Hildegundisgemeinde: Türen bleiben zugeschlagen
Empörung nach Brief von Bischof bei Dapper-Beisetzung. Bistum empfiehlt Nicht-Öffentlichkeit bei PGR-Sitzungen.
Meerbusch. Der scheinbar ewig schwelende Streit zwischen der Führungsriege der Hildegundisgemeinde um Pfarrer Norbert Viertel auf der einen und einem Teil enttäuschter Gemeindemitglieder auf der anderen Seite hat sich kurz vor Ostern weiter zugespitzt.
Wie aus einem der WZ vorliegenden Brief des Nierster Ortsausschusses St. Cyriakus an Pfarrer Viertel zu entnehmen ist, habe der Kirchenvorstand das Erdgeschoss des alten Pfarrhauses, das zuvor von kirchlichen Gruppen in Nierst genutzt wurde, an eine Tagesmutter vermietet, ohne dass die direkt Betroffenen darüber informiert worden seien. Erst als die Räumung bevorstand und Mobiliar abgegeben wurde, hätte der Ortsausschuss davon erfahren.
Die Wellen schlugen zudem Ende vergangener Woche bei der Beisetzung des beliebten ehemaligen Lanker Pfarrers Willi Dapper hoch. Für Empörung unter den Anwesenden sorgte ein Passus im Trauerbrief von Bischof Heinrich Mussinghoff. Dort heißt es: „Seine Liebe und Zuneigung zu den Menschen war geprägt von einer bewahrenden Grundhaltung, die es ihm im fortgeschrittenen Alter nicht immer ermöglichte, die Veränderungen in den Gemeinden und im Bistum nachzuvollziehen.“
Auch der vom Pfarrgemeinderat (PGR) beantragte Ausschluss des Mitglieds Hubert Kräling aus dem PGR wegen „Illoyalität gegenüber Pfarrer und Pfarrgemeinderat“ sorgt weiter für Ärger. Rolf-Peter Cremer, Hauptabteilungsleiter des Bischöflichen Generalvikariats, hat nach Gesprächen mit beiden Seiten zu dem beantragten Ausschluss Krälings Stellung bezogen. Da er ein vertrauliches Dokument öffentlich gemacht und es abgelehnt habe, sich zu den Vorwürfen zu äußern, „ist das Vertrauensverhältnis nach meiner Einschätzung massiv gestört, so dass eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr gewährleistet ist“, so Cremer.
Trotzdem: „Herr Kräling ist nach Satzung der Pfarrgemeinderäte für das Bistum Aachen weiterhin Mitglied des PGR und bis auf weiteres zu den Sitzungen einzuladen.“ Dennoch hat der PGR in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch beschlossen, offiziell den Ausschluss Krälings beim Bistum zu beantragen (siehe Artikel unten). Um die Arbeit des PGR bis zum Ende der Legislaturperiode im November nicht zu gefährden, empfiehlt Cremer für künftige Sitzungen Nicht-Öffentlichkeit herzustellen.
Zehn der „Abtrünnigen“ haben Cremer daraufhin zurückgeschrieben und versucht, die Vorwürfe zu entkräften. Bei dem geheimen Dokument habe es sich lediglich um öffentliche Protokolle gehandelt. Und das Vertrauensverhältnis sei zwar in der Tat gestört, was aber an Pfarrer Viertel liege, der nachweislich gegen die PGR-Satzung verstoßen habe.