Friedhofsbesucher fühlen sich von Pokémon-Spielern gestört

Bei Ratsmitglied Marc Becker häufen sich die Beschwerden, bei der Stadt sind offiziell aber noch keine eingegangen.

Foto: Falk Janning

Seit einem Monat hat das Handyspiel „Pokémon Go“ Deutschland erobert. Auch Julia ist seit einigen Tagen der Jagd nach den kleinen Taschenmonstern verfallen. So kommt es, dass die 18-Jährige am Montagmittag auf ihrem Fahrrad sitzt und ihrer neuen Leidenschaft nachgeht.

Einziger Haken an der Sache: Sie steht mitten vor dem Büdericher Friedhof. Dieser ist unfreiwillig zum Teil der weltweiten Monsterjagd geworden. So finden sich am Brühler Weg gleich mehrere Punkte, an denen die Spieler ihre Monster gegeneinander in Arenen kämpfen lassen und darüber hinaus Belohnungen sammeln können.

„Ich würde niemals auf die Idee kommen, das Spiel auf dem Friedhof zu spielen“, sagt Julia. Deshalb sei sie extra mit ihrem Fahrrad bis vor das Eingangstor gefahren. „Ich fände es absolut respektlos, auf dem Friedhof herumzurennen und dieses Spiel zu spielen.“

Doch offenbar teilen nicht alle Monsterjäger diese Einstellung. So sollen sich in der letzten Zeit die Beschwerden bei Marc Becker, dem Vorsitzenden der Fraktion Piraten und Linke im Stadtrat, über störende Monsterjäger auf dem Friedhof gehäuft haben. „Wenn jemand in aller Stille eines Verstorbenen gedenken möchte, ist es einfach unpassend, wenn zeitgleich andere Leute mit ihren Handys über den Friedhof ziehen, nur um zu spielen“, sagt Becker.

Bis ins Rathaus haben es die Beschwerden noch nicht geschafft. „Uns liegen keine Reaktionen von den Friedhofsbesuchern vor“, sagt Michael Betsch, Bereichsleiter für Grünfläche und Friedhöfe im Rathaus. Auch nach Rücksprache mit dem zuständigen Vorarbeiter des Friedhofs ließen sich keine Vorfälle ermitteln. „Somit ergibt sich für uns auch kein Handlungsbedarf.“

Ratsmitglied Marc Becker hat bereits die kalifornische Entwicklerfirma „Niantic Labs“ kontaktiert, um die neuralgischen Punkte auf dem Friedhofsgelände aus der Spiele-App entfernen zu lassen. „Ich spiele selbst Pokémon. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn man die Anlaufstellen um einige Meter außerhalb des Friedhofgeländes verlagern würde“, sagt Becker.