60 Jahre Rockgeschichte Verrückt nach den Rolling Stones
Meerbusch · Karsten Wellnitz besucht Konzerte und sammelt alles rund um die Rockband, die heute vor 60 Jahren ihr erstes Konzert gab.
Karsten Wellnitz ist Fan der ersten Stunde. Regale, Wände und Ordner sind gefüllt mit Materialien von und über die Rolling Stones. Die Besucher sind überwältigt von Flaschen, Postern und Plattenhüllen, die mit den markanten Gesichtszügen der Bandmitglieder dekoriert sind. Sogar ein Kunstwerk von Uwe Kahl mit 158 kleinen Stones-Fotos ziert das Wohnzimmer. Auch der Hausherr trägt natürlich ein T-Shirt seiner Lieblingsband von der „No filter“-Tour 2017, auf dem Variationen des Bandlogos, der ausgestreckten Zunge, dargestellt sind.
Diese tauchte bereits auf einer der frühen Singles auf, die sich in Wellnitz Besitz befindet. Die Songs „Wild Horses“ und „Dead Flowers“ von 1971 sind darauf verewigt. „Ich habe meine erste Single mit zwölf Jahren gekauft. Das war bei Radio Hölscher in Krefeld-Uerdingen“, erinnert sich Wellnitz, der heute 66 Jahre alt ist. „Vor genau 60 Jahren, am 12. Juli 1962, haben die Stones ihr erstes Konzert im Londoner Marquee Club gegeben“, informiert er.
Da sei er natürlich noch zu jung gewesen, um Rockmusik zu hören, aber bald danach saß er jeden Samstag vor dem Fernseher, um der ersten Musiksendung für Jugendliche, dem Beat-Club, zu lauschen. Sein erster Besuch eines Rolling-Stones-Konzerts fand dann 1973 in der Essener Grugahalle statt, wohin er mit vier Schulfreunden von Lank aus fuhr. „Das war eine ganz fantastische Atmosphäre. Die Stones, besonders Keith Richards und Charlie Watts, sind schon tolle Musiker“, sagt Wellnitz.
Er weiß noch, dass es in der Schule eine Beatles- und eine Stones-Fraktion gab. Für ihn keine Frage: Er gehörte der Stones-Fraktion an. Und diese Faszination hat ihn nicht verlassen. Auch 1982, 1990, 1995 (2), 2003 und 2017 war er auf Konzerten der Rolling Stones und immer wieder begeistert. „Zum Glück haben die sich nicht wie die Beatles und andere Bands später aufgelöst“, so Wellnitz. Es könnte allerdings sein, dass die jetzige „Sixty-Tournee“ die letzte sein wird. Denn einige Bandmitglieder sind ausgestiegen oder verstorben, wie Charlie Watts im vergangenen Jahr. „Das ist ein großer Verlust“, sagt Wellnitz, der Groß- und Außenhandelskaufmann war, sich aber inzwischen im Ruhestand befindet.
Sammelleidenschaft umfasst Eintrittskarten, CDs und Artikel
Seine Sammelleidenschaft erfasste ihn schon früh. Natürlich hob er sämtliche Eintrittskarten auf, kaufte weitere Singles, Langspielplatten und CDs der Stones, fotografierte und schnitt Zeitungsartikel aus. Untersetzer, Plakate, Briefmarken und 48 Bücher gehören gleichfalls zu seinem Fundus. Sogar eine Wodkaflasche, deren Inhalt von Keith Richards kreiert wurde, befindet sich in seinem Besitz.
An der Wand hängt ein Comic-Druck von der „Geriatric Tour“, die die nimmermüden Stones mit Krückstock und im Rollstuhl zeigt. Gemäß dem Motto: Wir hören erst auf, wenn wir tot umfallen. Besonders akribisch sammelt Wellnitz Berichte über seine Lieblingsband. Inzwischen hat er mehrere Ordner gefüllt, die sich mit dem Leben der Bandmitglieder, deren Auftritte, aber auch Privatem befassen. „Wenn die Stones auf Tour gehen, rufe ich Freunde und Verwandte in anderen Städten an und bitte sie um entsprechende Zeitungsartikel. Inzwischen habe ich ein richtiges Archiv“, erzählt der Lanker stolz. Sieben dicke Ordner befassen sich ausschließlich mit den Stones. So ist auch ein durchaus kritischer Artikel dabei, der Mick Jagger als Narziss auf der Bühne beschreibt und die musikalische Leistung der Band als erschreckend dünn bezeichnet.
Neben den Devotionalien der Stones sammelt der Lanker auch Berichte von Konzerten anderer Musiker. Denn er ist nicht (ganz) auf die Stones festgelegt, sondern besucht auch andere Musikereignisse, von Rock bis Jazz. „Nur deutsche Schlager lasse ich aus“, sagt der 66-Jährige lachend.
Gerne erinnert sich Wellnitz an seinen Besuch des Stones-Museums in Lüchow-Dannenberg, das er mit Freunden zu seinem 60. Geburtstag besuchte und wo er so richtig in Stones-Erinnerungen schwelgen konnte. Inzwischen ist dessen Gründer Ulli Schröder, ebenfalls langjähriger Rolling-Stones-Fan und Galerist von Stones-Gitarrist und Maler Ron Wood, zu einem guten Freund geworden.