich noch nie begegnet, proben erst am Tag des Konzerts miteinander. Wie funktioniert das?

Porizko: Am Samstag gibt es eine große Generalprobe und dann führen wir nach einem großen Einsingen die Chöre zusammen. Meistens brauchen die Sänger ein wenig Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Aber dann ist es ein ganz großartiges, unglaubliches Gefühl. Das ist wie an Weihnachten im Gottesdienst, wenn plötzlich nicht nur 50, sondern 500 Menschen die Choräle singen. Man hat das Gefühl, der Chor trägt dich, der Klang nimmt dich mit. Da entsteht eine starke Energie.