Eisplatten widerstehen Räumgeräten
Große Unzufriedenheit, geringer Schaden: Stadt überprüft den Winterdienst.
Meerbusch. Frischer Schnee, Kälte, Tauwetter, erneuter Frost — das Jahresende 2010 hatte es in sich. Hoch-Zeit für den städtischen Winterdienst, dessen Nachtruhe wochenlang um 4 Uhr morgens endete. Trotz aller Mühen: Der Zustand der Anliegerstraßen war eine Woche nach Wintereinbruch nicht in Ordnung, gab Bürgermeister Dieter Spindler zu. Was er aber ausdrücklich betont: „Es gab eine tolle Einsatzbereitschaft.“
Warum die Lage trotzdem unbefriedigend war, erläuterte Fachbereichsleiter Wolfgang Trapp im Hauptausschuss, schickte aber voraus: „Wir haben nach besten Kräften gestreut und geräumt. Was nicht geht, geht eben nicht.“
Anschaulich erläuterte Trapp das Meerbuscher Wegenetz, die Klassifizierung der Straßen und die Streu- und Räumpflichten. 108 Straßenkilometer — die wichtigsten Verkehrsverbindungen und gefährliche Stellen — habe die Mannschaft des städtischen Baubetriebshofs weitgehend „schwarz gehalten“ — also schneefrei.
„Zwischen 3 und 21 Uhr waren die Teams wochentags unterwegs“, schilderte Trapp. Geräumt wurde streng nach Priorität. „Da ging es nicht darum, wozu ein Team Lust hatte“, betonte Trapp und begegnete damit alten Vorwürfen schimpfender Bürger.
Doch selbst die Arbeit in drei Schichten hat zeitlich nicht ausgereicht, den Zustand auf Anliegerstraßen zu verbessern. Durch Tauwetter und erneuten Frost hatten sich massive Eisplatten gebildet, an denen sogar Räumschilde scheiterten — zumal bei derartigen Arbeiten immer die Gefahr bestehe, dass Fahrzeuge am Straßenrand beschädigt würden, so Trapp.
150 Anliegerstraßenkilometer blieben nahezu unbearbeitet: „Irgendwann kamen wir auch gar nicht mehr in die Straßen rein.“ Ein Notfalltelefon bei der Stadt einzurichten, wie es angeregt wurde, sei möglich, aber: „Dann hört sich ein Kollege die Klagen der Bürger an, aber das hilft faktisch nicht weiter.“
Den Sandkastensand von Spielplätzen im Winter als Streumittel zu nutzen, wie es Wolfgang Müller (Zentrum) in der Diskussion anregte, verwarf Fachbereichsleiter Rolf Schmidt. Säuberung und Lagerung seien sehr aufwändig und teuer. Noch stärker Split einzusetzen, wie es Thomas Jung (CDU) anregte, sei ebenfalls kaum möglich, wie Trapp sagt: „Im Neuschnee versinkt Split, und er verursacht Fahrzeugschäden.“
Was aber ist die Erkenntnis aus diesem „kritischsten Winter seit langer Zeit“? Nächtliche Bereitschaft und Mehrfachschichten führten zu 1.500 Überstunden, die zwischen dem 25. November und 31. Januar angefallen sind. Zusätzliches Personal ist nicht abrufbar.
Den Einsatz von Fremdpersonal kalkuliert die Stadt mit 40 Euro Stundenlohn, den Kauf eines weiteren Räum-Fahrzeugs mit 135.000 Euro. Eine Aufstockung, so gibt Trapp zu bedenken, hätte auch Auswirkungen auf die Gebührenstruktur. „Das wird für Anlieger teurer.
Handlungsbedarf, so Werner Damblon (CDU), sehe er „frühestens im nächsten Winter“. Große Investitionen sind laut Klaus Schmidt-Menschner (FDP) aber gar nicht notwendig. Sein Vorschlag: „Meerbusch gewöhnt sich künftig daran, dass im Winter Schnee liegt.“