Zuhause in Meerbusch Deutschland als zweites Heimatland

Strümp · Seit 2015 betreut das Team vom „Pappkarton“ in Strümp Geflüchtete. Anlässlich des Weltflüchtlingstags berichten einige von ihren Erfahrungen.

 Elnaz möchte gerne in Deutschland Medizin studieren.

Elnaz möchte gerne in Deutschland Medizin studieren.

Foto: Pappkarton

Am Sonntag ist Weltflüchtlingstag. Ende 2020 waren 82,4 Millionen Menschen auf der Flucht – die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde. Auch in Meerbusch haben Geflüchtete eine neue Heimat gefunden. Wir haben Statements von Geflüchteten gesammelt, die wir betreuen. Wir, das ist das Ehrenamtlichen-Team des Begegnungszentrums „Von Hand zu Hand“ der Diakonie Meerbusch, kurz „Pappkarton“, in Strümp. Wir engagieren uns seit 2015 für ein lebendiges Miteinander in unserer Stadt.

Thohidul

„Ich heiße Thohidul und bin 29 Jahre alt. Ich komme aus Bangladesch. Leider musste ich mein Land verlassen, bevor ich mein Studium Business Management beenden konnte. 2016 bin ich nach Deutschland gekommen. Das Pappkarton-Team hat mich sehr unterstützt, mich in der fremden Kultur zurechtzufinden. Ich habe meine Deutschprüfung B1 gemacht und hätte gerne eine Ausbildung im Bereich Lagerlogistik angefangen. Durch Corona waren Vorstellungsgespräche leider nur online möglich. Vorstellungsgespräche ohne direkten persönlichen Kontakt sind für mich in einer fremden Sprache sehr schwer. Deshalb habe ich keinen Ausbildungsplatz bekommen. Nun arbeite ich als Lagerhelfer in Neuss und am Wochenende als Küchenhelfer in einem Meerbuscher Restaurant, um meine Familie in Bangladesch zu unterstützen. Ich hoffe sehr, im nächsten Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden.“

Muyesser

„Ich heiße Muyesser und bin 26 Jahre alt. Ich bin Uigurin und 2019 nach Deutschland gekommen. Heute lebe ich mit meinem Mann und meinem Sohn in Meerbusch. Ich habe schon vor Corona meinen B1-Kurs gemacht. Leider fanden dann keine Deutschkurse mehr statt. Glücklicherweise konnten wir unsere Deutschkenntnisse mit dem Pappkarton-Team mit Zoom-Treffen vertiefen. Mittlerweile finden wieder Kurse statt, mein Mann und ich haben jeder einen Online-Deutschkurs gefunden, so dass wir uns mit der Betreuung unseres Babys abwechseln können. Ich wünschen uns ein glückliches Leben in Deutschland. Ich hoffe, dass mein Mann in der IT-Branche erfolgreich werden und ich meine Qualifikation machen kann. Das Pappkarton-Team hilft sehr viel. Ich bin sehr dankbar dafür. Wir sind eine große Familie.“

Elnaz

„Ich heiße Elnaz und komme aus dem Iran. Es ist nun dreieinhalb Jahre her, dass ich nach Deutschland gekommen bin. Im ersten Jahr habe ich meinen Integrationskurs absolviert und danach ein Stipendium vom Garantiefonds Hochschule bekommen. Damit konnte ich schnell meinen C1-Kurs machen und Univorbereitungskurse besuchen. Ich habe im Iran zwei Jahre Chemie studiert und möchte gerne in Deutschland Medizin studieren. Zur Vorbereitung werde ich jetzt ein Studienkolleg besuchen. Ich hoffe, dass Studieren nicht mehr so eingeschränkt ist durch Corona und dass ich bald meine Eltern sehen kann, die ich sehr vermisse. Ich wünsche mir ein normales Leben wie vor Corona, keine Auslastung in den Krankenhäusern, viele Reisen und Partys, wieder Weihnachts- und Osterfeste mit der Familie, Gesundheit, Frieden und Ruhe für alle Menschen.“

Kamran

„Mein Name ist Kamran, ich bin 46 Jahre alt ich komme aus dem Iran. Ich kam im Jahr 2015 nach Deutschland. Natürlich musste ich Deutsch lernen. Das war nicht einfach für mich. In dieser Zeit hat mir besonders der Besuch im Pappkarton geholfen. Das war in dieser Zeit sehr wichtig für mich. Außerdem konnte ich dort Kontakte zu anderen Meerbuschern knüpfen, da man sich dort auch einfach unterhalten oder gemeinsame Ausflüge machen kann. Nach der Sprachprüfung habe ich eine Weiterbildung zum Lkw-Fahrer gemacht und arbeite nun auch in diesem Beruf, den ich schon im Iran 18 Jahre lang ausgeübt hatte.“ 

Yasser

„Ich bin Yasser, 54 Jahre alt und komme aus Ägypten. Seit dem Jahr 2017 bin ich in Deutschland und habe bei der Volkshochschule Deutsch gelernt. Das war teilweise schwierig. Im Pappkarton wurde mir immer geholfen. Ich möchte gerne im Journalismus arbeiten, wie in Ägypten auch.“

Zahra

„Mein Mann Javid und ich kommen aus dem Iran. Vor zwei Jahren sind wir nach Deutschland gekommen. Seit eineinhalb Jahr wohnen wir in Büderich. In meinem Heimatland hat mein Mann an der Universität Stadtplanung studiert und einen Master gemacht. Er hat 16 Jahre als Buchhalter gearbeitet. Im Iran habe ich an der Uni Handelsmanagement-Marketing studiert und einen Master gemacht. Ich habe zwölf Jahre als Sachbearbeiterin bei einer Firma gearbeitet. Die erste Zeit in Deutschland war vor allem wegen der Sprache schwer. Als wir nach Meerbusch gekommen sind, haben wir im Pappkarton nette Leute kennen gelernt. Sie haben uns bei den Hausaufgaben geholfen. Wenn meine Familie und ich ein Problem haben, sprechen wir immer mit dem Team. Ohne ihre Hilfe hätten wir die Prüfung nicht bestanden. Leider hat wegen Corona unser Kurs sehr lang gedauert. Wir möchten weiter Deutsch lernen und eine Weiterbildung als Buchhalter machen. Danach würden wir gerne bei einer Firma arbeiten. Mein Sohn ist Mitglied beim SSV Strümp und spielt zweimal pro Woche Fußball. Im Pappkarton wurde ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen, und meine Tochter hat dort mit anderen Kindern gespielt. Wir hoffen, dass die Welt irgendwann voller Freiheit und Frieden sein wird. Deutschland ist jetzt unser zweites Heimatland.“