HJ-Heim: Zeitzeugen werden befragt
Verwaltung soll Betroffene ausfindig machen und ein Konzept der Erinnerung entwickeln.
Meerbusch. In der Regel geht es im Kulturausschuss nicht um lebenswichtige Fragen. Anders am Dienstagabend — wenn auch nur mittelbar. Thema war einmal mehr die Diskussion um die Geschichte des Verwaltungsgebäudes am Dr.-Franz-Schütz-Platz.
Das Haus hat eine Vergangenheit als HJ-Heim, im Eingangsbereich ist ein Fresko aus jener Zeit — auf den ersten Blick unspektakulär — unter Putz verborgen. Wie kann oder sollte man an die Geschichte erinnern? Darüber diskutierte der Kulturausschuss. Anlass gab ein Antrag der Grünen. Sie wollen eine Zeitzeugenbefragung durchführen lassen. 2500 Euro sind im Haushalt bereitgestellt.
Kritik an dem Antragsinhalt formulierte Mike Kunze (CDU). Inhaltlich liege man nicht weit auseinander, allerdings sei es sinnvoller, die Zeitzeugenbefragung in ein Konzept einzubetten. Das könne ab Herbst geschehen. Darin müsse festgelegt werden, wie die Aufarbeitung der Geschichte, mit welchem Aufwand und für welche Adressaten geschehen soll. Entsprechend müssten Zeitzeugen gesucht, ausgewählt und die Fragen konzipiert werden, so Kunze. Mit dem Beschluss zu der Befragung unabhängig von solch einem Gesamtkonzept nehme man sich die Chance, das Thema systematisch anzugehen.
Seiner Argumentation wollte die Ausschussmehrheit allerdings trotz mehrfacher Wiederholung nicht folgen. Die Antragstellerin Irmtraud Richter (Grüne) hatte sich im Vorfeld mit der Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf in Verbindung gesetzt und von dort moralische Unterstützung erhalten. „Die Zeitzeugenbefragung ist unabhängig von jedem Konzept interessant und wichtig“, wiedersprach Richter Kunze. Das Vorziehen dieser Einzelmaßnahme sei wichtig, um keine Zeit zu verlieren. Zumindest in diesem Punkt stimmte die Denkmalbeauftragte Rosemarie Vogelsang Richter zu: Angesichts des hohen Alters der Betroffenen „müssen Sie sich beeilen“. Laut Ingrid Maas (Grüne) könne die Verwaltung die Befragung ab sofort vorbereiten, Kontakte knüpfen, ein Konzept skizzieren und das Ergebnis in der Septembersitzung vorlegen. Dem schlossen sich FDP und Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) ausdrücklich an: „Das eine schließt das andere ja nicht aus.“ Am Ende wurde der Antrag bei drei Gegenstimmen verabschiedet.