Fluglärm: UWG hinterfragt Flach-Starter
Um Treibstoff zu sparen, bleiben manche Flugzeuge beim Aufstieg in die Luft deutlich länger nah über dem Boden als andere. Die UWG will wissen, wie sich das „Flachstartverfahren“ auf die Lärm- und Schadstoffbelastung am Boden auswirkt.
Sparen deutsche Fluggesellschaften Kerosin auf Kosten der Gesundheit der Flughafen-Anwohner? Das jedenfalls sagt die UWG Meerbusch und hat für den nächsten Bau- und Umweltausschuss am 3. November einen Antrag zum Thema „Flachstartverfahren“ vorgelegt. Bei diesem bleiben die Flieger beim Aufstieg in die Luft deutlich länger nah über dem Boden — was, wie Kritiker bemängeln, eine erhebliche Lärmbelastung der Menschen am Boden zur Folge hat. „Die massiven Beschwerden der Meerbuscher Bürger, hauptsächlich in Büderich und Lank, über die lauter gewordenen Starts erfordern unseres Erachtens eine eindeutige Stellungnahme der Stadt gegenüber dem Düsseldorfer Flughafen“, sagt Ratsherr Heinrich Weyen.
Lothar Keiser, UWG-Fluglärmexperte
Der Antrag ist zweigeteilt und fordert zunächst, dass der Flughafen eine weitere Messstation in Büderich, im Bereich der Necklenbroicherstraße/Kanzlei, installiert. Die Station 2 am Rheinpfad reicht laut der UWG nicht aus, da beim Start der deutschen Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air Berlin aus Kostengründen bereits ungefähr über dem Rhein der Höhengewinn gedrosselt wird. Der erhöhte Lärm wirke sich dann erst über dem Büdericher Ortskern richtig aus.
„Es wird um circa 120 bis 140 Meter tiefer geflogen als vor der Einführung des geänderten Abflugverfahrens“, sagt UWG-Fluglärmexperte und sachkundiger Bürger Lothar Keiser. „Interessant ist dabei, dass die ausländischen Gesellschaften den international seit Jahren üblichen sogenannten Steilstart durchführen, um schneller und lärmschonender Höhe zu gewinnen.“
Nach Installation der neuen Messstation — das fordert die UWG in ihrem Antrag — soll entweder das Flachstartverfahren für vier Wochen ausgesetzt werden, um Messungen mit normalem Steilstart zu protokollieren, die dann in weiteren vier Wochen mit den Werten des Flachstartverfahrens verglichen werden.
Oder: Die Flachstart-Lärmwerte der deutschen Fluggesellschaften werden einem sechs- bis achtwöchigen Zeitraum mit den Steilstart-Werten der anderen Fluggesellschaften verglichen. „Jeder Bürger kann das im Inetnet auch selbst überprüfen — unter http://dus-travis.dus.com“, sagt Lothar Keiser.
Vom Düsseldorfer-Flughafen fordert die UWG ein konsequentes Einschreiten. Zwar betonten die Verantwortlichen des Airports immer wieder, dass sie keinen Einfluss auf das Startverfahren der Fluggesellschaften haben, das sei nach Informationen der UWG aber falsch. „Jede Luftverkehrsgesellschaft hat zwei Startverfahren. Welches sie anwendet, liegt an den örtlichen beziehungsweise staatlichen Vorschriften — in Deutschland gibt es keine“, erklärt Keiser. „Ansprechpartner ist also der Flughafenbetreiber, darüber hinaus ist die Landes- beziehungsweise Bundesregierung zuständig.“
Die Fluggesellschaften, sagt die UWG, hätten ein klares wirtschaftliches Interesse am tieferen Start, weil sie damit Kerosin sparen. „Eine Beurteilung des Flachstartverfahrens hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation vorgenommen: Sie empfiehlt beim Überfliegen von bewohntem Gebiet bis 20 Kilometer das Steilstartverfahren“, sagt Keiser. „Das Flachstartverfahren eignet sich auch nach Aussage von Experten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt nur für wenig besiedelte Gebiete. Welcher Studien bedarf es noch?“
Als zweiten Punkt fordert die UWG in ihrem Antrag, dass der Flughafen aufgefordert wird, nachzuweisen, dass durch das Flachstartverfahren nicht mehr giftige Stoffe in Meerbusch am Boden landen als mit dem Steilstartverfahren. Es sei allgemein bekannt, dass der Flugbetrieb großen Anteil am Ausstoß von umweltschädlichem Kohlendioxid habe, heißt es. Daneben würden aber auch andere toxische Schadstoffe — insbesondere beim Start — an die Umwelt abgegeben.
In erster Linie handele es sich dabei um Stickoxide, aber auch um Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe und Rußteilchen. „Bisher haben Flughafen und Fluggesellschaften immer betont, die Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung sei minimal, da diese Schadstoffe in den höheren Höhen verteilt werden“, sagt Keiser. „Nur was geschieht nun, da die Flugzeuge diese in niedrigen Höhen über unserer Stadt abgeben — wie wirkt sich das auf die Gesundheit der Bevölkerung aus?“ Die UWG steht mit ihrem Anliegen nicht alleine, die Bürger gegen Fluglärm unterstützen den Antrag.