Kiga 71 in Bösinghoven: In dieser Kita können Wände atmen

Beim Kiga 71 in Bösinghoven nimmt das geplante „Holzhaus“ binnen kürzester Zeit Gestalt an.

Bösinghoven. Die Bodenplatte liegt schon länger, doch erst am Donnerstag begannen die Aufbauarbeiten für das neue Kinder- und Familienzentrum des Vereins Kindergarten 71 in Bösinghoven. Nach dem arbeitsfreien Wochenende war der Fortschritt auf der Baustelle am Dienstag schon so enorm, dass man meinen könnte, hier wird seit mehreren Wochen malocht.

Das neue Haus mit einer Nutzfläche von 750 Quadratmetern wird fast vollständig aus Holz sein, nur in der Fassade wird mit Klinker gearbeitet. Die Fertigbauweise ermöglicht es, dass die Montage höchstens drei Wochen dauert. „In der nächsten Woche kommen Dach und Fenster, bis Weihnachten steht der Baukörper“, sagt Susanne Göbl. Ab 6. Januar geht es dann mit dem Innenausbau weiter, „Ende März ist hoffentlich alles fertig“, so die Architektin.

Schon jetzt lässt sich erahnen, wo genau Gruppen-, Schlaf-, Essens-, Turn-, Therapie- oder Aufenthaltsräume des viergruppigen Kindergartens an der Josef-Werres-Straße entstehen sollen. Der energetische Standard werde höchsten Ansprüchen genügen, verspricht Göbl. Die Akustikdecken und Wände aus Holz garantieren nicht nur eine hohes Maß an Schallschutz, sondern sind auch gut für das Raumklima und die Energieeffizienz. „Die Wände atmen, nehmen die Feuchtigkeit auf und geben sie abhängig von der Jahreszeit wieder ab“, erklärt die Architektin. In die relativ dünnen Wände wird rein natürlicher Zellstoff als Dämmmaterial hineingepustet. Das dehnt sich dann aus, so dass die Holzwände prall gefüllt sind und letztlich Platz gespart wird.

Dass das Haus aufgrund seiner Bauweise im Notfall sofort komplett in Flammen stehen würde, stimme nicht, sagt Göbl: „Der Brandschutz entspricht der Feuerwiderstandsklasse F30.“ Das heißt, ein Bauteil würde im Fall eines Brandes mindestens 30 Minuten seine Funktion behalten und entsprechend die Tragfähigkeit garantieren.

Die praktische Modulbauweise macht es auch möglich, dass man sich im Vorfeld nicht festlegen muss, wie geheizt werden soll. „Gas wäre eine Möglichkeit, wir denken aber auch über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Keller nach. Auf das Dach kommt zusätzlich eine Photovoltaikanlage. Wir versuchen, alles so ökologisch wie ökonomisch hinzukriegen“, erklärt Göbl.