Asylanträge: Nur gut integrierte Familien finden Privatwohnung
Die Zahl der Asylanträge steigt. Das stellt die Stadt vor Probleme. Auch finanziell wirkt sich der Anstieg aus.
Meerbusch. 85 000 Asylanträge gab es in diesem Jahr in Deutschland, im Vorjahr waren es nur 49 000 — ein Anstieg von 74 Prozent. Auch Meerbusch ist verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen — bis Oktober waren es in diesem Jahr bereits 92 — doch die Kapazität der Übergangswohnheime mit ihren insgesamt 180 Plätzen ist, wie die WZ bereits berichtete, nahezu erschöpft.
In der letzten Sitzung des Sozialausschusses erläuterte Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage, wie sich die Situation für die Stadt darstellt. Ein Problem sei, dass, unabhängig von den Zuweisungen durch die Bezirksregierung in Arnsberg, weitere Zugänge im Rahmen von Asylfolgeverfahren zu erwarten sind. Mielke: „Diese Personen stehen plötzlich mit Kind, Kegel und Koffer wieder auf der Matte und müssen angenommen werden, weil sie infolge ihres Erstantrages bereits Meerbusch zugewiesen waren.“ Dabei würde es sich oft um Serben handeln, präzisierte Beatrix Dreyer von der Verwaltung, und nicht, wie man vermuten könnte, Syrer.
Die Anzahl der Leistungsempfänger habe sich damit bis Oktober auf 162 (2012: 111) erhöht, die der Bedarfsgemeinschaften auf 105 (67).
Dass es in der Vergangenheit in den beiden Übergangswohnheimen an der Cranachstraße in Büderich und am Heidbergdamm in Lank trotz anfänglicher Bedenken der Anwohner zu keinerlei nennenswerten Zwischenfällen gekommen sei, liege nicht zuletzt an dem eingesetzten Wachdienst sowie der sozialpädagogischen Betreuung, so Mielke — eine ziemlich teure Lösung, die sich andere Städte nicht leisten, an der Meerbusch aber festhalten will. Darin waren sich die Sozialpolitiker einig. Jörg Wartchow (CDU): „Da stoßen bisweilen Welten aufeinander, die 24-Stunden-Betreuung ist unverzichtbar.“
Die Errichtung von Festbauten, um die steigenden Flüchtlingszahlen zu bewältigen, komme jedoch nicht infrage. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich um temporäre Erscheinungen handelt und die Zahlen Wellenbewegungen aufweisen“, fasste Wartchow die Meinung des Ausschusses zusammen.
Daher stieß der von der Verwaltung vorgelegte Maßnahmenkatalog auch auf Zustimmung. Der sieht zum einen eine Intensivierung der Vermittlung aus den Übergangswohnheimen in Privatwohnungen vor. Diese Möglichkeit besteht für Leistungsempfänger nach 48-monatigem Bezug von Grundleistungen oder einem positiven Ausgang des Asylverfahrens. Allerdings, so Dreyer, „finden nur wirklich gut integrierte Familien auch einen privaten Vermieter“.
Darüber hinaus soll eine der drei Obdachlosenunterkünfte an der Strümper Straße in Osterath umfunktioniert werden. Auch freiwerdende Dienstwohnungen kommen infrage. Reicht der Raum dann immer noch nicht, muss zur Not auf Wohncontainer zurückgegriffen werden.
Durch die gestiegenen Fallzahlen erhöhen sich natürlich auch die Kosten. Allein die Transferleistungen liegen 2013 bei voraussichtlich 890 000 Euro, für 2014 ist ein weiterer Anstieg auf 908 000 Euro zu erwarten. Doch Mielke kündigte bereits an, „dass, wenn die Entwicklung so fortschreitet wie zuletzt, wir auch damit nicht auskommen werden“.