Tiere in Meerbusch Kitze und Küken vor dem Mähtod gerettet

Nierst/Lank-Latum · Die Mahd bedeutet für Rehkitze, die im hohen Gras liegen, Lebensgefahr. In Lank-Latum hat ein Jäger mit seiner Wärmebilddrohne Wildtiere entdeckt. Die Jagdgesellschaft Nierst vergrämt die Tiere mit Geräten, die Töne abgeben.

Dieses Kitz wurde in Lank geborgen. Das Tier wird von einem Helfer in Gras gehüllt, damit es keinen Menschengeruch annimmt.

Foto: KJS Neuss

Sie sind niedlich mit ihren großen braunen Augen, den staksigen Beinen und dem weichen Fell mit den weißen Punkten. Doch die Rehkitze, die regungslos im hohen Gras liegen, leben im Moment sehr gefährlich. Denn die Bauern mähen gerade jetzt im Frühjahr ihre Wiesen und „übersehen“ dabei möglicherweise die von den Müttern abgelegten Kitze. Aber in Meerbusch gab es in den vergangenen Tagen gleich zwei Einsätze, bei denen Rehkitze gerettet werden konnten.

Zwei Kitze konnten jetzt durch den Einsatz einer Wärmebilddrohne zwischen Latumer See und Herrenbusch gerettet werden. Landwirt Stephan Münks hatte einen befreundeten Jäger angesprochen und ihn gebeten, mit seiner Drohne die Wiese abzufliegen, da er sicher war, dass dort Kitze liegen würden. Das Zwillingspaar wurde gesichtet und von Helfern vorsichtig – mit Handschuhen in Gras gehüllt – gerettet. Denn nur weil kein Menschengeruch an den Jungen haftete, konnten Ricke und Kitze nach der Aktion wieder zueinander finden. Landwirt Münks fuhr bei seiner Mähaktion außerdem einen großen Bogen um ein Fasanengelege mit sechs Küken. Küken und Kitze sind in Lank-Latum also wohlauf.

Dieses Rehkitz hat sich im hohen Gras einer Wiese in Nierst versteckt. Es konnte gerettet werden.

Foto: Jagdgesellschaft Nierst

Geschätzt fallen mehr als 100 000 Rehkitze pro Jahr bei der Grasernte den Maschinen zum Opfer. Die Kreisjägerschaft Neuss hat auch zwei Drohnen, die zur Kitz-Sichtung eingesetzt werden. „Zum Glück sind die Landwirte sensibel geworden und bitten uns um Unterstützung“, sagt Birgit Jansen vom Hegering Meerbusch. Doch dazu reichen die Kapazitäten nicht aus. Fünf bis sechs Helfer seien für einen Drohnen-Einsatz nötig, erklärt sie. Aber auch kurze Zeit vor der Mahd aufgestellte Stangen mit Folien – eine Art Vogelscheuche für Rehe – helfen, dass Jungtiere nicht in der zu mähenden Wiese abgelegt werden. Sie bedeuten für das Muttertier Gefahr, und es macht einen Bogen darum.

Das Gerät gibt einen Ton ab, der für Menschen nicht hörbar, aber für Rehwild nur schwer erträglich ist. Die Jagdgesellschaft Nierst hat zwei solcher Geräte angeschafft.

Foto: Jagdgesellschaft Nierst

„Das Berühren durch Menschenhand ist das sichere Todesurteil für die Kitze“, erklärt Birgit Jansen, kommissarische Schatzmeisterin der Kreisjägerschaft Neuss. Denn den Menschengeruch riechen die Muttertiere sofort, wittern Gefahr und lassen von ihrem Nachwuchs ab. Sie appelliert an alle Spaziergänger: „Auch, wenn es den Anschein erwecken sollte, die Kitze liegen nicht etwa einsam und verlassen in der Wiese. Sie wurden vielmehr von den Müttern dort abgelegt.“ Die Muttertiere entfernen sich dann ein kleines Stück vom Jungtier, um es vor Füchsen und Greifvögel zu schützen. „Die Rehkitze sind nämlich geruchsfrei und somit für Feinde nicht auffindbar“, erklärt Birgit Jansen.

Ihr größter Feind ist somit die Mähmaschine. Denn die Kitze fliehen nicht von selber aus ihrem vermeintlich sicheren Versteck. Deshalb ist auch die Jagdgesellschaft Nierst derzeit damit beschäftigt, Rehkitze vor den Maschinen zu retten. „Wir haben zwei Geräte angeschafft, die die Tiere vergrämen“, sagt Hans-Peter Hannemann. Sie werden mit Solarstrom betreiben und geben einen Ton ab, der das Rehwild verscheucht, fürs menschliche Ohr aber nicht zu hören ist. Rund 250 Euro kostet ein solches Gerät, dessen Reichweite rund 1,5 Hektar beträgt. Im Idealfall wird der Kasten mit mindestens zwei Tagen Vorlaufzeit aufgestellt, damit die Tiere genug Zeit haben, die Wiese zu verlassen. Eben diese zwei Tage Zeit blieben aber nicht, als am Dienstag die Wiesen am Wasserwerk in Richtung Stratum gemäht werden sollten. Daraufhin haben Robert und Birgit Daniels vom Reiterhof Daniels in kürzester Zeit 15 freiwillige Helferinnen zusammengeholt, die sich an der Rehkitz-Suchaktion beteiligen wollten. „Knapp drei Stunden sind die Reiterinnen durchs hohe Gras gestapft und haben nach Wildtieren gesucht“, erzählt Hannemann. Drei Kitze konnten sie tatsächlich noch entdecken und retten. „Das war eine wirklich tolle Gemeinschaftsaktion“, sagt der Jäger und lobt das grundsätzlich gute Miteinander von Landwirten und Jägern. Als Unterstützung für die Bauern hat die Jagdgesellschaft Nierst ihre Geräte mittlerweile schon wieder auf zwei anderen Wiesen aufgestellt.