Nachruf auf Pfarrer Willi Dapper
Ein Nachruf von Volker Hollender, Christa Scharbert und Felicitas Klein (Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Stephanus zwischen 1977 und 2009):
Pfarrer Willi Dapper, ein Priester mit Leib und Seele, verstarb am Sonntag, den 17. März 2013, nach kurzer schwerer Krankheit. Die Pfarrei Hildegundis von Meer, besonders die Gemeindemitglieder von St. Stephanus, St. Martin, St. Cyriakus und St. Pankratius trauern mit seinen Angehörigen und Freunden um einen liebenswerten Menschen.
Am 28. Juni 1940 in Odenkirchen geboren, wurde er nach seinen Studien in Bonn am 5. März 1966 in Aachen zum Priester geweiht. Es folgten Einsätze als Kaplan an St. Bonifatius, Aachen-Forst (März 1966 bis März 1970) und an St. Elisabeth, Krefeld (März 1970 bis Oktober 1976).
Von Oktober 1976 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. März 2008 war er Pfarrer der Pfarrei St. Stephanus Lank in Meerbusch und danach bis zum 31.Dezember 2009 - dem Zeitpunkt der Auflösung der Pfarrei St Stephanus und Gründung der Pfarrei Hildegundis von Meer - Pfarradministrator an St. Stephanus. Nach Johann Wilhelm Jacobs (1754 — 1798) und gemeinsam mit Robert Raphael Gonella (1909 — 1949) gehörte er mit 33 Jahren zu den Pfarrern mit der längsten Dienstzeit an St. Stephanus.
Seit 2010 wirkte Pfarrer i.R. Willi Dapper als „freier Mitarbeiter“ in den Gemeinden in Broich, Günhoven, Hehn und besonders Rheindahlen, wohin er enge verwandtschaftliche Bindungen hatte: Seine Mutter stammte von dort, seine Cousine lebt da mit Ihrem Mann, ihren 4 verheirateten Kindern und den 11 Enkeln, die er alle getauft hat.
Das erste, was den Gottesdienstteilnehmern von St. Stephanus bereits bei seiner Einführung am 7. November 1976 auffiel, waren seine Predigten: nicht vom Blatt abgelesen, sondern frei gesprochen, bildhaft, verständlich, erklärend, nicht belehrend und nicht zu lang. Danach ging nicht alles so weiter wie zuvor.
Im Jahr nach seinem Amtsantritt standen Wahlen an zum vierten Pfarrgemeinderat nach dem Konzil. Er ist damals nicht auf die Idee gekommen, zu sagen, wo es lang geht. Vielmehr hat er - ganz geprägt von der Aufbruchsstimmung des zweiten vatikanischen Konzils - den „Laien“ die Freiheit gegeben, eigene Ideen zu entwickeln.
Erst nach einer Klausurtagung des Pfarrgemeinderats im Jahre 1978 wurden zahlreiche Vorhaben angepackt und größtenteils auch umgesetzt, die heute noch sichtbar oder wirksam sind. Dazu zählen z.B. die Beratungen zur Übernahme einer Patenschaft für die syro-malabarische St. Vincenz-Gemeinde in Kalpetta (Indien). Der Name „Kalpetta“ ist bis heute das Synonym für zahlreiche Hilfsaktionen auf dem Subkontinent geblieben.
Lange wurde auch die Neugestaltung des Altarraumes diskutiert. Verschiedene Modelle wurden der Gemeinde über mehrere Wochen vorgestellt. Schließlich erreichte die jetzige Form in einer „Volksabstimmung“ mit 83 Prozent der abgegebenen Stimmen die Mehrheit.
Mit der 13teiligen Fernsehserie „Warum Christen glauben“ von Januar bis April 1980 begann für Viele unter seiner Anleitung eine intensive Beschäftigung mit den Grundlagen unseres Glaubens, vor allem mit der Bibel. Sie ermöglichte über den Glauben, über Fragen und auch über Zweifel zu sprechen.
Die Gemeinde lernte die ganz eigene Art von Pfarrer Dapper kennen: Menschen ansprechen, ihnen etwas zutrauen, sie um Mitarbeit bitten. Ein ganz wichtiges Anliegen war ihm „Gemeinschaft“ — auf allen Ebenen. Die Anfänge waren klein, wie etwa die Familienkreise, die er gründen half und nach Möglichkeit begleitete.
Die Einrichtung von Familienferien - zunächst in Neggerndorf im Lungau, später in St. Margarethen — hat im Laufe der Jahre Dutzenden von Familien erlebnisreiche, aktive Urlaube ermöglicht und tiefe Freundschaften gestiftet.
Die jährlichen Kevelaer-Wallfahrten wurden durch das zusätzliche Angebot einer von Pfarrer Dapper begleiteten Fahrradgruppe erweitert, bei der er meist die Führung übernahm — und das Tempo bestimmte.
Die zahlreichen Studienreisen (z.B. „Auf den Spuren des Heiligen Paulus“) schärften den Blick für Hintergründe und Zusammenhänge. Gemeinschaftsgefühl und Gemeinschaftserlebnis erinnerten schon fast an die Urkirche. So zeigte sich nicht zuletzt bei den Gottesdiensten, wie man froh und unverkrampft katholisch sein kann.
Die von Bischof Hemmerle geforderte Weggemeinschaft, später die Gemeindeerneuerung und die Neubelebung der Ökumene vor Ort waren ihm wichtige Anliegen. In seine Amtszeit fallen ferner die Gründung einer Caritas-Pflegestation und die Einrichtung des neuen Friedhofs.
Dass unser Pfarrzentrum in der Gonellastraße ein Treffpunkt für Jung und Alt wurde, ist ebenso sein Verdienst. Ein besonderes Händchen hatte Pfarrer Dapper für die Kinder. Seine besondere Liebe zu ihnen zeigte sich in der Kommunionsvorbereitung, die ihm sehr am Herzen lag. Er sprach viele Mütter an, mit zu tun bei der Vorbereitung der Kinder. Und viele machten über all die Jahre mit.
Die Katecheten wurden vom Pastor natürlich mit dem Inhalt der einzelnen Stunden vertraut gemacht, und dann konnte jede Gruppenkatechetin den Stoff selber umsetzten. Am Danke-schön-Abend für die Katecheten ließ er es sich nicht nehmen, selbst am Grill zu stehen.
Gemeinschaft beim Grillen gehörte übrigens ebenso zu seinen Hobbys wie Fahrradfahren, Wandern, Skifahren und Segeln. „Wir wollen nicht Herren Eures Glaubens, sondern Diener an Eurer Freude sein“, so lautete sein Primiz-Spruch aus dem zweiten Korintherbrief. Wir finden ihn am Ende des ersten Kapitels.
Getreu diesem Wahlspruch förderte er zahlreiche weitere Aktivitäten wie Pfarrfest, Weihnachtsbasar und Drei-Gemeinden-Fest, die u.a. Begegnungsmöglichkeiten für die Vikarien bildeten, und hatte auch keine Scheu, als einziger Mann beim Karneval der kfd-Frauen auf der Bühne zu stehen.
Wir haben in Willi Dapper einen einzigartigen, bescheidenen und friedliebenden Menschen und treuen Diener Gottes verloren. Wir danken ihm, dass er als Seelsorger, Mitbruder und Freund so viele Jahre mit uns gegangen ist. Wir trauern mit den Angehörigen und wollen des Verstorbenen in der Feier der Hl. Messe und im Gebet gedenken.
Wir werden Willi Dapper nicht vergessen. In seinem "dankbaren Rückblick auf 33 Jahre in Lank" schrieb Pfarrer Willi Dapper im Gemeindebrief von Dezember 2009 u.a.: „In den 90er Jahren wurde ich öfter von Kollegen gefragt: Hast Du schon mal daran gedacht, die Stelle zu wechseln und etwas Neues anzufangen? Ich habe darauf meist geantwortet: Warum soll ich wechseln? Ich bekomme ja dauernd Neues dazu. 1983 kam die Vikarie Langst-Kierst zu Lank dazu, 1990 Nierst und 2006 Ossum-Bösinghoven…
Dabei habe ich versucht, den Vikarien soviel Eigenständigkeit zu ermöglichen wie sinnvoll und möglich war, um ihre Identität zu bewahren… Ich hoffe und wünsche, dass die Erfahrungen einer fruchtbaren Zusammenarbeit der vier Gemeinden, für die ich zuständig war, eine gute Grundlage bilden, sich auch in der neuen, größeren Pfarrgemeinde "Hildegundis von Meer“ einzubringen. Mit viel Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, aber auch eigenständig Gewachsenes nicht vorschnell aufzugeben, sollte es möglich sein, unseren christlichen Glauben in der neuen Gemeinde lebendig zu erhalten.“
Dieses Vermächtnis zu erfüllen bleiben wir aufgefordert und verpflichtet.