Schwimmerin aus Büderich Büdericherin durchschwimmt Bodensee
Meerbusch · Katrin Weber hat sich in der Homeoffice-Periode dem Schwimmen gewidmet und nun eine besondere Herausforderung bewältigt.
Auf ihre „Mission Bodensee“ hatte sich Katrin Weber lange und sorgfältig vorbereitet. Das Schwäbische Meer zu durchschwimmen, war ihr großes Ziel. Seit Januar hatte die Büdericherin emsig trainiert und sich schon damals für die 13 Kilometer lange Etappe angemeldet. Organisiert werden solche Einsätze von einem privaten Unternehmen. Die Schwimmer bekommen einen Slot von einer Woche zugeteilt, in dem sie dann ihre Unternehmung in Angriff nehmen können.
Anfang September war es so weit. Durch einen weichen Neopren-Anzug vor der Kälte geschützt, stieg Katrin Weber in Friedrichshafen ins Wasser. Und kam am Schweizer Ufer bei Romanshorn wieder heraus; „vollgepumpt mit Adrenalin und so euphorisch, wie ich es noch nie erlebt hatte“, erzählt sie. „Ein unvergessliches Gefühl.“
Die nährenden Flüssigkeiten fischte sie aus einem Kescher
Ihr Lebensgefährte und ihre Tochter versorgten die Schwimmerin von einem Begleitboot aus alle 20 Minuten mit Energie spendenden Getränken. „Anfassen durfte ich das Boot nicht, ich wäre sofort disqualifiziert worden. Auf der gesamten Strecke fuhren zwei Leute neben mir her, die alles streng kontrollierten.“ Die nährenden Flüssigkeiten fischte sie aus einem vorgehaltenen Kescher. Was gab es zur Stärkung? „Elektrolyte, Bananensaft, Getränke mit Honig und Ingwertee“, listet sie auf, „jedenfalls nichts, was man kauen musste.“ Für den Kraftakt brauchte Katrin Weber fünfeinhalb Stunden, legte etwa 2,8 Kilometer pro Stunde zurück. „Das ist nicht besonders schnell“, räumt sie ein. „Aber ich musste ja keinen Rekord brechen. Mir kam es darauf an, meine Kräfte gut einzuteilen und das Ziel zu erreichen.“
Warum nahm die Büdericherin diese diese Anstrengung überhaupt auf sich? „Während Corona war ich fast immer im Homeoffice“, begründet Katrin Weber, die Jura und Politik studiert hat, mit einem Stipendium auch in den USA. Seit 20 Jahren betreut sie diverse Projekte fürs Düsseldorfer Handelsblatt. „Ich brauchte nach der häuslichen Zeit Bewegung und etwas ganz für mich allein, auf das ich hinarbeiten konnte.“ Eine Landratte sei sie nicht, eher eine Amphibie: „So kam ich aufs Schwimmen.“ Sie kaufte Zehnerkarten für Hallenbäder in Meerbusch, Neuss, Düsseldorf und Mönchengladbach, nutzte sie, so oft sie konnte. Weber trainierte ihre Kraft mit Hanteln auf der Terrasse, machte Yoga fürs Gemüt.
Der Büdericher Fitness-Coach Philip Mes unterstützte sie mental und überwachte das Testschwimmen in einem See bei Kamp-Lintfort. Zwei Stunden musste sie durchhalten, sonst wäre sie zur Prüfung gar nicht angenommen worden. Aber nie zuvor war sie weiter als sechs Kilometer geschwommen.
Für den Bodensee entschied sie sich, weil sie nach einem Urlaub dort total begeistert von der schönen Landschaft war. „Viele durchschwimmen ja für derartige Herausforderungen den Ärmelkanal“, sagt sie. „Eine Kloake, verglichen mit dem Bodensee. Erst als ich ihn in seiner schieren Größe vor mir liegen sah, wurde mir ein wenig schwummrig. Ich hoffte, der Mut möge mich nicht verlassen.“
Doch beim Schwimmen fiel alle Nervosität von ihr ab. „Ich habe es genossen. Mich störten weder Schiffe noch Fische, vor allem keine Aale, vor denen es mir gruselt. Das Wasser war angenehm warm und spiegelglatt. Wellen hätten mich sicher aus dem Konzept gebracht“, glaubt sie.
Es ging Katrin Weber aber nicht nur darum, eine persönliche Herausforderung zu meistern. Sie verbindet damit auch ein Herzensanliegen, einen Aufruf. „Kinder sollten unbedingt rechtzeitig schwimmen lernen. Das ist gut für die Bewegung, die Geselligkeit, das Austoben, die Sicherheit“, mahnt sie. „Ich habe dadurch Stress abgebaut, bin fitter und resilienter geworden.“
Ehrenamtlich war sie hin und wieder als Schwimmlehrerin tätig, kann das aber aus Haftungsgründen nicht ausbauen. Deshalb setzt sich Katrin Weber als Mitglied im Soroptimist International Club Meerbusch dafür ein, bedürftigen Kindern Schwimmunterricht zu ermöglichen. „Und zwar nicht nur Flüchtlingskindern aus der Ukraine, die das ohne Frage dringend brauchen. Wir sind auf keine Nationalität fokussiert. Selbst in unserer Stadt gibt es dafür Bedarf, auch wenn man es nicht auf den ersten Blick sieht. Die Kurse finanzieren wir über unseren Förderverein.“
Sie selbst habe als Kind erst spät das Schwimmen gelernt und nie das Seepferdchen-Abzeichen gemacht, verrät Katrin Weber noch. „Das konnte ich jetzt im Bodensee nachholen. Dort habe ich, gemessen an der Strecke, insgesamt 520 Seepferdchen geschafft.“