Lange Wartezeiten Auch nach der Führerschein-Prüfung ist Geduld gefragt
Krefeld · Wer den Führerschein macht, muss auch in Krefeld viel Geduld mitbringen. Termine für die Theorie-Prüfung sind rar gesät. Den Führerscheins muss man bei der Stadt abholen. Eine Betroffene berichtet.
Als Sabrina Kaupat am 21. Mai ihre Fahrprüfung bestand, war sie glücklich und stolz. Schließlich braucht die 21-Jährige den Führerschein dringend, weil die Erzieherin am 1. Auguste ihre Stelle bei einer Einrichtung für behinderte Kinder antreten möchte. Doch von ihrem Tüv-Fahrprüfer bekam sie nicht den Führerschein ausgehändigt, sondern nur eine Bestätigung, dass sie bestanden hatte. Den Führerschein bekomme sie bei der Stadt, sagte ihr Prüfer. Warum? Weil die Führerscheinstelle der Stadt dem Tüv nicht alle Führerscheine vorab zugestellt hatte. „Und dann wurde die Sache nervend bis ärgerlich“, sagt ihr Vater Ulrich Kaupat.
Schon die Online-Terminvereinbarung bei der Stadt verlief frustrierend. Kaupat: „Meiner Tochter wurde als nächstmöglicher Termin der 16. Oktober angeboten.“ Das war viel zu spät, ihre Stelle war in Gefahr. Erklärungen und Bitten per E-Mail bei der Führerscheinstelle hatten laut Kaupat keinen Erfolg. Er sagt, die Behörde habe sogar geschrieben, man möge bitte keine E-Mails mehr an sie richten. „Da haben wir überlegt, einen Anwalt einzuschalten und die Stadt zu verklagen.“
Beim Tüv Rheinland kennt man die Probleme mit dem Führerschein
Ganz so weit kam es dann nicht. Die Kaupats nahmen die Sache selbst in die Hand und wurden vorstellig bei der Führerscheinstelle an der Elbestraße – obwohl sie keinen Termin hatten, was an sich obligatorisch ist. Kaupat berichtet, nach einigem Hin und Her sei plötzlich ein sehr freundlicher Mitarbeiter aufgetaucht, der sie zu einem zuständigen Kollegen vorließ, der wiederum den vorläufigen, drei Monate gültigen Führerschein sofort ausstellte und Sabrina Kaupat mitgab.
Doch ohne solche Entschlossenheit und Chuzpe kann es tatsächlich lange dauern mit dem Führerschein. Die Stadt räumt auf Nachfrage ein, dass die personelle Situation in der Führerscheinstelle „weiterhin ursächlich für lange Wartezeiten und die nachvollziehbare Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger ist“. Bereits im März hatte die WZ über einen Krefelder Senioren berichtet, der zwei Monate auf einen Termin für die Verlängerung seiner Fahrerlaubnis warten musste.
Immerhin seien zum 1. Juni drei neue Mitarbeitende eingestellt worden: „Nach einer Einarbeitungsphase soll somit die Erreichbarkeit und die Abfertigung von Führerscheinanliegen deutlich verbessert werden. Neben der Personalaufstockung befinden sich derzeit weitere organisatorische Maßnahmen in der finalen Vorbereitung, um den Problemen in der Führerscheinstelle zu begegnen“, so die Stadt. Aktuell entspannt sich die Lage auch, weil wegen der stark gesunkenen Corona-Inzidenz wieder mehr persönliche Termine in der Führerscheinstelle möglich sind.
Beim Tüv Rheinland kennt man die Probleme: „Sie betreffen Krefeld, aber auch viele andere Städte“, sagt Arne Böhne aus der Führerschein-Abteilung. Im Frühjahr habe die Stadt beim Tüv angefragt, ob der nicht vorübergehend die Ausgabe von vorläufigen Führerscheinen übernehmen könne, „aber das mussten wir ablehnen, wir sind keine Behörde“, sagt Böhne. Er räumt ein, dass es auch beim Tüv selbst in Folge von Corona-Beschränkungen zu Wartezeiten gekommen ist – nämlich unter anderem bei der Terminierung von Fahrprüfungen. Böhne: „Praktische Prüfungen können wir am Niederrhein im Schnitt in drei Wochen anbieten, bei der theoretischen aber sind es sechs Wochen. Auch wenn wir das als Tüv nicht allein zu verantworten haben, können wir damit nicht zufrieden sein.“