Bahnunterführung: Kritik wegen möglicher Angsträume
FDP, Grüne, Linke und Piraten fordern Nachbesserungen bei den Plänen. Außerdem befürchten sie Verkehrsprobleme.
Ein geteilter Ort, eine Bahnlinie, eine Schranke und ein Kreisverkehr, der künftig im ersten „Untergeschoss“ unterhalb der Schienen liegen soll: Für Osterath ist es das Verkehrsprojekt der Vergangenheit und der Zukunft. Schon 1914 sollte mit dem Bau einer zentralen Unterführung der Eisenbahnstrecke begonnen werden, bis der Erste Weltkrieg dazwischen kam. Für nunmehr 34 Millionen Euro werden die Pläne bald wohl in die Tat umgesetzt.
„So nah dran an einer Realisierung waren wir noch nie“, sagt Planungsdezernent Michael Assenmacher. Der aktualisierte Zeitplan der Bahn sieht eine Fertigstellung im Jahr 2023 vor. Allerdings sind die mittlerweile zehn Jahre alten Festlegungen aus dem 2006 gefassten Planfeststellungsbeschluss aus Sicht von Linken und Piratenpartei, Grünen und FDP nicht mehr zeitgemäß — beziehungsweise nicht ausgereift.
Klaus Rettig, FDP-Fraktionschef
Für die nächsten Sitzungen der Ausschüsse für Bauen und Umwelt (3. November) sowie Planung und Liegenschaften (15. November) haben die Fraktionen deshalb eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung eingebracht. „Dabei geht es nicht darum, das komplette Projekt infrage zu stellen“, sagt FDP-Fraktionschef Klaus Rettig: „Vielmehr geht es um Nachbesserungen. Konkret wollen wir wissen, welche Möglichkeiten bestehen, die Planung für Radfahrer und Fußgänger bei der Gestaltung der Bahnunterführung noch zu optimieren, ohne in das bestehende Verfahren einzugreifen und die Gesamtumsetzung zu gefährden. Insbesondere geht es darum, Angsträume auszuschließen.“
Radfahrer und Fußgänger, die sich mit der Planung beschäftigten, äußerten Unverständnis und Kritik, sagen die Fraktionen. Und: Schmuddelige Unterführungen mit erheblich längeren Wegstrecken könnten nicht wirklich die Lösung für den Fuß- und Radverkehr sein. „Eine Unterführung, die nicht einsehbar ist, schafft Angsträume“, so Rettig: „Zwischen Viehgasse und Bahnübergang hinter dem Umspannwerk gibt es dann keine oberirdische Querung mehr. Das ist eine Situation, die nachvollziehbar insbesondere von Frauen kritisiert wird.“
Einig sind sich die anfragenden Fraktionschefs auch darüber, dass die Unterführung heute so nicht mehr beschlossen werden könnte, unter anderem weil sich die Richtlinien für Radwege verändert haben. „Auch wäre heute mit einer deutlich höheren Beteiligung der Bevölkerung und entsprechend kritischen Anmerkungen zu rechnen“, sagt Rettig.
Das alles sieht auch der Planungsdezernent ein. „Uns ist bewusst, dass die geplanten Betontröge nicht besonders schön aussehen“, sagt Assenmacher. „Wir sind da mit dem Land und der Bahn im Gespräch, was die Gestaltung sowohl der Unterführung an sich als auch des Bahnhofsvorfelds betrifft. Ganz klar: Die Stadt muss dafür sorgen, dass keine Angsträume entstehen, es also keine Räume gibt, die schlecht beleuchtet und/oder nicht einsehbar sind.“
Diesbezüglich, kündigt der Planungsdezernent an, wolle die Stadt auch die Bürger für die Detailplanung mit ins Boot holen. „Was aus meiner Sicht aber keinen Sinn ergibt, ist, die Trassenführung neu zu überdenken. Das würde das Projekt nochmals um viele Jahre verzögern“, sagt Assenmacher.
Linke, Piraten, Grüne und FDP befürchten derweil massive Verkehrsprobleme für Osterath. „Wissen die Osterather, dass mit dem Wegfall der Schranke eine Top-Verbindung zwischen Bovert und Fischeln oder Willich und zum geplanten Gewerbegebiet an der A 44 entsteht?“, heißt es in der Anfrage an die zuständigen Ausschüsse. Und: „Glauben wir ernsthaft, dass Autos und Lastwagen schön brav im Stopp-and-Go-Modus auf der A 57 bleiben? Oder ziehen wir uns möglicherweise so viel neuen Verkehr in die Stadt, dass wir uns die Schranken zurück wünschen?“