Karolinger-Kirche in Lank entdeckt
Archäologie: Die Ausgrabungen an der St.Stephanus- Kirche haben eine kleine Sensation zutage befördert.
Lank-Latum. Was als einfache Sondage auf Initiative des Heimatkreises Lank begann, ist mittlerweile eine kleine archäologische Sensation. Seit 14 Tagen graben Hans-Peter Schletter und sein Kollege Patrick Jülich im Schatten der St.Stephanus-Kirche in Lank. Der Auftrag: die Eckpunkte der romanischen Vorgänger-Kirche zu finden, damit die Grundrisse mit Stein oder Metall nachgezeichnet werden können. Ausgehend von den bekannten Grundmauern am Turm, waren die nordwestliche Ecke des Seitenschiffes und der Chor-Ansatz im Osten auch rasch gefunden.
Was die Archäologen allerdings stutzig machte, waren ein paar mächtige Flusskiesel an der Innenseite des Fundaments. Schnell wurde deutlich, dass sich parallel zu dem romanischen Fundament ein weiteres abzeichnete: das von der kleineren Vorgängerkirche aus der Karolingerzeit.
Dass in diesem Bereich alle Fundamente in sehr schlechtem Zustand sind, ist auf die Arbeit von Architekt Johann Heinrich Freyse zurückzuführen. Er wollte die heutige Basilika auf einer deutlichen Anhöhe und mit Bäumen umstanden wissen. So wurde der ursprüngliche Hang zur Hauptstraße hin abgetragen und das mittlerweile mächtige Wurzelwerk hat sich seinen Weg zwischen den zum Teil nur in die Erde gebetteten Steinen gesucht.
Dennoch lässt sich das ältere Mauerwerk mit hoher Wahrscheinlichkeit in das 8.oder 9.Jahrhundert datieren. Es ist damit bislang der mit Abstand älteste christliche Sakralbau im Stadtgebiet. Dies gibt zum einen der Typ der Saalkirche her, aber auch die geschichtliche Überlieferung. So ist die heutige Pfarrkirche als Eigenkirche auf dem Land eines Herrenhofes, des späteren Fronhofes, entstanden. Sie war damit zugleich Repräsentationsobjekt und Herrschaftsmittelpunkt eines lokalen Adligen.
Von diesem ging die Lanker Grundherrschaft zum Ende des 12. Jahrhunderts an das Stift Kaiserswerth über, das um 1200 - auch als Zeichen seiner Macht - eine neue Kirche mit dem noch erhaltenen Turm errichten ließ.
Dabei wurden bereits ältere Gräber gestört, von denen eines in die Mitte des 10. Jahrhunderts datiert wird. Darunter fanden sich Spuren noch älterer Bestattungen. Kirche und Friedhof in Lank dürften in der Nachfolge des Gelleper Gräberfeldes stehen, das bis in das 7.Jahrhundert hinein genutzt wurde.
Im Fundament der karolingischen Kirche hat Schletter auch eine massive "Störung" im Chorbereich entdeckt, die sich als neuzeitliche Bestattung entpuppte. Daneben fanden sich, weiter im Kircheninnern, Reste eines zweiten Sarges. An dieser prominenten Stelle, unmittelbar vor dem Hochaltar, befand sich, davon gehen die Archäologen aus, eine Reihe von Gräbern, die wohl den Pastören zugeordnet werden dürfen. In der Mitte des Chores wurde zuletzt 1798 der Pfarrer und Chronist Wilhelm Jacobs beigesetzt, dessen Grab noch erhalten ist.
In diesen Tagen machen sich die beiden Archäologen abschließend daran, die Breite des südlichen Seitenschiffs und die Länge der karolingischen Saalkirche zu bestimmen.