Kleiner Markt mit Gemütlichkeit
Nur drei Stände hat der Markt in Nierst. Trotzdem kommen viele Kunden. Ein Grund ist die Atmosphäre. Zudem gibt es ein Markt-Café.
Eine Kundin mit Kind auf dem Arm beäugt die Auslage am Wagen der Landbäckerei Hilgers. „Was ist das mit dem Sesam?“, fragt sie und deutet auf ein Brötchen: „Das sieht spannend aus!“ Verkäuferin Inge Rose schaut genau hin: „Da müssen wohl auch Cranberries drin sein.“ Dass sie auf dem kleinen Nierster Markt die Bäckereiwaren von Hilgers verkauft, ist ein Freundschaftsdienst. „Momentan werden alle Mitarbeiter im Osterather Laden gebraucht“, erzählt sie. „Die wollten den Wagen schon abziehen. Da bin ich gern eingesprungen, ich bin ja vom Fach.“
Seit gut drei Monaten klappt sie die gut bestückte Theke auf. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat parken auf dem Hof der Alten Schule in Nierst drei Wagen. Außer der Bäckerei Hilgers bietet Jan der Kasmann seine Käse-Spezialitäten auf dem kleinen, gemütlichen Markt an. Der Holländer wohnt in Krefeld und beliefert mehrere Märkte. Um 15 Uhr rollt dann noch das Auto der Metzgerei Cartigny aus Willich an — früher geht nicht, erst muss der Markt in Moers zu Ende sein. Hauptsächlich hat Cartigny Geflügel im Sortiment, dazu Rindfleisch- und Wildspezialitäten sowie hausgemachte Suppen.
Und dann ist da noch das Marktcafé. Vor der Alten Schule steht ein Biertisch mit Bänken. Drinnen in der Küche werkeln zwei Helferinnen. „Wenn wir nicht wären, gäbe es das Café nicht mehr“, sagt Elfriede Lacour. „Alles Teamwork“, ergänzt Christa Reinecke. Sie deutet zur Tür: „Da kommt die Chefin.“ Leicht verlegen wehrt sich Annemarie Klefges: „Ach was, ich bin doch nicht die Chefin!“ Sie trägt ein Tablett mit Teilchen, zerschneidet die Stücke. „Früher haben wir den Kuchen selber gebacken“, erzählt sie: „Aber die Bäckerei soll auch was verdienen. Wer gerade möchte, spendet eine Runde.“
Das Marktcafé wirft kleine Gewinne ab, die gespendet werden. Die Frauen schafften schon Stuhlkissen für den Seniorenclub an und zuletzt einen stabilen Roller für den Kindergarten. Der ist gleich nebenan. Deshalb kommen auch viele junge Mütter zum Markt.
„Unsere Kinder wollen oft eine Brezel oder ein Stütchen“, sagt Kathrin Mertens. Celia Rex und Sarah Ennen versorgen sich auch gern mit Backwaren, wünschen sich für den Nierster Markt aber ein etwas umfangreicheres Angebot: „Blumen wären schön. Oder auch Obst und Gemüse.“
Jan der Kasmann, der eigentlich Gerjan Grindhuis heißt, ist zufrieden mit seinen Geschäften. „Am Anfang dachte ich, was soll ich hier. Doch dann hat sich alles immer besser entwickelt. Jetzt bediene ich auch mehr jüngere Leute“, sagt er.
„Dein selbst gemachter Frischkäse ist am beliebtesten“, schaltet sich Inge Rose vom Bäckerstand ein, wo Zwirbelbrote und Körnerbrötchen weggehen wie die berühmten warmen Semmeln, „und die Kuchen sowieso.“ Die patente Niersterin, die über dem Kindergarten wohnt, setzt sich für ihre Heimat ein: „Ich bin froh, dass der Markt sich so gut etabliert hat. Wir wollen ja nicht, dass er stirbt.“