Geflüchtete in Meerbusch Ukrainerinnen sammeln Müll als Zeichen der Dankbarkeit

Meerbusch · Langsam kommen die Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet der Ukraine zur Ruhe. Als kleines Zeichen der Dankbarkeit sammelte eine Gruppe von geflüchteten Frauen auf eigene Initiative am Samstag in Osterath Müll auf.

Geflüchtete Frauen aus der Ukraine sammelten jetzt in Osterath Müll ein.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Sie sind so dankbar, die Ukrainerinnen, die mit ihren Kindern in Meerbusch untergekommen sind. Für die unkomplizierte Hilfe und die große Gastfreundschaft wollen sie etwas zurückgeben. Deshalb trafen sie sich am Samstagvormittag in Osterath am Spielplatz Insterburger Straße, um Müll einzusammeln. Auch in polnischen Parks hätten Ukrainer aufgeräumt, erzählt Evgenia. Davon habe sie im Internet gelesen und die Idee mit ihrer neuen deutschen Nachbarin Ursula Thomas besprochen.

Diese kümmert sich mit anderen Nachbarn um die Ukrainerin, hat bei den vielen Formalitäten geholfen, sie auf die Möglichkeit von Kleiderspenden bei „Meerbusch hilft“ hingewiesen und ist Ansprechpartnerin bei Problemen. „Evgenia und ihr Sohn Daniel sind unser Gemeinschaftsprojekt“, sagt sie. Deshalb war es für sie selbstverständlich, dass sie mit der Stadt Kontakt aufnahm, als die Müllsammel-Idee konkret wurde. Bürgermeister Christian Bommers war erfreut über diese Initiative und informierte das Umweltamt, das blaue Säcke und gelbe Gummihandschuhe zur Verfügung stellte.

Die Frauen sind berührt von
der großen Hilfsbereitschaft

Ehe die Frauen loszogen, war es allen Ukrainerinnen sehr wichtig, noch einmal ihre Dankbarkeit zu betonen. Sie seien berührt von der Hilfsbereitschaft, die sie erfahren hätten. Gerne berichten sie davon, wie sie nun wohnen und wie ihre Perspektiven sind. Evgenia wohnt bei einer Klassenkameradin ihrer Mutter. Sohn Daniel, sechs Jahre alt, geht in die Nikolausschule, was ihm viel Spaß mache. Außerdem kann er beim Fußballtraining des örtlichen Vereins mitkicken. Kateryna ist mit ihrer Tochter Marcia aus der Nähe von Charkiw geflohen. Sie wohnen in einem Zimmer mit Bad bei ihren Gastgebern Diana und Stefan. „Wir können ihre Küche mit benutzen und manchmal kochen wir auch zusammen“, berichtet Kateryna. Ihre Tochter gehe mit zwei anderen ukrainischen Kindern in die dritte Klasse der Nikolaus-Schule und habe schon einige deutsche Sätze gelernt. Bei Sprachproblemen, die natürlich noch auftreten, gibt es in der Schule aber auch Übersetzer, die helfen. Besonders viel Spaß macht der neunjährigen Marcia der Tanzunterricht, den sie kostenlos in Lank besuchen dürfe. Kateryna selbst hofft, dass sie bald eine Arbeit findet. Sie war Verkaufsmanagerin bei einer Firma in Kiew, die europaweit tätig war, wegen des Krieges aber schließen musste. Doch zunächst könne sie Ende April einen Integrationskurs bei der Meerbuscher VHS machen, berichtet sie.

Auf Arbeit hofft auch Olga aus Odessa, die mit ihrem dreijährigen Sohn Stepan in Büderich gelandet ist. Stepan wird derzeit in einer Gruppe speziell für ukrainische Kinder betreut, kann aber nach den Sommerferien in eine reguläre Kita wechseln. Die Chirurgin, die fließend Englisch spricht, würde gerne wieder als Ärztin arbeiten, aber auch eine Stelle als Krankenschwester annehmen. Sie ist sehr dankbar dafür, dass es hier Möglichkeiten gibt, kostenlos deutsch zu lernen und medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen, sagt sie.

Viele der Frauen sorgen sich um ihre Männer, natürlich auch Brüder und Väter, die sie in der Ukraine zurücklassen mussten. Relativ unabhängig ist die 18-jährige Lena aus der Nähe von Lwiw. Sie ist mit ihrer Großmutter geflohen und wohnt nun in Büderich bei einem Onkel, der bereits vor Jahren erst in die Niederlande und dann nach Deutschland kam. Lena hatte nach der Schule ein Medizinstudium begonnen und bereits vor dem Krieg die Absicht, in Graz weiter zu studieren. Diesen Plan will sie nun in die Realität umsetzen.