Haus Meer: Kein Eigentum, keine Macht
Dezernent Just Gérard wehrt sich gegen den Vorwurf der Untätigkeit beim Denkmalschutz.
Meerbusch. Glanz und Elend liegen rund um das Denkmal Haus Meer seit Jahrzehnten nah beieinander. Fördervereine kümmern sich um das Areal, der Förderverein Haus Meer hat sich federführend die Instandsetzung der Weyhe’schen Parkanlage auf die Fahnen geschrieben, eine Stiftung strebt eine denkmalverträgliche Bebauung und Vermarktung des Geländes an. An der Grundstruktur hat all dies nichts geändert: Ruinen und Park liegen - noch - in Privatbesitz und der Eigentümer verfolgt Baupläne, die sich - bisher - nicht realisieren lassen.
Derweil verfällt das Denkmal, was den Kulturpolitiker Georg Neuhausen (SPD) in der jüngsten Kulturausschusssitzung zu der Kritik veranlasste, dass der Technische Dezernent der Stadt Meerbusch "Denkmalschutz doch gar nicht ernst" nehme. Das zeige schon seine seltene Anwesenheit im Kulturausschuss.
Dagegen setzt sich der so Gescholtene energisch zur Wehr. "Überrascht" habe ihn dieser "kesse Vorwurf". "Meine Vita zeigt, dass ich wesentlich mehr denkmalgeschützte Objekte gesteuert habe als Herr Neuhausen."
Schon im August 2009 habe er, Gérard, einen Vorschlag für die Nutzung des Geländes gemacht: Eine Akademie schwebte Gérard damals vor, "weil das an diesem Standort gut geht". Dauerhaftes Wohnen sei im Außenbereich - und da liege das Grundstück - ja nicht erlaubt. "Aber die Idee ist verpufft, niemand hat sie aufgegriffen." Den Vorwurf, er sei nur selten im Kulturausschuss, findet Just Gérard "strategisch nicht schlau". Statistisch gesehen habe er an der Mehrzahl der Sitzungen teilgenommen. "Ich präsentiere dort, wenn es etwas zu präsentieren gibt", sagt er. "Zu beschließen habe ich dort nicht."
Damit spricht Just Gérard ein Kernproblem an. "Ich bin Gast, nicht Hausherr. Die Stadt ist nicht Eigentümer des Geländes." Er führe als Teil der Verwaltung und Dezernent nur aus, was die Politik bestimme. Er habe keine Möglichkeit zu agieren. Anders als bei seinem Vorgänger Nowack gebe es ja nicht einmal einen Arbeitskreis Haus Meer.
Der soll laut schwarz-grünem Kooperationsvertrag allerdings bald installiert werden, doch Gérard sieht ihn in weiter Ferne: Die betroffenen Eigentümer, die Verwaltung, Meerbuschs Wirtschaftsförderung ("Leute, die einfach Interesse an dem Grundstück haben"), sie alle müssten darin vertreten sein. Haushaltsmittel müssten bereitgestellt, das Grundstück in Foren und auf Fachmessen wie der Expo präsentiert werden: "Das Projekt muss ja eine gewisse Lautstärke und andere Dimensionen bekommen."
Die Eckdaten seien allerdings schwierig: "Eine Schrittmacher-Funktion lässt die Haushaltslage nicht zu." Trotzdem müsse die Stadt als Teileigentümer einsteigen, soll der Arbeitskreis Sinn machen: "Wenn ich nicht den Hausherrn vertrete, meine Zuständigkeit vor der Haustür aufhört und wenn ich wieder nur über die Mauer gucken darf, wozu soll das gut sein?"