Kommunalpolitisches Praktikum Schüler lernen Stadt-Politik kennen

Zum Start ihres Praktikums stellten 20 Jugendliche Vertretern der Parteien viele Fragen.

Die Schüler diskutieren mit Moco Ippers von den Grünen (links).

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Chance, einen ganz besonderen Einblick in das politische Leben der Stadt Meerbusch zu gewinnen, nutzen jetzt 20 Jugendliche, die aktuell ein kommunalpolitisches Praktikum absolvieren. Möglich macht das neue Projekt die Volkshochschule Meerbusch. Der erste Versuch im September war noch gescheitert, weil sich nicht genügend Schüler angemeldet hatten. Jetzt hat die VHS einen zweiten Anlauf gestartet – und die Resonanz war deutlich größer.

Am Freitagabend fiel der Startschuss des in vier Module aufgeteilten Projekts. Nach einer Einführungsstunde in den Aufbau der Stadtverwaltung durch den Ersten Beigeordneten, Franz Maatz, stellten sich beim so genannten Speed-Debating Lokalpolitiker aller sechs Fraktionen in den Räumen der VHS in Osterath den Fragen der 14- bis 18-jährigen Schüler.

Jeweils acht Minuten hatten die in Zweiergruppen eingeteilten Teilnehmer Zeit, um den anwesenden Vertretern von CDU, SPD, Grüne, FDP, UWG und Piraten auf den Zahn zu fühlen. Dabei waren die Fragen äußerst vielfältig. Es wurden sowohl bundespolitische Themen wie die Digitalisierung, der Ausstieg aus Braunkohle- und Atomkraft oder der demografische Wandel in Deutschland auf den Tisch gebracht als auch lokalpolitische Themen wie der hiesige ÖPNV oder der Ausbau der A57. „Die Fragen der Schüler sind sehr erfrischend. Auf manche davon war ich überhaupt nicht vorbereitet, aber das hat das Ganze so spannend gemacht“, sagte Jörg Wartchow, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU.

Viele der Schüler wollten aber auch einfach nur wissen, wie der Alltag eines Kommunalpolitikers aussieht und wie man dazu gekommen sei, sich auf dieser Ebene für die Gemeinde einzusetzen. „Miteinander sprechen, diskutieren und gemeinsam Lösungen finden – das macht einfach unheimlich Spaß“, erklärte Dirk Banse, der die SPD im Kultur- sowie im Bau- und Umweltausschuss vertritt. Ralph Jörgens, Fraktionsvorsitzender FDP, warb bei den Jugendlichen gezielt dafür, sich politisch zu engagieren. „Mein Ziel ist, bis 2020 ein Jugendparlament zu etablieren. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Nachwuchs mitmacht. Wir können die Plattform stellen, bespielen müssen sie die Jugendlichen selbst.“

Zumindest das Interesse daran dürfte am Freitagabend bei dem einen oder anderen geweckt worden sein. „Ich bin echt geflasht“, sagte Dana nach den Kurzgesprächen mit den Mentoren. Vorher habe sie Vorurteile gegenüber bestimmten Parteien gehabt, doch die seien nun weg. Umso schwerer fiel es der 15-Jährigen, sich für eine Fraktion zu entscheiden. Denn unmittelbar nach dem Speed-Debating musste sich jeder festlegen, an welcher Fraktionssitzung er am heutigen Montag im zweiten Teil des Praktikums teilnehmen möchte.

Im dritten Modul besuchen alle am Donnerstag die Ratssitzung in Strümp. Beim letzten Treffen am Freitag, einem praxisnah gestalteten Planspieltag, an dem die jungen Leute in die Rolle von Kommunalpolitikern schlüpfen, erhalten alle Teilnehmer dann das Zertifikat „Basisbaustein für gelebte Demokratie“. „Ich bin mit 21 Jahren ja selbst noch sehr jung, deshalb finde ich das Projekt super und wichtig, um junge Leute für Kommunalpolitik zu begeistern“, sagte Morice-Constantin Ippers von den Grünen.