Gärtnerin erfüllt sich Traum mit Baumhaus
Ein Schreinermeister hat im Auftrag von Ricarda Kiwit die Hütte in eine alte Kastanie gebaut.
70 Jahre alt ist die prachtvolle Kastanie, die im Garten von Familie Kiwit in Büderich steht. Sie hat schon einige Stürme erlebt, steht aber wacker und stabil auf ihrem Grund und Boden. Seit einigen Wochen hat sie einen Mitbewohner: ein Baumhaus. Es schmiegt sich harmonisch in die Äste und Zweige, ist von weitem noch nicht einmal auf den ersten Blick zu erkennen. Entworfen und gebaut hat es der Schreiner Peter Petersen.
Ricarda Kiwit und Petersen haben sich über das Gartencenter Wantikow kennengelernt, für deren Kunden der Schreiner schon mal Aufträge erledigt. Als die Gärtnerin hörte, dass er Baumhäuser bauen kann, stand ihr Plan fest. „So eins will ich auch.“ Denn den Traum hatte sie selbst schon länger und ihn sogar vor einigen Jahren ins Taufbuch ihres Enkels Tristan geschrieben. Damals war der Junge anderthalb, jetzt ist er sechs Jahre alt. Und das Baumhaus ist fertig, muss drinnen nur noch ein bisschen gemütlich mit Sitzkissen möbliert werden.
Denn drin aufhalten kann und soll man sich schon, sagt Kiwit. „Hier drin habe ich eine ganz andere Perspektive, sogar etwas Distanz zu allem.“ Kein Wunder: Das Haus aus Lärchenholz wiegt nicht nur eine halbe Tonne, sondern schwebt auch 1,80 Meter hoch über dem Boden. Rein kommt man, wenn man eine historisch anmutende Eisenleiter hochklettert. Und dann ist man auch schon oben, hat Respekt vor diesem Haus im Grünen, fürchtet sich ein wenig, ob es auch stabil ist oder man hinabstürzt.
Aber kein Problem: Peter Petersen weiß, was er tut. Geplant hat er das Baumhaus, das mehr als 10 000 Euro kostete, nach 3D-Aufmaß und mit Laserunterstützung. So konnte jedes Blatt, jede Krümmung der alten Kastanie erfasst und das Haus exakt für diesen Baum und all seine Windungen und Rundungen geplant werden. „Diese Art zu planen ist zwar etwas teurer, spart aber auch Zeit“, sagt der Schreiner, der seine Werkstatt in der Alten Seilerei in Osterath hat. Dort wurde das Holz vorbereitet, auf Maß geschnitten, gestapelt und schon mal zusammengesteckt.
Insgesamt haben Petersen und seine Helfer vier Wochen für den Bau gebraucht. Bemerkenswert ist die Menge der Schrauben, mit denen das zugeschnittene Holz verbunden wurde: „Das waren mehrere tausend“, so Petersen. Außer Schrauben und dem Lärchenholz wurde noch eine Glasscheibe montiert und Folie geklebt — mehr Materialien waren nicht nötig. Vier Quadratmeter ist die Grundfläche des Hauses groß, und es ist so stabil, dass es locker 250 Kilogramm pro Quadratmeter aushält. Natürlich kann man keine Party drin feiern, aber sich doch mit mehreren Menschen gleichzeitig drin aufhalten. „Natürlich bedeutet es für die Kastanie eine Einschränkung, schaden kann das Haus ihr aber nicht“, sagen beide. Petersen: „Wir haben das Haus so schonend wie möglich für den Baum montiert.“