Immer mehr Grabstätten bleiben leer
Urnenbestattungen liegen im Trend. Das stellt die Stadt vor ein Problem: Sie hat dadurch weniger Einnahmen, zudem steigen die Kosten für die Pflege der ungenutzten Sarggräber.
Die Grabfelder auf Meerbuscher Stadtgebiet sähen teilweise schon wie Schachbretter aus, sagt Bernd Schautz, Abteilungsleiter Friedhöfe. Zwischen den Gräbern klaffen Lücken, denn immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbestattung. Erdgräber, deren Pacht nach 25 Jahren abläuft, bleiben immer häufiger leer, niemand kauft sie nach. „Das hat sich in den letzten fünf Jahren immer stärker herauskristallisiert“, sagt Schautz. Besonders deutlich ist diese Entwicklung auf dem Büdericher Friedhof zu beobachten.
Für die städtische Friedhofsverwaltung ist das ein großes Problem. Die Stadt hat dadurch weniger Einnahmen, vor allem aber erhöht sich ihr Arbeitsaufwand und dadurch die Kosten. Denn abgelaufene Grabstätten, die nicht wiedererworben werden, müssen von der Verwaltung gepflegt werden. Wenn links und rechts Grabstätten sind, soll auf der leeren Fläche in der Mitte kein Unkraut wuchern. „Damit die Würde des Ortes erhalten bleiben“, sagt Schautz. Deswegen wird Rasen gesät, Rindenmulch verteilt — bei den größer werdenden freien Flächen kommt einiges an Zusatzarbeit zusammen.
Laut Hanne Jäger aus Osterath ist der Trend zur Urne vor allem seit zwei, drei Jahren massiv spürbar. Für die Bestatterin bedeutet das mehr Bürokratie: Vor der Feuerbestattung sei eine Untersuchung durch den Amtsarzt nötig, erklärt sie. Die Bestatter müssten dann im Krematorium, wo die Untersuchung stattfindet, eine Bescheinigung einholen.
Eine Zeit lang hätten vor allem die Kosten für die Grabstätten eine große Rolle bei der Wahl der Bestattungsart gespielt. Mittlerweile gebe die leichtere Pflege von Urnengräbern oftmals den Ausschlag. Hat der Verstorbene zu Lebzeiten nicht geäußert, ob er eine Feuer- oder Erdbestattung wünscht, müssen die Hinterbliebenen diese Entscheidung treffen.
Auch für den Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Sankt Mauritius und Heilig Geist, Michael Berning, ist die Frage nach der Bestattungsart ein ständiges Thema. „Früher war eine Urnenbestattung in der katholischen Kirche völlig verboten“, sagt er. Heute lehne die Kirche diese theologisch nicht mehr ab. Für Christen sei die Erdbestattung aber noch immer der traditionelle Weg. „Ich würde es begrüßen, wenn es wieder mehr Erdbestattungen gäbe“, sagt Berning. Sterbenden, die Angehörige nicht mit der Grabpflege belasten wollen, rate er oft zu Wiesengräbern, bei denen die Stadt die Pflege übernimmt. Doch diese Bestattungsart ist mit Abstand die teuerste.
Um dem Trend zur Urne zu begegnen, hat die Stadt bereits 2016 die Gebührensätze für Urnengräber angehoben. Zuvor basierte der Preis nur auf der Flächengröße. Nun werde leistungsorientiert kalkuliert, sagt Schautz. Die Nutzungsgebühr je Stelle im Wahlgrab kostet aktuell 1550 Euro für 25 Jahre, darin können ein Sarg und zwei Urnen beerdigt werden. Das Urnen-Wahlgrab (maximal vier Urnen) kostet 1175 Euro. Reihengräber sind die günstigere Variante, sie enthalten jedoch jeweils nur einen Sarg oder eine Urne und können nicht wiedererworben werden. Hier kostet die Nutzungsgebühr für das Sarggrab 972 Euro für 25 Jahre, für die Urne 777.
Doch auch die preisliche Annäherung bringt noch keine Trendwende: 2016 gab es in Meerbusch 37 Prozent Urnenbestattungen und 63 Prozent Erdbestattungen. Für 2017 hat Schautz die Zahlen noch nicht vollständig ausgewertet, es sei aber mit einem weiteren Schub Richtung Urne zu rechnen, sagt er. Deshalb will der Fachbereich nun ein Konzept erarbeiten, wie mit den Leerständen auf den Friedhöfen umgegangen werden kann.