Ein Quartier ganz in Weiß
Die Stadt plant knapp 60 Wohneinheiten zwischen Moerser Straße und Kanzlei.
Büderich. Nach jahrelangem Vorlauf wird die Bebauung des Innenbereichs zwischen Kanzlei, Dülsweg, Blumen- und Moerser Straße jetzt konkret: Nach der Offenlage und der Abwägung der Einwendungen machte der Planungsausschuss am Mittwochabend den Weg für die Einleitung des Umlegungsverfahren frei.
Das Neubaugebiet soll sozusagen im Hinterhof der heutigen Anwohner auf einem Gelände entstehen, das zurzeit Gärten, Felder und Brachland prägen. In der Mitte liegt der Schackumer Bach, der im Rahmen der Gebietsentwicklung freigelegt werden soll.
„Wohnen auf der Gasse“ heißt das Projekt: Knapp 60 Wohneinheiten, Einfamilienhäuser und 40 Doppelhaushälften, sind in dem 70 000 Quadratmeter großen Innenbereich vorgesehen.
Bestätigt der Rat den Beschluss des Planungsausschusses, wird das Vorhaben für 53 Grundstückseigentümer jetzt konkreter. Denn nur rund ein Fünftel des Geländes ist aktuell im Besitz der Stadt. Um das Projekt realisieren zu können, sind Einschnitte in private Gärten, Wiesen und Felder notwendig. Eine Umlegung ist Voraussetzung: In diesem Verfahren werden die Beteiligten entschädigt, Grundstücksgrenzen neu gezogen, Ersatzgrundstücke angeboten. Eine 1:1-Flächenübertragung geringerwertigen Ackerlands in höherwertiges Bauland ist dabei aber nicht möglich, erläutert die Stadtverwaltung: „Im Grundstückstauschverfahren erhält der Einwender für seinen Grundstücksteil, der von der Planung betroffen ist, ein entsprechend wertiges bebaubares Grundstück zugewiesen.“
Bis dahin ist es ein weiter Weg. Im Rahmen des jetzt beschlossenen Vorverfahrens wird es zunächst eine Anhörung und gründliche Information aller Eigentümer geben. „Wir werden mit jedem Eigentümer sprechen“, betont der zuständige Fachbereichsleiter Jürgen Gatzlik.
Wo immer es gehe, wolle man Rücksicht auf die persönlichen Ansprüche der Beteiligten nehmen. „Manchem ist ein besonderer Baum wichtig“, nennt Gatzlik ein Beispiel. 90 Prozent des Verfahrens regele man einvernehmlich, das sei das Ziel. „Mit allen Menschen kann man reden“, sagt Gatzlik einladend.
Gegen Kritik aus Reihen der FDP, Grünen und UWG wurde am Mittwochabend eine Gestaltungssatzung für das Quartier beschlossen. Es wird nicht farbig, sondern weiß. „Das kann auch nebelgrau oder eierschalenfarben sein“, betont Dezernent Just Gérard. Dachpfannen müssen anthrazitfarben oder dunkelbraun, in jedem Fall matt, Garteneinfriedungen dürfen nicht höher als zwei Meter sein.
Ausschussvorsitzender Leo Jürgens (CDU) auf den Antrag des FDP-Ratsherrn Thomas Gabernig, nicht nur weiße, sondern farbige Fassaden zu erlauben.
Während Klaus Rettig (FDP) „gar keine Gestaltungssatzung“ wollte und Jürgen Peters (Grüne) „alles viel zu kleinteilig geregelt“ fand, plädierte Renate Kox (CDU) für eine einheitliche Gestaltung: Sie sei wichtig, damit sich die Siedlung von der Umgebung absetze.
Eine Freud’sche Fehlleistung unterlief dem Ausschussvorsitzenden Leo Jürgens (CDU), als er in diesem Zusammenhang über den Antrag des FDP-Ratsherrn Thomas Gabernig abstimmen ließ, der sich für die Zulassung farbiger Fassaden stark machte. „Wer kann sich diesem Anschlag anschließen?“, fragte Jürgens.