Ist Meerbusch für Touristen unattraktiv?
Für Hinweisschilder an den Autobahnen fehle „leider ein bundesweit bedeutsames touristisches Ziel“, sagt die Stadt. Einige Meerbuscher sehen das anders.
Wesel hat eins für das Preußen-Museum, Remscheid eins für das Deutsche Röntgen-Museum und das Werkzeugmuseum, und in Krefeld wird es bald eins geben: Ein Schild an der Autobahn A57 wird auf den Krefelder Zoo aufmerksam machen. Der Zoo hatte einen Antrag gestellt, die Bezirksregierung Düsseldorf hat nun zugestimmt. Der Weg dorthin war lang, aber zielführend. „Touristische Hinweisschilder“ nennt man die braunen Tafeln mit weißer Schrift und in der Regel einer Abbildung der jeweiligen Sehenswürdigkeit. In Meerbusch gibt es so etwas nicht.
Dafür fehle Meerbusch leider ein bundesweit bedeutsames touristisches Ziel, erklärt Stadtsprecher Michael Gorgs. Franz-Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises Lank, sieht das ähnlich: „Bei allem Stolz, den ich für Lank empfinde, denke ich, dass es hier keine Sehenswürdigkeit gibt, für die sich das lohnt.“ Die Teloy-Mühle würde ihm noch einfallen, „aber Mühlen gibt es überall“, sagt er.
Für Roger Gerhold vom Meerbuscher Kulturkreis wäre ein Hinweisschild für Haus Meer an der Autobahn ein Herzenswunsch. „Es sind jetzt 850 Jahre Kloster Meer, das ist die kulturelle Urzelle von Meerbusch, der Boden ist historisch, der Park ist grandios“, schwärmt er. Es müsse dringend etwas getan werden, um das Haus wieder besser dastehen zu lassen, es nicht verfallen zu lassen. „Dann müsste den Abfahrern natürlich auch etwas geboten werden“, findet er und schlägt ein Informationshäuschen oder Führungen vor. Auch Historiker Mike Kunze (u.a. Geschichtsverein) findet, dass Haus Meer ein Schild an der Autobahn wert sei. „Es ist ein historischer Ort mit sicherlich mittlerweile nationaler Bedeutung.“ Als Verein könne man ein solches Projekt allerdings nicht in die Hand nehmen, so Kunze. „Das muss die Kommune anstoßen. Für sowas muss man als Stadt auch mal Geld in die Hand nehmen.“
Die touristischen Hinweisschilder werden in NRW seit 1991 aufgestellt und weisen auf bedeutende Natur- und Kulturdenkmäler, städtebauliche Besonderheiten wie historische Stadtkerne und andere touristische Ziele hin.
„Einmal im Jahr tagt das Beratergremium und entscheidet über die Ausschilderungswürdigkeit der beantragten Ziele“, erklärt Bernd Löchter von Straßen.NRW. Voraussetzung sei, dass es sich um Objekte von überregionaler Bedeutung handelt, die ein Alleinstellungsmerkmal besitzen.
Wolfgang Müller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Fraktion „Die Aktiven“, wünscht sich hingegen vor allem eine bessere Ausschilderung innerorts: „Es wäre sinnvoll und nützlich, dass die Stadt Meerbusch durch entsprechende Hinweisschilder darauf aufmerksam macht, welche Sehenswürdigkeiten Touristen wo besichtigen können.“ Auch Hinweise auf Restaurants wären sinnvoll, findet Müller. Innerorts werde jedoch bereits auf Sehenswürdigkeiten, Denk- und Mahnmale, z. B. den Dyckhof und das Beuys-Mahnmal Alter Kirchturm hingewiesen, so Michael Gorgs.