Manches braucht seine Zeit - Uhr am Kirchturm von St. Nikolaus
Damit jeder die Uhr am Kirchturm von St. Nikolaus lesen kann, hat Pro Osterath eine Info-Stele gestiftet.
Osterath. Ein für viele Osterather großes Mysterium ist seit Freitag gelüftet. Wie diese merkwürdige Kreisbogenuhr zehn Jahre nach ihrer Installation am Turm der St. Nikolaus-Kirche eigentlich gelesen wird, blieb für viele Passanten stets ein Buch mit sieben Siegeln — wenn sie denn nicht ohnehin gerade mal wieder komplett ihren Geist aufgegeben hatte.
Am Freitag nun konnten die Initiatoren der Idee, Manfred Weigand und Jürgen Bergert vom Bürgerverein Pro Osterath, eine Stele einweihen, auf der genau erklärt wird, welche Uhrzeit der lediglich eine Zeiger auf dem aufgeschnittenen Ziffernkreis eigentlich anzeigt. Das versteht zwar auch nach mehrmaligen Lesen nicht zwingend jeder, aber ein weiterer Entwicklungsschritt ist damit zurückgelegt.
Und davon gab es viele, wie Weigand sich nicht immer gerne erinnert: „Der erste Entwurf sah vor, die Uhr auf den Glockenstuhl zu setzten, aber das ging nicht, der wackelte. Dann haben wir sie seitlich versetzt. Dadurch hatte aber die Kette zu viel Spiel, wenn der Wind stark wehte, so dass der Zeiger ein größeres Gegengewicht benötigte“, so Weigand, der stundenlang weiter von diesem jahrelang andauernden Prozess erzählen könnte.
Das größte Übel sei jedoch die Zeitumstellung gewesen. „Im Herbst, wenn die Uhr zurückgestellt wird, hat der Impuls blockiert.“ Konsequenz: Die Uhr stand still. „Das alles war sehr aufwändig, denn die Fachfirma sitzt in Osnabrück und hatte keine Lust, wegen uns ständig nach Osterath zu kommen“, berichtet, Bergert, der sich nach eigener Aussage beim Frühschoppen im gegenüberliegenden Weindorf manche derbe Beschimpfung anhören musste.
Das Weindorf ist seit Jahren geschlossen, die Turmuhr von St. Nikolaus hängt aber noch an ihrem Platz — und funktioniert seit einigen Monaten zuverlässig, wie Bergert und Weigand beteuern. „Vorher hätten wir die Stele auch nicht eingeweiht. Wir wollen uns ja nicht blamieren. Das haben wir in der Vergangenheit genug getan“, grummelt Bergert. Rund 8000 Euro hat Pro Osterath bis heute in das Projekt investiert. Weigand dazu: „Wir wollten den Osterathern doch nur ein wenig Zeit schenken.“