FDP findet Gemüse-Tag „närrisch“

Grüne Idee eines Veggi-Days in Kantinen, Mensen und Kitas findet Befürworter.

Meerbusch. Einen Tag in der Woche vegetarisch essen. Für diese freiwillige Verpflichtung werben die Grünen in Meerbusch. Wer nicht aus Leidenschaft zum Gemüse greift, könnte sich möglicherweise aus Überzeugung dazu durchringen: Denn die Initiatoren des „Veggi-Days“ wollen mit dem Genuss von Kohl & Co. das Bewusstsein der Konsumenten dafür schärfen, wie viel CO2 sie verursachen, indem sie Fleisch essen.

Gemüseverzehr und Klimaschutz — für den FDP-Ortsverbandsvorsitzenden Jörg Schleifer läutet diese Idee die 5. Jahreszeit im Rheinland ein. „Närrisch und scheinheilig“ sei das Ansinnen der Grünen, die doch keine Schwierigkeiten hätten, einen großflächigen Verbrauchermarkt in Osterath zu planen, der eine starke Verkehrsbelastung verursache. Ein Tag ,Frischemarkt’ mache den einjährigen Fleischverzicht aller Meerbuscher zunichte.

Diese Gleichung löst bei der Grünen Ortsverbandsvorsitzenden Ingrid Maas nur Kopfschütteln aus. Nicht nur, dass Schleifers Rechnung fehlerhaft sei. „Es existiert natürlich kein Zusammenhang zwischen der möglichen Einführung eines vegetarischen Tags und der zukünftigen Bebauung des Ostara-Geländes“, so Maas.

„Wunderbar. Endlich schwappt diese einfache, effektive, solidarische Idee auch nach Meerbusch. Ich hoffe, dass viele Bürger den Spaß und die ökologische Möglichkeit dieser Initiative erkennen“, äußert sich Torsten Schmitt in einer Umfrage.

„Ich finde den einheitlichen Gemüsetag eine gute Idee und werde ihn freiwillig einführen. Eine gute Gelegenheit, zu zeigen, dass einem die Art und Weise der Fleischproduktion nicht zusagt“, betont Natalie Lettmann. „Massen an Fleisch zu verzehren, bedeutet notwendig Massentierhaltung. Das kann man sich einmal pro Woche schon bewusst machen.“

Auch Carsten Lenz befürwortet einen Veggi-Day. „Nicht nur unter dem ökologischen Aspekt, sondern auch wegen unserer Kinder. Die meisten kennen doch überhaupt nicht mehr alle Gemüsesorten und Zubereitungsmethoden. Hier besteht eine gute Chance, gesunde Ernährung wieder in den Köpfen zu implementieren.“

„Der Sonntagsbraten soll bleiben“ — auch das sei gut, findet Heidi Knoll. „Denn dieser Fleischkonsum ist völlig ausreichend.“ Voraussetzung sei eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten und frischer Kost, nicht nur an einem Gemüse-Tag wöchentlich. Definitiv erwiesen sei, dass mit reichlichem Fleischkonsum eine hohes Arteriosklerose-Risiko einhergehe; bei Fast-Food-Produkten drohe Übergewicht, „einhergehend mit einer rapiden Abnahme von Intelligenz“, so Knoll.

Das sieht Ilona Kruchenähnlich. „Die Initiative Veggi-Day ist sehr begrüßenswert — nicht nur der Umwelt zuliebe.“ Einseitige Ernährung und Bewegungsmangel seien die Hauptgründe für das weit verbreitete Übergewichtsproblem. „Mit Genuss vielseitig und ausgewogen zu essen, auch das könnte ein Veggi-Day vermitteln.“ Denn entgegen vieler Vorurteile könne auch vegetarische Küche äußerst phantasievoll und schmackhaft sein.

„Als Katholik verzichtet man schon seit 2000 Jahren auf Fleisch, aber nicht an einem Donnerstag, sondern am Freitag“, kommentiert Michael Gorgs den Vorstoß schmunzelnd. Das sei christliche Tradition und diene zudem der Gesundheit. „Somit bräuchte ich einen Veggi-Day nicht zwingend.“