Meerbusch vor dem Bundesliga-Finale Es kann nur einen geben
Meerbusch · Bayern-Fan Frank Kollegger sowie BVB-Anhänger Simon Nurek sind gemeinsam beim OSV Meerbusch aktiv. Sie werden den Showdown in der Fußball-Bundesliga am Samstagnachmittag ganz unterschiedlich verfolgen.
Lokal schlägt ihr Herz nur für den OSV Meerbusch. Auf nationaler Ebene sind sich die beiden Osterather Frank Kollegger und Simon Nurek alles andere als einig. Der eine ist eingefleischter Bayern München Fan, der andere glühender Anhänger von Borussia Dortmund. Mit Spannung blicken die beiden nun auf den letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Gewinnen die Schwarz-Gelben ihr Heimspiel gegen 1. FSV Mainz 05, ist ihnen der Titel nicht mehr zu nehmen. Der FCB ist auf Mainzer Schützenhilfe angewesen und muss zeitgleich seine Auswärtspartie beim 1. FC Köln gewinnen.
Die Gefühlslage vor dem Showdown am Samstagnachmittag könnte bei beiden kaum unterschiedlicher sein. Während BVB-Fan Nurek seit elf Jahren von der ersten Dortmunder Meisterschaft träumt, hat Bayern-Anhänger Frank Kollegger mit der laufenden Saison bereits abgeschlossen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen und das Ding bereits zur Halbzeit durch ist“, sagt Nurek. „Bei den Bayern ist dieses Jahr so viel schiefgelaufen, dass ich mir nicht mal mehr wünsche, dass sie erneut den Titel holen, weil sonst vieles, was im Argen liegt, übertüncht werden würde“, so Kollegger.
Mehr als zwei Jahre lang trainierten die beiden in früheren Zeiten als Trainer und Co-Trainer gemeinsam die zweite Mannschaft des OSV Meerbusch. Nach einer zweijährigen Auszeit ist Kollegger inzwischen erneut als Coach der OSV-Reserve tätig, während Nurek sich inzwischen um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmert. Letztgenannter ist seit knapp 20 Jahren Dauerkarten-Inhaber beim BVB und wird das Spiel am Samstag live im Signal-Iduna-Park verfolgen. Gemeinsam mit vier Freunden wird sich Nurek morgen gegen 10 Uhr vom Osterather Bahnhof auf den Weg nach Dortmund machen. Der Ablauf vor dem Match wird sich nicht großartig von anderen Spielen unterscheiden. „Nach der Ankunft werden wir im Stadion Rote Erde ein paar Bier mit Gleichgesinnten trinken, ehe wir zeitig unsere Sitzplätze aufsuchen“, sagt der 37-Jährige.
Ganz anders wird der Tagesablauf von Kollegger sein, der bereits seit 1997 Bayern-Mitglied ist. Zusammen mit seiner Frau wird er ein entspanntes Wellness-Wochenende verbringen. „Ich habe mir fest vorgenommen, morgen Nachmittag abzuschalten und nicht auf mein Smartphone zu gucken. Ob das wirklich klappt, wird man sehen“, sagt der 51-Jährige, der über den Saisonverlauf des Rekordmeisters sehr enttäuscht ist. „Als Bayern-Anhänger wird man ja grundsätzlich als Erfolgsfan betitelt. Das trifft auf mich aber nicht zu“, betont Kollegger. Wichtiger als Titel sei ihm, dass sein Lieblingsverein mit Leidenschaft auftrete. Und das sei in der laufenden Spielzeit oftmals nicht der Fall gewesen. „Einige Spieler stellen ihr Ego über das der Mannschaft. Mit dieser Truppe kann ich mich nicht identifizieren“, bekräftigt Kollegger. Dem BVB gönne er den Titelgewinn jedoch auch nicht so richtig. „Die Dortmunder haben auch keine überragende Saison gespielt. Ich hätte mich gefreut, wenn Union Berlin oder Freiburg die Meisterschaft geholt hätten, denn die beiden Clubs haben aus ihren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt.“
Dass sein Team in dieser Saison nicht immer überzeugt hat, räumt auch Nurek ein: „Man muss schon zugeben, dass wir gerade in der Rückrunde einige Chancen liegen gelassen haben. Trotzdem lügt die Tabelle nicht – wer am Ende oben steht, der hat es auch verdient.“ Im Falle des Titels möchte er nach dem Abpfiff gerne auf den Rasen, um dort mit den anderen BVB-Fans zu feiern. „Wir müssen nur irgendwann in der Nacht noch den Zug zurück nach Meerbusch bekommen“, sagt Nurek. Mögliche Häme gegenüber Bayern-Fan Kollegger würde er sich sparen: „Dafür ist das Meisterrennen zu knapp. Wenn, würde mein Spott auch eher die Schalker treffen, falls diese am Samstag in die 2. Liga absteigen.“