Was Meerbuscher über die Tour denken
Nicht alle freuen sich darüber, dass das berühmteste Radrennen im Juli 2017 auch durch Büderich führen wird.
Das größte Radrennen der Welt wird 2017 auf dem Weg von Düsseldorf über Mönchengladbach nach Paris auch durch Büderich rollen. Die Stadtverwaltung plant ein großes Rahmenprogramm rund um den Dr.-Franz-Schütz-Platz. Aber was halten die Meerbuscher davon?
Johannes Peters, Vorsitzender des TSV Meerbusch, ist ein großer Tour-Fan und besuchte 2012 mit Hunderttausenden die erste Etappe, die damals in Lüttich ausgetragen wurde. Er ist voller Vorfreude auf das Ereignis und kann sich vorstellen, dass sich die Mountainbiker und Cheerleader seines Vereins präsentieren. Wichtig findet er, dass die Fernsehkameras den Namen der Stadt einfangen, der damit um die Welt gehen würde. „Das ist eine Riesenchance für Meerbusch, wir müssen uns da etwas einfallen lassen. Vielleicht können wir den Namen auch auf die Straße malen.“
Thomas Puppe von der gleichnamigen Bäckerei an der Düsseldorfer Straße freut sich: „Das finde ich höchst erfreulich, wenn die Tour de France uns besucht. Da wir im Juli wegen des Frankreich-Festes in Düsseldorf traditionell französische Backwaren präsentieren, werden wir sicherlich bestens gerüstet sein.
Andrea Blaum, BUND: Persönlich ist die Tour de France in meinen Augen ein ziemlich abgefahrenes Event, das wegen Dopings aus Lug und Trug besteht. Der BUND würde sich natürlich wünschen, dass Sponsoren nicht nur für die kurze Zeit des Ereignisses sondern auch für nachhaltige Projekte (z.B. ausgebauter und beleuchteter Fahrradweg zwischen Landsknecht und Lörick) zu gewinnen wären.
Karl-Heinz Rütten, Präsident Heimat- und Schützenverein Strümp und ehemaliger Vorsitzender SSV Strümp, hat sich über eine aktive Beteiligung eventuell mit Hintergrund auf die heimatliche Schützentradition noch keine Gedanken gemacht. Aber er sagt: „Der Bekanntheitsgrad unserer Stadt wird vor allem im Ausland erhöht. Das finde ich gut — vor allem, weil die Finanzierung durch Sponsoren gedeckt wird.“
Heribert Schween, Meerbuscher Kulturkreis (MKK) und begeisterter Radfahrer, ist nicht sicher, ob das Geld gut angelegt ist. Dennoch begrüßt er das Event als Marketing-Maßnahme: „Man nimmt uns international wahr — vor allem, weil die Stadt mit Düsseldorf in einem Boot sitzt.“ Im MKK werde sicher auch darüber gesprochen, ob sich der Verein an einer Präsentation beteiligt.
Elisabeth Janssen vom Ortskuratorium Denkmalschutz
Bernhard Lindenbuß, Leiter Golfclub Meerbusch: „Für alle Radsport-Fans ist das ein riesiges Event und für Meerbusch eine tolle Sache“. Lindenbuß ist sicher: „Das Event hat eine überzeugende Strahlkraft. Es werden sicher tausende Besucher an den Straßen stehen.“
Martell Schilling, Geschäftsführer Protection One GmbH, freut sich sehr, dass die Tour durch Meerbusch läuft: „Jetzt bekommt die Stadt die Möglichkeit, sich international zu öffnen — vor allem auch Frankreich gegenüber. Es sollte alles getan werden, was die Freizügigkeit und Attraktivität Meerbuschs betont und erhöht. Man sollte den Einzelhandel — vielleicht durch einen verkaufsoffenen Sonntag — Gelegenheit geben, sich zu zeigen.“
Lothar Beseler (MKK): „Das ist eine wunderbare Sache. So wird Meerbusch einer breiten Öffentlichkeit bekannt und kann seine schönen Seiten zeigen. Wir sollten unsere Freunde aus Fouesnant dazu einladen“, schlägt er vor. „Die Tour de France in Düsseldorf und Meerbusch, das ist ein sichtbares Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft.“
Manfred Weigand, Meerbuschs Fahrradbeauftragter, findet die Tour de France in Meerbusch toll. „Ich freue mich darauf und werde auf jeden Fall zum Zuschauen hingehen.“ Es sei nur schade, dass der Pulk der Radfahrer so schnell vorbeifahre. Aber das Rahmenprogramm sei sicher auch spannend.
Elisabeth Janssen vom Ortskuratorium Denkmalschutz: „Die Dopingvorfälle müssten erst einmal gründlich aufgearbeitet werden“, fordert sie. „Ich kann mich daher nicht für die Tour de France in Meerbusch erwärmen.“
Peter Koenders vom ADFC Meerbusch findet die Beteiligung Meerbuschs an der Tour der France „eine gute Sache“. So stehe das Radfahren wieder einmal im Mittelpunkt. Er hofft, dass das auch Auswirkungen auf das Alltagsradeln haben werde. „Der ADFC wird sich mit einer Aktion für Kinder am Rahmenprogramm beteiligen“, kündigt er an.
Hanno Münstermann von der Boutique Münstermann am Franz-Schütz-Platz: „Wenn es ordentlich und nicht lieblos gemacht wird, ist das gut für Meerbusch. Das ist werbewirksam. Außerdem ist es mal was ganz anderes und ein schöner Anreiz, das Dorf zu beleben. Wir sollten diesem Fest positiv entgegensehen — die Radfahrer sind ja ohnehin schnell vorbeigefahren.“
Gabriele Wolf aus Büderich: „Wenn so ein Weltereignis schon nach Büderich geholt wird, sollte es auch im Ortskern stattfinden. Ich bin begeistert und freue mich auf die Tour de France, dann ist das ganze Dorf auf den Beinen. Ich glaube, dass das viele Leute unterstützen.“
Sylvia Wieler von der Bäckerei Wieler an der Dorfstraße: „Ich finde es toll, dass ein solch internationales Event nach Büderich kommt, das ist gut für das Image der Stadt. Auch den verkaufsoffenen Sonntag finde ich eine gute Idee. Dadurch wird Meerbusch aufgewertet.“
Christiane Gradel, Geschäftsleitung Treutlein Interior Design an der Dorfstraße: „Ich finde das eine tolle Sache und würde mir auch den verkaufsoffenen Sonntag wünschen. Vielleicht tritt ja die Düsseldorfer Band Kraftwerk auf, die ein Album namens Tour de France rausgebracht haben. Die Kosten sehe ich nicht kritisch, es wird für so viel Mist Geld ausgegeben, wieso nicht auch für eine tolle Sache?“
Volker Klemm, Vorstand Volksbank Meerbusch: „Wir freuen uns mit allen Beteiligten, die für Meerbusch als Tour de France-Stadt gekämpft haben. Das größte Radrennen der Welt gibt unserer Stadt die Chance, sich zu präsentieren und mit den Bürgern zu feiern.“
Olaf Wlodarczyk, Inhaber des Café Adams an der Dorfstraße in Büderich: „Ich habe eine gespaltene Meinung. Aus privater und sportlicher Sicht ist der Radsport tot und überflüssig. Ob das gut oder schlecht für Meerbusch ist, ist schwierig zu beurteilen. Letztlich fahren die Radfahrer ja sehr schnell durch, das Spektakel an sich ist aber bestimmt ganz schön — solange keine Steuergelder dafür ausgegeben werden. Vorfreude stellt sich bei mir noch nicht ein, der Sonntag ist unser verkaufsstärkster Tag und die Kunden können dann nicht zum Kuchenkaufen kommen, wenn alles abgesperrt ist. Ich halte nichts von einem verkaufsoffenen Sonntag, die Leute kommen ja gar nicht nach Büderich rein — und wir haben sonntags ja sowieso offen.“
ak, jan, kess, kir, mgö